Acht Baugebiete von der Größenordnung, wie sie an der Aplerbecker Bahnhofstraße geplant ist, wären notwendig, um die zusätzlich zum Ausbau im Bestand benötigten 1.000 Wohnungen jährlich in Dortmund zu bauen. Denn nördlich der Bahnlinie sollen in den kommenden Jahren rund 120 Wohneinheiten im Geschosswohnungsbau entstehen. Am Donnerstagabend (16.5.) informierten Stadt, Bauträger und Architekt die interessierte Öffentlichkeit in der Aula des Gymnasiums an der Schweizer Allee über die Pläne.
42 Sozialwohnungen geplant
Drei, teilweise auch vier Etagen sollen die rund 20 Gebäude jeweils erhalten. Gemeinsam sollen sie ein neues Quartier bilden, das das Architekturbüro Reicher Haase Assoziierte, das hier für die Planungen verantwortlich zeichnet, “New Aplerbeck” nennt. Bauträger Wolfgang Froese hat den Austausch mit der Lokalpolitik im Februar nach eigenen Angaben mit einem klaren Auftrag verlassen: “Ich glaube, es besteht in Aplerbeck der Wunsch, dass wir eine ganze Menge mehr Sozialwohnungen bauen als wir müssten.” Und diesen Auftrag plant der Diplom-Betriebswirt in die Tat umzusetzen. Während die Vorschriften ihn zum Berücksichtigung von rund 20 Wohnungen als Sozialwohnungen verpflichten, will er 42 Wohnungen entsprechend ausweisen. Für maximal 6,20 Euro pro Quadratmeter sollen diese Wohnungen zu mieten sein, wobei Froese durch eine Photovoltaik-Anlage und eine Wärmepumpe oder eine noch effizientere Technik auch die Nebenkosten möglichst gering halten will. Andere Wohnungen auf dem Gelände plant er perspektivisch zu vermarkten.
Geschosswohnungsbau, Stellplätze und alte Bäume
Zur besseren Übersicht hatte Architekt Christoph Klanten das Gebiet für die Präsentation in drei Teile aufgeteilt, um den Anwesenden die jeweiligen Besonderheiten nahezubringen. So soll sich der westliche Teil, der im Osten an die Verlängerung der Bedastraße grenzt, vor allem durch dreigeschossige Mehrfamilienhäuser auszeichnen. Hinzukommen sollen Tiefgaragen, die den Bedarf an Stellplätzen für die Wohnungen vor Ort decken und zusätzliche Stellplätze für weitere Teile vorhalten sollen. An den mittleren Teil anbinden soll ein Fuß- und Radweg den westlichen Teil. Dort, am südlichen Ende der Bedastraße, wurden mehrere alte Bäume als “erhaltenswert” eingestuft. Hinzu komme hier weitere Flora und das Ziel stelle “ein möglichst weitgehender Erhalt dieser Vegetationsstruktur” dar, so Architekt Christoph Klanten.
Das gelte auch für das “Herzstück” des Quartiers, wie Klanten den mittleren Teil von der Bedastraße bis knapp östlich der Aplerbecker Bahnhofstraße bezeichnet. Entstehen soll im Bereich der “Bestandsbäume” eine “Gemeinschaftsfläche”. Ebenfalls gemeinsam genutzt werden sollen die geplanten “kleinen grünen Innenhöfe” und ein kleiner Quartiersplatz, an dem sich Büros und gegebenenfalls eine Bäckerei oder Arztpraxis ansiedeln könnten. Darüber hinaus sind auch hier dreigeschossige Gebäude geplant. Vor allem ein Baukörper aus drei großen und zwei kleineren Gebäudeteilen soll jedoch in die Viergeschossigkeit gehen. Wichtig war sowohl der Bahn als auch dem Architekturbüro, den Verbindungsweg von der Aplerbecker Bahnhofstraße aus zum Bahnsteig zu erhalten.
Entsprechend sinnvoll erscheint es, auf dem östlichen Teil eine Park-and-Ride-Anlage zu errichten, die diejenigen, die im Quartier jemanden besuchen möchten, ebenso als Parkplatz nutzen können. Hinzukommen soll auch hier eine Tiefgarage “für private Zwecke”. Insgesamt sollen für die 120 Wohneinheiten etwa 180 Stellplätze entstehen, was in etwa einem Stellplatz pro 50 Quadratmeter Wohnfläche entspricht. Außerdem plant das Architekturbüro rund 250 Fahrradstellplätze, also etwas mehr als zwei Stellplätze pro Wohneinheit. Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, soll dann die Möglichkeit erhalten, über einen neuen Verbindungsweg die Postkutschenstraße zu erreichen.
