Da fragt man doch sicherheitshalber lieber nochmal ungläubig nach: Wo genau hat sich Dalvinder Faß seine gastronomischen Sporen verdient? Aber es stimmt tatsächlich: Die Restaurant-Karriere des Gastronomen startete italienisch. In Huckardes „Pizzeria Italia“ stieg er vor mehr als einem Vierteljahrhundert buchstäblich als Tellerwäscher ein, um sich anschließend kontinuierlich nach oben zu arbeiten und den Betrieb schließlich sogar zu übernehmen. Bei allem gesammelten Fachwissen über die italienische Küche aber juckte es dem Huckarder dennoch in den Fingern, seinen Gästen hin und wieder auch Spezialitäten aus der eigenen indischen Heimat anzubieten. Mit derart durchschlagendem Erfolg, dass im vergangenen Jahr endlich der lang gehegte Traum in Angriff genommen wurde: Ein indisches Restaurant unter eigener Leitung.
Das hat nun Mitte Februar eröffnet, befindet sich an der Wittekindstr. 35 in den Räumlichkeiten des ehem. „Trommlers“ und trägt den Namen „Kohinoor“. Namensgeber ist ein – ursprünglich indischer – Diamant, der heute entweder im Tower zu London ausgestellt ist oder vom jeweils regierenden britischen Monarchen getragen wird.
Auch bei der Qualität seiner Küche gelten für Dalvinder Faß höchste Ansprüche: Das Zepter am Herd schwingen zwei renommierte Köche, die eigens aus Indien an die Wittekindstraße gewechselt sind. Abgesehen davon ist „Kohinoor“ aktuell ein echter Familienbetrieb: Ehefrau Lakhbir kümmert sich um den laufenden Betrieb, Tochter Shubreet und Sohn Hargun halfen mit bei Inneneinrichtung und Konzeption der Speisekarte. Optisch geht das Restaurant nicht in die populäre Falle, seine Räume mit Deko zu überladen, und kommt eher in kühlen Farben daher.
Kulinarisch dürfen sich die Gäste im „Kohinoor“ nicht zuletzt auf Gerichte aus dem Tandoori (ind. Lehmofen) freuen. Das vegetarische bzw. vegane Angebot erstreckt sich über alle Kategorien und ist eindeutig mehr als nur ein „Alibi“.
Gibt es noch eine besonders hervorzuhebende Stärke? „Einige unserer Nachtische“, befindet Shubreet: „dürften auf Begeisterung stoßen. Der ‚Hot Brownie Sizzler etwa, der mit Vanilleeis, Schokosoße und Nüssen auf einer heißen Tonplatte serviert wird. Oder ‚Rass Malai, das sind Weichkäsebällchen mit Milch, Safran und Mandeln“.
Preislich bewegt sich Dalvinder Faß‘ Restaurant im erwartbaren Rahmen, mit 12,90 € ist das günstigste Hauptgericht sogar beinahe schon ein Schnäppchen. Von 15 Uhr bis 22.30 Uhr öffnen sich an der Wittekindstraße einstweilen die Türen, je nach den Erfahrungen der ersten Zeit will das Ehepaar hier vielleicht noch ein wenig nachkorrigieren. Ruhetag? Fehlanzeige. Angesichts der Tatsache, dass sich auch die Huckarder Pizzeria nach wie vor im Familienbesitz befindet, klingt das nach einem gut gefüllten Terminkalender. „Naja, so werde ich zum Glück nicht dick!“, lacht Dalvinder Faß.