Eine Frau kann noch so gut mit dem Bleistift umgehen, für den Beruf der Modezeichnerin reicht es nicht. Vielmehr muss das, was sie zeichnet, „ja irgendwie in die Produktion gebracht werden“, begründet Sabine Kistner, warum sie vor Jahrzehnten auf ihre Jugendträume verzichtete: „Da ich keinen Knopf annähen konnte, hatte sich das für mich erledigt.“ Nach einem ganzen Berufsleben hat sie nun jedoch den Weg zur Kunst zurück gefunden.
Hinter Kistners Haus in Wichlinghofen steht eine Birke. „Da ist so viel Leben drin, so viel Bewegung“, dass die „Hobbymalerin“, wie sie sich selbst bezeichnet, einfach an den Stamm „heranzoomen“ und das Gesehene auf die Leinwand bringen musste. Dennoch bleibt am Bildrand ein wenig Gartenluft, für Kistner und auf ihrem Bild ist sie rot. „Ich male die Welt in anderen Farben“, sagt sie. „Zartblau mit Grau“ wird so zum Beispiel eine Pusteblume.
Spenden und Acryl
Was in den vergangenen Jahren aber besonderen Anklang fand, waren Kistners Aktzeichnungen. Hätte sie ihre Rente nicht, wäre das vielleicht ihr Weg. Finanziell jedoch ist sie nicht auf die Kunst angewiesen, weshalb sie sich ihrer Begeisterung für Acrylmalerei widmen kann. In Cafés, einer Apotheke, der Berswordthalle und auf dem Recklinghäuser Künstlermarkt waren ihre Bilder bereits zu sehen. Die Erlöse verkaufter Bilder spendet sie.
Auch in die Zukunft blickt die 75-Jährige entspannt: „Ich werde peu à peu weitermachen. Wenn ich mir die Ruhe antue, dann gelingt auch oft ein schönes Bild.“