Die Protagonstin und die Protagonisten der Weihnachtsgeschichte sind wohl hinreichend bekannt. Umso interessanter erscheint die Perspektive, die Susanne Hocke für das Eine-Frau-Stück „Das Weihnachtsleuchten“ einnimmt. Vom Hund in der zur Volkszählung pilgernden Menschenmasse bis zum leicht übermotivierten „Jungengel“ bekommen bei ihr die Nebenfiguren eine Stimme. So waren sie es, die am Montagvormittag der 1c der Aplerbecker Grundschule in den Räumen der Stadtteilbibliothek Aplerbeck die Weihnachtsgeschichte aus ihrer ganz eigenen Perspektive erzählten.
Eine Frau in vielen Rollen
„Gott hat’s getan. Er ist runter zu den Menschen auf die Erde – als Baby!“ Schnell verbreitet sich diese Kunde unter den Engeln, die mit der Aufgabe hinabgeschickt werden, den Hirten den Weg zu weisen. Und „den Hirten wird warm“ in all dem Licht, das ihnen der Himmel schickt. „Bis nach Betlehem sind wir gelaufen“, erzählt der junge Hirte, ebenso wie alle anderen Figuren gespielt von Susanne Hocke, die sich mal hierhin und mal dorthin wendet, um alle Kinder einzubeziehen, die um sie herum im Kreis auf Fellen sitzen und liegen. „Und in Betlehem stehen wir plötzlich vor einem Stall“.
Szenenwechsel. Die Herbergsfrau, ausgestattet mir rotem Kopftuch, wienert den Fußboden, beschwert sich ein wenig, erklärt die Menschen für verrückt: „Jetzt kommen ständig Leute zu mir und fragen mich nach Gottes Sohn.“ Der Anblick der Heiligen Drei Könige jedoch ringt ihr dann doch Respekt ab: „In meinem Stall, diese feinen Herren!“
Ein Stück auf der „sinnlichen Ebene“
Entwickelt hat sich „Das Weihnachtsleuchten“ in einer Zusammenarbeit mit ihrer Kollegin vom Wittener Brille Theater Meike Wiemann und der Regisseurin Britta Lennardt, so Schauspielerin Hocke: „Die Figuren sind aus Improvisationen zum Thema entstanden.“ Nach mehreren Testläufen mit verschiedenen Kindergruppen haben die Akteurinnen sich nach und nach von erklärendem Text entfernt und „sind immer mehr in diese sinnliche Ebene reingekommen“. Diese Sinnlichkeit spielt vor allem mit dem Motiv des Lichts, mit dem Hocke im Laufe ihres Spiels in unterschiedlichen Rollen interagiert. Auch die Musik liefert einen ausgeprägten sinnlichen Aspekt, die Tobias Bülow durch Eindrücke aus dem Stück inspiriert mit der Hand Pan entwickelt hat.
Das „reine Tourneetheater“ tritt überall dort auf, wo es gebucht wird, so Susanne Hocke. Während gelegentlich bis zu 100 Kinder zuschauen, war die 1c in Aplerbeck unter sich. „Deswegen hatten wir es hier so gemütlich“, nahm die Schauspielerin diesen Umstand durchaus positiv auf.