Wilhelm Koch war in Aplerbeck zur Zeit des Zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit eine Institution. Er war ein mutiger Mann. Als er 1932 mit 25 Jahren als Diakon nach Aplerbeck kam, war sein Gehalt nur für drei Monate gesichert. Er kam dennoch. Man warnte ihn, der aus der Gegend von Kassel kam, vor den Ruhrgebietsmenschen und ihrer Grobheit. Er kam dennoch. Zuständig war er insbesondere für die Jugendbetreuung und für die Bedürftigen im Raum Aplerbeck
Er war ein mutiger Mann, auch den Nazis gegenüber. Trotz Verbotes veranstaltete er Jugendlager, ging mit dem Posaunenchor auf die Straße und unterstützte Bedürftige. Das alles durfte er nicht. Denn dafür waren ausschließlich die Organisationen der NSDAP zuständig. Mehrfach wurde er von der Gestapo verhaftet und schließlich mit Berufsverbot als Kirchenmusiker belegt. Wenn er nun nicht mehr Musik machen durfte, hielt er Gottesdienste und Andachten für gefallene Soldaten ab, zu denen er die Angehörigen einlud. Denn Pfarrer waren nicht mehr am Ort. Sie waren an der Front oder aus der Landeskirche verwiesen. So übernahm Wilhelm Koch auch die Amtshandlungen wie Trauungen, Taufen oder Beerdigungen.
In der Nachkriegszeit nahm er seine Dienstgeschäfte in vollem Umfang wieder auf. Er wurde bald mit führenden Ämtern im Vorstand der deutschen Diakonenschaft, des Kirchenchor- und Posaunenverbandes betraut. Vor Ort begann er mit der Posaunenarbeit, indem er 1945 ganz allein auf seinem Horn in der Kirche blies. Daraufhin kamen drei oder vier Jungen nach dem Gottesdienst zu ihm und baten ihn, er möge ihnen das Hornblasen beibringen. Von dem Tag an wuchs und blühte der Chor. Höhepunkt war wohl, dass der Aplerbecker Posaunenchor 1956 Deutschland auf dem Internationalen Posaunenkongress in der Schweiz vertrat und sich einen internationalen Ruf erwarb, der zu Funk- und Fernsehauftritten führte. Ansonsten: Weihnachtsfeier im Flüchtlingslager Massen, Weihnachtsgottesdienst im Gefängnis, Geburtstagsblasen bei den älteren Gemeindegliedern das ganze Jahr über usw.
Der Kirchenchor der Gemeinde wurde für seine Leistungen von Bundespräsident Heuss mit der Zelter-Plakette ausgezeichnet und der Jungmännerkreis wurde stadtweit bekannt durch das jährliche „Himmelfahrtstreffen“, das mehr als 3000 Jugendliche aus ganz Dortmund anzog, durch das „Johannisfeuer“ im Waldstadion mit Posaunenchor und Verkündigungsspiel, das damals ganz Aplerbeck auf die Beine brachte, das jährliche Weihnachtsspiel am Ersten Weihnachtstag um 6 Uhr morgens in einer überfüllten Kirche und durch regelmäßige Fahrten und Jugendlager, durch die nach dem Zweiten Weltkrieg auch wieder erste internationale Kontakte zustande kamen wie durch die Jugendlager in Kandersteg in der Schweiz.
Wilhelm Koch wurde für diese Arbeit von Bundespräsident Heuss persönlich belobigt und mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Von Albert Schweitzer aus Lambarene in Afrika erhielt er einen handschriftlichen Gruß.
Im politischen Bereich gehörte Koch nach dem Krieg zu den Gründern der CDU in Aplerbeck, war Mitglied im „Entnazifizierungsausschuss“ und wurde in den „Wohlfahrtsausschuss“ und in den „Bürgerausschuss“, den Vorgänger der Bezirksvertretung, berufen, dessen stellvertretender Vorsitzender er jahrelang war. Verdient gemacht hat er sich auch um die Erhellung der Gemeindegeschichte. Ein Großteil der Aplerbecker Straßennamen geht auf seine Vorschläge zurück. Wilhelm Koch, der am 27. Juli 1907 in Kassel das Licht der Welt erblickte, verstarb am 25. Oktober 1976 in Aplerbeck. Zu seinem Gedenken ist eine Straße benannt, der Diakon-Koch-Weg.
Quelle: Aplerbeck – Sechs Profile – Ein Gesicht –
Artikel: Siegfried Liesenberg