“Mit einem neuen Jahr wird auch ein neues Kapitel aufgeschlagen.” Als Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe bezog sich Dr. Georg Lunemann am vergangenen Freitag mit diesem Satz auf ein neues Kapitel in der Geschichte der Aplerbecker LWL-Förderschulen. An diesem Vormittag nämlich eröffneten die Schule am Marsbruch für Kinder und Jugendliche mit körperlichen und motorischen Unterstützungsbedarfen und die Martin-Bartels-Schule, an der blinde und sehbehinderte Schüler:innen lernen, offiziell ihr gemeinsames Schulgebäude.
“Eine bunte Vielfalt”
“Mega fühlt es sich an”, in dem neuen Schulgebäude zu arbeiten, findet Ulrike Witte als Schulleiterin der Martin-Bartels-Schule. Ein knappes Jahrzehnt hatte die Zeit des Umbruchs gedauert – und sich um ein Jahr verzögert, kündigte der LWL 2021 die Eröffnung doch noch für Anfang 2023 an. Seit dem Jahr 2015 liefen die Bauarbeiten auf dem Schulcampus an der Marsbruchstraße.
Mit ihrer Rückkehr aus den Weihnachtsferien bezogen die insgesamt fast 300 Kinder und Jugendlichen nun ein Schulgebäude, das mit einem gemeinsamen Forum und zwei gemeinsam genutzten Schulhöfen “mit vielen Schaukeln und Sandkästen und Klettermöglichkeiten” auch die Schulgemeinschaften miteinander verbindet, wie Schulleiterin Witte betont: “Die Gemeinsamkeit ist unsere Stärke.” So fügten sich auf dem Aplerbecker Schulcampus Kinder aus 20 Nationen zu “einer bunten Vielfalt” zusammen. Nicht von ungefähr hatte die Schulband für die Eröffnungsfeier das Stück “Gemeinsam sind wir stark” ausgewählt, das bereits beim Einzug der Schüler:innen in das Forum aus den Boxen erklang, jedoch weitestgehend vom Applaus der Anwesenden übertönt wurde.
Normalerweise jedoch profitieren die Schulen in den neuen Räumen laut Witte von einer hervorragenden Akustik, auch in den Gruppenräumen, die jeweils zwei Klassenräume miteinander verbinden: “Man hört es nicht links und nicht rechts und das war etwas, was wir mit Erstaunen wahrgenommen haben.” So trage der moderate Geräuschpegel ebenso zu einem Wohlbefinden im Schulalltag bei wie die hellen Räumlichkeiten.
Auch sind die beiden Schulgebäude zur Freude vieler Kinder und Jugendlicher über lange Flure verbunden. “Für einige unserer Rollstuhlfahrer:innen” könne man über Geschwindigkeitsbegrenzung nachdenken, sagt Torsten Dittrich, Schulleiter der Schule am Marsbruch schmunzelnd. Man habe, so Schulleiterin Witte lachend, bereits E-Rollis beobachten können, die mit Vollgas durch die Flure rauschten, gleich mehrere Kinder in Rollstühlen hintendran.
Wachsender “Förder-Pflege-Raumbedarf”
In den vergangenen zehn Jahren seien die Schüler:innenzahlen an allen LWL-Schulen um zehn Prozent gewachsen, berichtet Landschaftsverbandsdirektor Dr. Lunemann: “Der Förder-Pflege-Raumbedarf ist viel größer geworden.” Dementsprechend sei die dritte Etage des neuen Schulgebäudes nun für Therapie und Pflege reserviert. Im unteren Bereich habe der LWL “mehr oder weniger Klassen- und Fachräume geschaffen, die die Bedarfe decken” – “mehr oder weniger”, weil offenbar mit einem weiteren Anstieg des Bedarfs zu rechnen ist. “Um unserem Auftrag gerecht zu werden, der Beschulung von pflegebedürftigen Kindern und Jugendlichen”, sei dieser Neubau daher unerlässlich gewesen, auch wenn es sich um ein Investitionsvolumen von insgesamt 31,5 Millionen Euro handele, zeigt sich Dr. Lunemann überzeugt.