“Ich möchte nicht auf einer Toilette sein, wo Männer vorher im Stehen uriniert haben.” Mit diesen deutlichen Worten lehnte die zweite stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Barbara Blotenberg gestern einen Vorschlag der CDU in der Bezirksvertretung Aplerbeck ab. Diese hatte mit einem Gegenantrag auf das Konzept der Verwaltung reagiert, in allen städtischen Gebäuden nach und nach genderneutrale Toiletten einzurichten. Statt eines Umbaus in Bestandsgebäuden fordert sie eine “Umwidmung” der bestehenden Sanitäranlagen.
In der Bezirksverwaltungsstelle Aplerbeck erübrigt sich diese Frage ohnehin, steht hier doch neben der rollstuhlgerechten Toilette nur eine Toilettenkabine mit einer Sitztoilette und einem Pissoir zur Verfügung. Dass diese von Männlein wie Weiblein benutzt werden darf, besagt ein Schild neben der Tür: “Toilette für Besucher und Besucherinnen des Amtshauses”. Sprachlich betrachtet fehlen hier diejenigen, die sich weder als Mann noch als Frau betrachten, was sich jedoch durch das in den Dortmunder Leitlinien übliche “*” verhältnismäßig unkompliziert lösen ließe.
CDU scheut Umbaukosten
Schwieriger wird das Thema, wenn mehr als eine Toilette zur Verfügung steht, denn dann sind laut der Technischen Regel für Arbeitsstätten getrennte Sanitäranlagen für Männer und Frauen vorzuhalten. Daraus folgt, dass es gegebenenfalls eines Neu- oder Umbaus zur Schaffung einer weiteren genderneutralen Toilette bedürfte. Dieser wiederum wäre mit Kosten verbunden, deren Einsatz die CDU ablehnt. Wörtlich sagte CDU-Vertreter Peter Steinhofer, man wolle “keine Gelder ausgeben für so einen – in Anführungsstrichen – Quatsch”, vor allem vor dem Hintergrund, dass weniger als ein Promille der deutschen Bevölkerung über den Geschlechtseintrag “divers” verfügten. Heruntergerechnet auf die Dortmunder Stadtverwaltung handele es sich hierbei um drei Personen auf dem gesamten Stadtgebiet.
Selbstverpflichtung für ein “wertschätzendes Arbeitsumfeld”
Wie relevant die genannten Zahlen in Anbetracht der Selbstverpflichtung der Stadt Dortmund sind, “ein wertschätzendes Arbeitsumfeld für alle Mitarbeitenden zu schaffen – unabhängig von Alter, ethnischer Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtlicher Identität, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung und sozialer Herkunft”, wie es in der Verwaltungsvorlage heißt, ist damit noch nicht beantwortet. Die Bezirksvertretung Aplerbeck sei allerdings “nicht das Gremium, sowas zu entscheiden”, findet Frank Fischer von Die Partei.
Bezirksvertretung mit CDU d’accord
Nichtsdestotrotz forderte SPD-Vertreterin Ursula Zierke, im Rahmen der von der CDU beantragten Umwidmung anstelle eines Umbaus zu berücksichtigen, “dass Toiletten für Frauen durchaus auch Angsträume sein können”, und sicherzustellen, “dass es nicht zu gefährlichen Situationen kommt”, wenn verschiedene Geschlechter sich Sanitäranlagen teilten. So äußerte sich lediglich Barbara Blotenberg wirklich ablehnend dem Antrag der CDU gegenüber, jedoch entsprachen ihre Grünen Kolleginnen und teilweise die SPD Blotenbergs Haltung mit ihrer Stimme. Am Ende aber genehmigte die Bezirksvertretung mehrheitlich den Vorschlag der CDU, auf Umbaumaßnahmen von Toilettenanlagen zu verzichten.