„Wenn ich tot bin, ist das alles weg“: Diesen Satz hat Uta Rotermund in ihrem Viertel schon häufig von hochbetagten Damen gehört, die auf ihr Leben zurückblickten – und er ließ in der Dortmunder Autorin und Bühnenkünstlerin nach und nach den Entschluss, diese wertvollen Lebenserinnerungen vor dem Vergessen zu bewahren.
Eine 90-Jährige, die zurückblickt auf fast das gesamte 20. Jahrhundert mit all seinen Irrungen, Niedergängen und Aufschwüngen, auf Nationalsozialismus, Krieg, die 50er-Jahre und den Niedergang des Bergbaus: Dieses Portrait zeichnet Uta Rotermund in ihrem aktuellen Programm „Dieser Mensch war ich“ und erstellt dabei zugleich ein Geschichtspanorama von Kreuz- und Saarlandstraßenviertel, in denen die Protagonistin nahezu das komplette Leben verbracht hat.
Am 12. November um 18 Uhr ist das auch medial sehr gelobte Solostück noch einmal im Fletch Bizzel an der Humboldtstraße zu sehen.
Das Publikum erlebt hier eine sehr persönliche Geschichte und eine, welche die betagte Dame mit vielen Frauen ihrer Generation teilt. Inklusive dramatischer Wendungen wie der „Dortmunder Bartholomäusnacht“ von 1923, als viele Zivilisten auf der Flucht vor französischen Besatzungssoldaten um ihr Leben rennen, nachdem zwei französische Offiziere tot in der Kleinen Beurhausstr. aufgefunden worden waren: Die Gräber der damaligen Opfer finden sich noch heute im Westpark.
„Wer seine Geschichte nicht kennt, ist gezwungen, sie zu wiederholen“, hat Richard von Weizäcker einmal gesagt. Eine Aufgabe des Theaters war es aus Uta Rotermunds Sicht schon immer, „Erinnerung wach zu halten, um die Gegenwart bestehen zu können“.
Und so möchte sich Uta Rotermunds Theatersolo „Dieser Mensch war ich“ auch diesen Fragen auf die Spur begeben: „Was bleibt von meinem Leben?“ und „Wie kann ich mein eigenes Leben trotz aller Geschehnisse, die ich nicht beeinflussen kann, gestalten?“