Etwa 16.000 Menschen im Stadtbezirk Aplerbeck haben kürzlich Post von der Stadt Dortmund bekommen. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie sind mindestens 60 Jahre alt. Denn in diesen Wochen stehen die Seniorenbeiratswahlen an.
Fünf Namen finden sich auf den Briefwahlunterlagen, die bis zum 27. März portofrei zurückgeschickt werden können. Nun haben sich die Kandidierenden vorgestellt.
Neu auf der Liste
Ulrich Finger ist im Stadtbezirk kein Unbekannter. Nachdem sich der gelernte Bauingenieur und ehemalige Leiter des Grünflächenamtes nach 40 Jahren bei der Stadt Dortmund in den Ruhestand verabschiedet hatte, entwickelte er sich zu einem “eifrigen Aktivisten bei der AWO”, wie er sich selbst nennt. Gleichzeitig engagiert er sich beim Stadtbezirksmarketing und als Vorsitzender der Verkehrswacht Dortmund. Im Blick hat er dabei auch die Barrierefreiheit des öffentlichen Raums. Naturgemäß bringt Finger viele Kontakte mit, die er als Seniorenbeirat für ein konkretes Vorhaben im Sinne der Seniorenarbeit nutzen will: “Ich stelle mir ein großes Netzwerk im Stadtbezirk Aplerbeck vor.”
Mit einem sehr konkreten Anliegen kandidiert Klaudia Meyer für den Seniorenbeirat. Die ehemalige Altenpflegerin möchte die sechs Dortmunder Hospize um eine weitere Einrichtung ergänzen – und zwar im Stadtbezirk Aplerbeck: “Das wäre mir ein Herzenswunsch.” Maximal 15 Plätze halte ein Hospiz vor, so die Patchwork-Oma von elf Enkelkindern, die als Fußpflegerin noch immer regelmäßig ältere Menschen im Stadtbezirk besucht. Außerdem arbeitet die gelernte Textilfachverkäuferin als Qigong-Lehrerin. Im Januar will die 66-Jährige darüber hinaus eine Fortbildung im Palliativbereich beginnen – wenn es nach ihr geht, als Aplerbecker Seniorenbeirätin.
Erneut aufgestellt
Seit 2020 ist Jutta Fuchs Seniorenbeirätin im Stadtbezirk Aplerbeck und “vielleicht, wenn der Himmel will, wieder dabei.” In der Vergangenheit Mitglied des Bezirksvertretung und aktuell in der städtischen Begegnungsstätte Berghofen engagiert strebt die ehemalige Gymnasiallehrerin als Seniorenbeirätin an, “eine seelische Heimat für einsame Senioren zu finden”. Konkret denkt die Mutter zweier Kinder dabei an die Einrichtung von generationenübergreifendem Wohnen im Stadtbezirk sowie die Schaffung einer “Alten-WG”. Dort könnten die gecasteten Bewohnenden nach Fuchs’ Vorstellung ihre “Träume austauschen”, gemeinsame Pflege organisieren oder schlicht miteinander Doppelkopf spielen.
Fuchs’ Kompagnon im Seniorenbeirat Martin Fischer tritt nach 10 Jahren im Amt ebenfalls erneut an. Nachdem er im sich nach seiner Tätigkeit als Ausbilder im Berufsförderungswerk im Jahr 2012 in den Ruhestand verabschiedet hatte, begann er, sich im Aplerbecker Geschichtsverein und bei der AWO zu engagieren. Und bald entdeckte er bei einem Austausch mit einer Ratsfrau und einem Besuch der öffentlichen Sitzung des stadtweiten Seniorenbeirates ein weiteres Betätigungsfeld für sich. In den Arbeitskreisen Demografischer Wandel und Öffentlichkeitsarbeit tätig, avancierte er im Jahr 2020 zum Vorsitzenden auf Stadtebene. Nun möchte er auch in Aplerbeck anknüpfen und als “Ansprechpartner für die ältere Bevölkerung” zur Verfügung stehen.
Als Fischer sein Engagement im Aplerbecker Seniorenbeirat aufnahm, traf er auf Rüdiger Pelzer, der bereits seit dem Jahr 2005 die Aplerbecker Senior:innen gegenüber der Kommunalpolitik vertritt. Dem 85-Jährigen liegt vor allem die “Hilfe für hilfsbedürftige Menschen” am Herzen. Dabei denkt er insbesondere an das Stellen von Anträgen auch in digitaler Form, das gerade älteren Menschen seiner Erfahrung nach schwerfällt. Doch viele haben ein Recht darauf, beispielsweise Unterstützung bei der Finanzierung von Pflege von Seiten des Sozialamtes zu erhalten und der ehemalige Vertriebler möchte ihnen, etwa in den Sprechstunden des Seniorenbeirates, dabei helfen, “die Rechte, die sie haben, auch auszuüben.”
Fünf Kandidierende für drei Mandate
Bezirksbürgermeister Dr. Jan Hendrik Gravert nutzte die Vorstellung der Kandidierenden für “einen bezirksbürgermeisterlichen Aufruf, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen”. Erfahrungsgemäß nämlich sei die Wahlbeteiligung bei den Seniorenbeiratswahlen “nicht ganz so riesig”. Die Senior:innen in Aplerbeck – übrigens auch diejenigen ohne deutschen Pass – hätten “eine echte Wahlmöglichkeit”. Denn nur drei der fünf Kandidierenden werden die Aplerbecker:innen ab 60 Jahren in den kommenden fünf Jahren vertreten.