Lärm, Kinderbetreuung und Barrierefreiheit
Alle Gebäude sollen so ausgerichtet sein, dass größere Fenster auf die schienenabgewandte Seite weisen – obwohl Wolfgang Froese mit eher geringer Lärmbelastung von Seiten der Bahn rechnet. So seien die Regionalbahnen “erheblich leiser als eine Straßenbahn”. Hinzu kommen vier Güterzüge, die das Gelände täglich passieren, davon einer um 5.40 Uhr und einer um 22.40 Uhr. Ein anwesender Anwohner versicherte jedoch, dass das Geräusch der Züge lediglich eine Gewohnheitsfrage darstelle. “Die Regionalzüge hören Sie überhaupt nicht, die sieht man nur.”
Eine weitere Bürgerin erkundigte sich, ob auf dem Gelände eine Kindertageseinrichtung geplant sei. Tatsächlich aber hätten entsprechende Abfragen bei Schul- und Jugendamt ergeben, dass an entsprechender Stelle kein Bedarf nach Kinderbetreuung bestehe, so Stefan Höltermann vom Stadtplanungs- und Bauordnungsamt. Die leicht ironische Rückmeldung der Bürgerin “Da müssen Sie vielleicht mal die Eltern fragen” bestätigte Bezirksbürgermeister Dr. Jan Hendrik Gravert: “Aplerbeck ist vielleicht weniger schlecht ausgestattet als andere Stadtbezirke, aber immer noch schlecht.” Bauträger Froese zeigte sich dem Thema gegenüber offen. So könnten “Kitabetreiber gerne auf unser Büro zukommen, liebend gerne, überhaupt kein Thema”. Eine Fabido-Kita wird es in “New Aplerbeck” aber wohl nicht geben.
Auf die Frage einer anderen Bürgerin nach der Barrierefreiheit im Quartier konnten die Beteiligten vielversprechender antworten. Etwa jede zehnte Wohnung müsse nach vorhandenen Bestimmungen barrierefrei gestaltet sein, so Bauträger Froese: “Dieses Minimum überschreiten wir an dieser Stelle.” Auch die Balkone seien barrierefrei erreichbar. Die Planungen rund um taktile Elemente und ähnliche Maßnahmen stecken hingegen noch in den Kinderschuhen, aber die Barrierefreiheit sei definitiv “Teil der weitergehenden Planungen”, verspricht Architekt Klanten. Dafür bleibt seinem Büro jedoch noch Zeit, rechnet Wolfgang Froese doch damit, in rund vier Jahren die ersten Bauanträge stellen zu können.
Für weitere Anmerkungen aus der Bevölkerung legt die Stadt die Pläne ab Dienstag, den 21. Mai, offen. Interessierte haben dann bis zum 4. Juni die Möglichkeit, zum Bauprojekt Stellung zu nehmen.
Zur frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit liegt das städtebauliche Konzept seit 21.05.2024 bis einschließlich 04.06.2024 im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt der Stadt Dortmund, neben dem Zimmer 9.08 in der 9. Etage des Verwaltungsgebäudes Freistuhl 7, 44137 Dortmund zu folgenden Zeiten zur Einsicht öffentlich aus:
montags bis mittwochs 7.30 Uhr bis 12.00 Uhr und 13.00 Uhr bis 15.30 Uhr,
donnerstags 7.30 Uhr bis 12.00 Uhr und 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr,
freitags 7.30 Uhr bis 12.00 Uhr
(außer an Feiertagen).
Während dieser Zeit ist es möglich, sich schriftlich, mündlich zur Niederschrift (zweckmäßigerweise beim Stadtplanungs- und Bauordnungsamt, Freistuhl 7, 44137 Dortmund) oder auf elektronischem Übertragungsweg (z.B. E-Mail an ) zu den Planungsabsichten zu äußern. Es wird darauf hingewiesen, dass nicht fristgerecht abgegebene Stellungnahmen bei der Beschlussfassung über den Bauleitplan unberücksichtigt bleiben können. Überdies besteht die Möglichkeit, einen Termin zur Auskunft und Erörterung telefonisch unter den Rufnummern 50 – 25699 oder 50 – 26082 zu vereinbaren.
Weiterhin können die Planungsunterlagen im Internet unter Beteiligung der Öffentlichkeit | dortmund.de eingesehen werden. Hier besteht auch die Möglichkeit zur Abgabe von Stellungnahmen.