So voll sind Dortmunds Kirchen selten. Doch tatsächlich mussten sich die Menschen am Dienstagabend um kurz vor 18 Uhr die letzten verbliebenen Plätze in den Bankreihen der Großen Kirche Aplerbeck aktiv suchen. Denn weitere Hintergründe zur geplanten Landeseinrichtung für Geflüchtete in der Schleefstraße zu erfahren, wollten sich offenbar viele nicht entgehen lassen. Die Bezirksregierung Arnsberg hatte zu einer entsprechenden Informationsveranstaltung in die Märtmannstraße eingeladen.
Maximal zwei Jahre Aufenthalt
Entstehen soll im ehemaligen „Best Western Dortmund Airport“, zunächst für fünf Jahre und mit der Option auf weitere fünf Jahre, eine sogenannte „Zentrale Unterbringungseinrichtung“ (ZUE). Diese Einrichtungen stellen für Geflüchtete Anlaufstellen auf der dritten Ebene dar. Zunächst nämlich melden sich die Menschen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in Bochum, wo sie registriert und identifiziert werden. Übernachtungen sind hier nicht vorgesehen. Vielmehr kommen Geflüchtete etwa für die ersten zwei Wochen in einer der fünf Erstaufnahmeeinrichtungen (EAE) unter, wo sie einen Asylantrag stellen und sich einer Gesundheitsprüfung unterziehen.
Erst, wenn all diese Schritte vollzogen sind, werden die Menschen einer der 12 ZUEs im Regierungsbezirk Arnsberg zugewiesen, also gegebenenfalls auch der Einrichtung, die ab Februar in Aplerbeck 350 Plätze vorhalten soll. Aber auch hier bleiben die Geflüchteten nicht dauerhaft, sondern warten lediglich auf die Bearbeitung ihres Asylantrages. Bei Alleinreisenden soll das maximal 18 Monate, in Ausnahmefällen bis zu zwei Jahre dauern. Familien hingegen werden nach spätestens sechs Monaten einer Kommune zugewiesen, unabhängig vom Bearbeitungsstatus ihres Asylantrages.
Keine Kosten, keine Kitaplätze, keine Schulplätze
Bei einer ZUE handelt es sich um eine Einrichtung des Landes. Das bedeutet, dass das Land die Kosten für die Organisation und das Personal übernimmt, das in der ZUE durchgehend für Sicherheit und Betreuung sorgt. Auch die geplante Sanitätsstation und das Catering vor Ort finanziert das Land. Gleichzeitig werden die Menschen, die hier aufgenommen werden, auf die Aufnahmeverpflichtung der Stadt Dortmund angerechnet, die anderenfalls über kommunal finanzierte Einrichtungen abgedeckt werden muss.
Auch haben die Kinder, die sich im Klärungsprozess mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) befinden, keine Schulpflicht und erhalten ein „schulnahes Bildungsangebot“ in der Einrichtung, unter anderem in deutscher Sprache, wie Richard Franke vom DRK berichtet, das die entsprechende Einrichtung in Oespel betreut. Schulplätze binden die geflüchteten Kinder also erst, wenn sie einer Kommune zugeordnet sind und nicht bereits während ihres Aufenthaltes der Schleefstraße. Gleiches gilt für Kinder im Kitaalter, die in einer Kinderspielstube stundenweise betreut werden, um in Kontakt mit anderen Kindern zu kommen und den Eltern die Möglichkeit zu geben, ihre Angelegenheiten zu regeln.
Ob aber vermehrt Familien oder alleinreisende Menschen in der „Unterbringungseinrichtung Dortmund-Ost“ unterkommen werden, ist nicht vorherzusehen. Was man jedoch weiß, ist, das momentan die meisten Geflüchteten aus Afghanistan, der Türkei, dem Iran und der Ukraine kommen. Was sich bis zur Eröffnung der Einrichtung bezüglich des Umgangs der deutschen Behörden mit syrischen Geflüchteten entwickelt haben wird, bleibt abzuwarten.
Ehrenamt willkommen
Den Erfahrungen der Bezirksregierung entsprechend sind viele der Menschen in den ZUEs gewillt, innerhalb der Einrichtung oder im nahen Umfeld gemeinnützige Arbeit wie zum Beispiel Grünpflege zu leisten. Umgekehrt aber erleichtern ihnen Ehrenamtliche aus der Stadtgesellschaft das tägliche Leben, vor allem im Freizeitbereich. Wer sich beispielsweise in einem Frauen- oder Männercafé, einem Sportkurs, in Nähkursen, bei Spieleabenden oder -turnieren oder im Deutschunterricht für die Menschen in der ZUE engagieren möchte, findet ab dem 16. Dezember beim „Umfeldmanager“ unter 0155-66389862 oder einen offenes Ohr.