Was für die Menschen hierzulande lange Zeit kaum von Bedeutung war, spielt in unseren Tagen wieder eine starke Rolle: Heimische Produkte mit kurzen Lieferwegen und starkem regionalen Bezug. Zu welch einer Erfolgsgeschichte solch eine lokale Marke werden kann, machte die Bergmann-Brauerei innerhalb der letzten anderthalb Jahrzehnte vor.
Dorstfelder Spirituosen-Tradition
Seit kurzem nun tritt Christian Artmann in gewisser Weise in diese Fußstapfen, auch wenn bei ihm kein Bier im Braukessel köchelt: Stattdessen durfte der 57-Jährige online kürzlich stolz die erste Charge seines Schnapses „Made in Dorstfeld“ der Öffentlichkeit ankündigen. Und hinter der steht weit mehr als die sprichwörtliche Schnapsidee, handelt es sich bei Christian Artmann doch um den Spross einer Sippe mit jeder Menge Spirituosen-Tradition. Schon die Ur-Ur-Urgroßeltern besaßen, wie ihr Nachfahre erst vor Kurzem in Erfahrung brachte, eine sogenannte „Spezerei“. „Das“, erläutert der Dorstfelder, „ist im Grunde etwas zwischen Apotheke und Teeladen. Dass es diesen Begriff wirklich gibt, musste ich auch erst lernen“, schmunzelt er. Und „irgendetwas mit Schnaps“ machen die Artmanns offenbar schon mindestens seit 1670, wie persönliche Recherche ans Licht brachte.
Ein Jahr lang geschmackliche Vorarbeit
Ins Jahre 1872 schließlich fällt die Eröffnung der am Dorstfelder Hellweg 106 gelegenen Brennerei u. Gaststätte Artmann durch die Ahnen. „Da wollte ich einfach nicht derjenige sein, der mit der Familientradition bricht“, erläutert Christian Artmann seine Beweggründe. Um gleich die Beteuerung anzuhängen, ursprünglich hätten er und seine Frau Gundula die Angelegenheit lediglich als „klitzekleines Hobby“ betrachtet. Ein Vorsatz, der von der Realität offenbar schnell kassiert wurde: Ein komplettes Jahr brachte das Ehepaar Artmann mit der Rezeptur der vorgesehenen Spirituosen-Spezialitäten zu. Diese nämlich sollten den alten Originalen geschmacklich so nahe kommen wie nur irgend möglich. Nach der ausgiebigen Tüftelei folgte im letzten Herbst ein ultimativer Praxis-Test beim Dorstfelder Heimatverein – in Anwesenheit einiger Gaumen, die sich an die Dorstfelder Spezialitäten vor der Destillerie-Schließung von 1981 noch erinnern konnten. Das Urteil fiel augenscheinlich positiv aus, denn ab sofort machte Dorstfelds Küchen-Destillerie endgültig ernst.
Fünf Sorten kommen im September in den Handel
Gleich fünf Sorten bietet nun das Spektrum von „Artmann’s Dorstillery“, wie sich das Spirituosen-Start-Up konsequenterweise genannt hat: Einen Magenlikör, einen Weizenkorn, einen Zitronen-Eis-Likör, einen Doppelwacholder bzw. „Ruhrgebiets-Gin“ sowie, als einzige komplette Neukreation, die sog. „Artmann’s Elisabetta“. Jede Charge umfasst dabei pro Sorte knapp 30 Liter, die in nummerierten Flaschen in den Handel gegeben werden – neben dem Regionalbezug können die Dorstfelder Tropfen also durchaus auch eine gewisse Exklusivität für sich in Anspruch nehmen.
Ins Warensortiment integrieren wird sie im September als erster Einzelhändler Rewe Mankel von der Planetenfeldstraße, und genau hier feiert Dorstfelds neue Destillerie den „Stapellauf“ seines Betriebes dann auch mit mehreren öffentlichen Verkostungs-Terminen: Am 9., 10., 16. sowie 17.9. dürfen sich Einheimische wie auch alle anderen einen eigenen Eindruck verschaffen von den neuen Spezialitäten „Made in Do“ – und davon, welchen Weg so ein „klitzekleines Hobby“ mitunter nehmen kann.

















