Welches Land entsendet derzeit auf der Torhüterposition die meisten Legionäre in die Fußball-Bundesliga? Insbesondere die Borussenfans werden hier wohl kaum danebenliegen, mit Gregor Kobel nämlich setzt sich die schweizerische Tradition zwischen den Dortmunder Pfosten in der kommenden Saison fort.
An der Strobelallee ist der gerade einmal 23-Jährige als Investition in die Zukunft zu verstehen. Schon 2017 hatte sein Coach vorhergesagt, Dortmunds neue Nr. 1 werde, wenn er sich weiter so gut entwickle, „mächtig Druck“ u. a. auf Marwin Hitz und Roman Bürki aufbauen. Hierbei kamen damals allerdings keine hellseherischen Fähigkeiten zum Einsatz, vielmehr war von der Nationalelf unseres Nachbarlandes die Rede gewesen. Der Wechsel zum BVB ist nun Gregor Kobels nächster großer Karriereschritt. Schon bei seiner letzten Station im Kasten des VfB Stuttgart hatte sich der gebürtige Züricher den Ruf eines sehr reaktionsschnellen und auch fußballerisch starken Keepers erworben – Rang 4 in der letztjährigen Kicker-Saisonauswertung untermauerte die positiven Eindrücke.
Die gewachsenen Möglichkeiten des einen Schweizers allerdings dürften die Karriere eines anderen ein Stück weit ausbremsen: Bei Roman Bürki stehen die Zeichen eindeutig auf Abschied. Wo genau sich Dortmunds langjähriger Stammkeeper im Ranking der schwarzgelben Anhänger aktuell befindet, ist gar nicht so leicht zu sagen – wie die Fans im Stadion ja auch im Laufe der vergangenen Jahre ihr Bild vom 30-Jährigen immer wieder in mal die eine, mal die andere Richtung nachkorrigieren mussten. Auf spektakuläre Rettungstaten folgten mittelfristig immer mal wieder schwer begreifliche Fehler – und umgekehrt. Genügte Bürki auf der Linie in der Regel höchsten Ansprüchen, schien es in Punkto Strafraumbeherrschung oft nicht so richtig vorwärts zu gehen.
Unterm Strich ist „Roman Zwei“ heute weit davon entfernt, bei der Fan-Base „unten durch“ zu sein, ein Kultstatus hingegen blieb ihm ebenso immer verwehrt. Heikel wird es dadurch, dass Bürkis Selbstverständnis wiederum – anders als bei Marwin Hitz – eben aller Voraussicht nach nicht das eines „zweiten ersten Mannes“ ist. Seinem designierten Nachfolger beim BVB wiederum wird bislang durchweg große Konstanz attestiert. Den ersten Ehrgeiz-Nachweis erbrachte Gregor Kobel zudem, als er deutlich eher als vertraglich verlangt seinen Sommerurlaub beendete und ins Training einstieg.
Das neu vergebene Trikot mit der Nummer 1 tut sein Übriges: Die Zukunft im Borussentor soll ohne Frage Gregor Kobel gehören. Hoffen wir also, dass die Südtribüne schon bald Lust und Laune hat, einen neuen Namen zu skandieren. Roman Bürki wiederum hat sich – egal, wie die Geschichte weitergeht – womöglich keine minutenlangen Sprechchöre, aber sicherlich den Respekt und die Anerkennung des Anhangs verdient.