Irgendwo in dem fensterlosen Gang ist in die linke Wand eine winzige Stahltür eingelassen. Wer hier die Klinke drückt und hindurchgeht, zieht unwillkürlich ein wenig den Kopf ein. Doch hebt man den Blick, flutet den Augen Licht entgegen und die Enge des Ganges weitet sich geradezu zu einer Halle. Der Fußboden ist von einem fast hallenfüllenden Kunstwerk bedeckt, auch an den Wänden drubbelt sich die Malerei. Entlang der Wände verläuft eine Galerie und auch sie ist angefüllt von Kunst. In einem Bereich nahe der kleinen Tür steht eine junge Frau mit einem Pinsel, der ihr von der Hüfte bis zum Boden reicht. Unter ihren Füßen entsteht ein Schiff auf wogendem Meer. Denn nach zehnjähriger Erfahrung im Einzelhandel, wo „man teilweise doch ganz schön angegegangen wird“, hat sich die Sölderholzerin Melanie Diederichs für eine Ausbildung zur Theatermalerin beim Theater Dortmund entschieden – und steht nun im Malsaal, in dem Kulissen für alle Sparten entstehen.
„Wie viel das Licht schluckt“
„Es ist alles ganz wild und ganz toll und eine ganz wilde Parallelwelt, in die man hier reinkommt“, erzählt die angehende Theatermalerin. Auch sie als Auszubildende stellt im Malsaal Elemente her, die später auf der Bühne zu sehen sind, wie sie erzählt: „Die Spielkartenpanzer bei Alice im Wunderland beispielsweise durfte ich ganz alleine machen, das war ganz, ganz, ganz toll!“ Auf diese Weise kreierte sie „Kunst, die sich bewegt“ und die sie als Zuschauerin verfolgt. Aber auch am Bühnenbild arbeitet sie mit. „Es ist ein ganz wahnsinnig tolles Gefühl und man freut sich auch auf jede Vorstellung, die man sehen darf“, sagt die Künstlerin, „weil man das dann mit dem anderen Auge betrachtet: Wie viel das Licht schluckt und wie viel Kontrast man eigentlich auf die Bilder draufmachen muss.“
So stellt die Bühne ganz andere Anforderungen als die freie Kunst. Auch die Motive sind Diederichs am Theater vorgegeben. Entscheidet sie selbst, malt sie bevorzugt „Fische und Wasserlebewesen und allgemein Wasser, weil 70 Prozent unserer Erde aus Wasser sind und das hat mich sehr fasziniert“. Darüber hinaus befasst sie sich mit den „asiatischen Räumen, diesen Stadtszenen, wie die Reklamen bei Nacht so schön leuchten“. Diese anderen „Parallelwelten“ sind aktuell im Raum für Kunst auf Zeit am Aplerbecker Marktplatz 6 zu sehen, außerdem ab dem 26. Mai im dott.werk an der Kaiserstraße.