Was war noch gleich „Smart Rhino“? Schon lange fristet Dortmunds einstiges Vorzeige-Nashorn sein Dasein auf dem Gnadenhof der vergessenen Ideen. Die Stadtverwaltung wiederum möchte mit dem ehemaligen Leuchtturm-Projekt mittlerweile offenbar so wenig in Verbindung gebracht werden, dass sie es nicht mehr für nötig hält, die Bevölkerung über neue Entwicklungen auf dem Areal zu informieren. Selbst, wenn diese – wie der aktuelle Abriss des Emscherschlösschens – die ambitionierten Pläne der letzten Jahre ein für alle Mal pulverisieren.
Auf städtischer Seite also scheint man mittlerweile einen Haken hinter alles gemacht zu haben, was auf dem alten HSP-Areal so vor sich geht.
Widerstand kommt hingegen aus der Bevölkerung: Bei der aus den Reihen interessierter Bürger:innen 2019 ins Leben gerufenen „Neue Werk Union“ etwa ist die Fassungslosigkeit groß. Die Initiative, die sich über Jahre aktiv mit Ideen und Vorschlägen an der Entwicklung des Smart-Rhino-Areals beteiligte, beklagt mangelnde Wertschätzung für das kulturelle Erbe und Desinteresse der handelnden Akteure. „Inzwischen“, resümiert Mitglied Frank Passon, „geht es doch niemandem mehr um den Erhalt der Bausubstanz, sondern nur noch um das Gelände und Ökonomie.“
Wobei der Hobby-Historiker sich nicht einmal sicher ist, ob ein seriöses Interesse an den historischen Gebäuden je bestand. „Nach den ersten entstandenen Brandschäden“, führt er aus, „hätte man das Emscherschlösschen mit vergleichsweise geringem Aufwand sichern können. Die als separater Gebäudeteil errichtete Halle war doch quasi unkaputtbar.“ Genau dort aber hat der Investor augenscheinlich im Juni den Abbruchhammer angesetzt. Und auch für die von der Dorstfelder Allee aus sichtbare Feldherrnhalle ist eine Abrissgenehmigung mittlerweile anscheinend unter Dach und Fach – ein weiteres Mal ohne irgendeine öffentliche Meldung. Auch hier ist Frank Passon der Meinung: „Der Zustand rechtfertigt einen Abriss nicht.“
Aufgeschreckt durch die neuen Entwicklungen sieht sich die Neue Werk Union daher jetzt in der Pflicht, der Bevölkerung den kulturellen Wert des HSP-Geländes und seiner verbliebenen Gebäude (Walzendreherei und Feldherrnhalle) stärker ins Bewusstsein zu holen. Das soll das erste Mal im Rahmen einer informativen Veranstaltung am 8. September, dem Dortmunder „Tag des offenen Denkmals“, geschehen.
„Wenn uns der Bezug zur Geschichte genommen wird“, mahnt Frank Passon, „verschwindet doch gewissermaßen auch die Geschichte selbst. Und abgesehen davon“, ergänzt er, „sollte man sich heutzutage auch fragen, ob mit Ressourcen so umgegangen werden kann.“ Noch ist sowohl seine Hoffnung als auch die seiner Mitstreiter:innen nicht ganz versiegt, auch der Investor möge zumindest erkennen, „wie gut man einem Gelände durch erhaltene Bausubstanz einen eigenen Charakter geben kann“.