Eine Aplerbeckerin hatte einen großen Wunsch. Für ihren im Sterben liegenden Ehemann empfand sie ein Obstbaumgrab auf dem Bezirksfriedhof Aplerbeck als das Richtige. Und so wurde ihr Mann als erster dort bestattet, noch bevor die Bauarbeiten an dem Grabfeld überhaupt begonnen hatten. Das wurde heute offiziell eröffnet.
Grabstellen rund um eine Wildblumenwiese
Insgesamt 77 Grabflächen mit jeweils bis zu vier Grabstellen für Urnenbestattungen halten die vier durch Wege getrennten Felder bereit. Noch stehen hier erst sehr wenige Obstbäume, aber die Auszubildenden der Friedhöfe Dortmund haben bereits mit den Pflanzungen begonnen. Kirschen, Pflaumen-, Apfel- und Birnenbäume sollen hier demnächst stehen, wie Friedhofsleiter Otto aufzählt: “Wir haben wirklich sehr variantenreich verteilt.” Um die Bäume herum soll eine Wildblumenwiese entstehen, die aufgrund des nassen Wetters jedoch noch nicht eingesät werden konnte. Aber “nächstes Jahr im Frühling sieht es hier schon ganz anders aus”, verspricht Stadtsprecherin Alexandra Schürmann.
Dann soll auch der “Aufenthaltscharakter” für die Menschen, die auf den Bänken rund um die Grabfelder Platz nehmen, eine andere sein, hofft Ausbildungsleiter Wolfgang Närdemann. Unter seiner Leitung haben die Auszubildenden die Flächen und Wege angelegt. Von ihnen stammte auch die Idee für die Gestaltung der runden Wegekreuzungsbereiche. “Das ist ja ein Obstbaumgrabfeld”, zitiert Närdemann die jungen Menschen, “pflastern wir doch Obst da rein”. Und so heben sich nun dunkler gepflasterte Flächen in Form eines Apfels und einer Kirsche von der hellgrauen Gehwegpflasterung ab.
Pflegefreies Grab als Ort zum Trauern
Die Grabstellen selbst gruppieren sich jeweils an den Rändern der Grabfelder und sollen so in Zukunft Wildblumenwiese und Obstbäume umsäumen. Auf dem ersten Dortmunder Obstbaumgrabfeld in Kemminghausen hatten die städtischen Friedhöfe die Grabstellen um die Bäume herum verteilt, aber das war “für die Angehörigen nicht ganz so praktisch”, erinnert sich Ausbildungsleiter Närdemann an die Learnings aus den ersten Obstbaumgrabfeldern. Diejenigen, die die Gräber besuchen wollten, hätten “ständig nasse Füße bekommen”. Mit einem Rollator ein Grab auf einer Rasenfläche zu erreichen, ist zudem fast unmöglich.
Pflegen müssen die Angehörigen die Obstbaumgräber jedoch nicht, das übernehmen die Friedhöfe selbst. Somit fällt für viele Menschen ein Grund weg, sich für ein anonymes Grab zu entscheiden, so Gernot Willeke: “Im Grunde machen es die Menschen, um den Nachkommen nicht zur Last zu fallen.” Der Betriebsleiter der Friedhöfe Dortmund rät daher, sich zunächst über eine andere Form der letzten Ruhestätte Gedanken zu machen, weil seiner Erfahrung nach viele Angehörige anonym Bestatteter einen Ort zum Trauern vermissen.
Bleibt noch die Frage der Finanzierung, denn eine Obstbaumgrabstätte kostet 3.070 Euro und damit deutlich mehr als eine Urnenwahlgrabstätte mit vier Plätzen für 1.930 Euro, die jedoch selbst gepflegt werden muss. Die Pflege des Obstbaumgrabfeldes durch die Friedhöfe umfasst übrigens auch die Entfernung des Fallobstes, denn für den Verzehr sind die Kirschen, Äpfel, Pflaumen und Birnen nicht vorgesehen.