Am Montag sollen die ersten 20 Menschen in die neue Übergangseinrichtung für Geflüchtete in der Leuthardstraße einziehen. Das nahmen Sozialamt und die Betreibergesellschaft European Homecare GmbH (EHC) gestern zum Anlass, um bei einer „Stunde der offenen Tür“ der Öffentlichkeit einen Einblick in die Unterkunft zu ermöglichen.
Wie alle Kommunen ist Dortmund verpflichtet, entsprechend aktueller Quoten bestimmte Zahlen an Geflüchteten aufzunehmen. Diese Quoten verändern sich laufend, abhängig von der Anzahl der Menschen, die in NRW ankommen, so Sozialamtsleiter Michael Gonas: „Mal springen sie rauf, mal gehen sie runter.“ Unter dem Motto „lieber haben als brauchen“ habe die Stadt dementsprechend entschieden, „vor der Lage entsprechende Plätze zu schaffen“. Bis zu 200 Menschen finden nun theoretisch im ehemaligen Kreiswehrersatzamt Platz.
Selbstverpflegung und bürokratische Unterstützung
Wer an der Leuthardstraße unterkommen wird, kann nur die „Glaskugel“ beantworten, spricht Tina Kleßen als Bereichsleiterin für die kommunalen Einrichtungen in Dortmund und Bochum bei EHC aus Erfahrung, betreibt European Homecare doch auch die Übergangseinrichtung in Lütgendortmund und das Landhaus Syburg. Abhängig von den Bedarfen der Menschen werde man die Zimmer belegen. Mütter mit Babys oder alte Menschen sollten eher in den unteren Etagen unterkommen. Vor allem mit Einkäufen bepackt könne das Treppenlaufen anderenfalls gerade für diese Zielgruppen äußerst beschwerlich werden.
Denn allen Menschen, die hier unterkommen, obliegt es, sich selbständig zu verpflegen. Hierfür steht auf jeder Etage eine Gemeinschaftsküche zur Verfügung, die die Bewohner:innen frei nutzen können. Ein Kühlschrank steht in jedem der vier-Bett-Zimmer, die das Gros der Räume ausmachen. Um die Menschen finanziell zu befähigen, sich zu versorgen, und eine Krankenversicherung sicherzustellen, unterstützt European Homecare am sogenannten „Infopoint“ an fünf Tagen in der Woche dabei, Gelder nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zu beantragen. Auch Schul- und Kitaanmeldungen und Übersetzung von Briefen finden von hier aus statt. Dafür hält EHC Personal mit breitgefächerten Sprachkenntnissen vor. Insgesamt verstehe der Träger sich als „Bindeglied“ zu allen Hilfseinrichtungen, die in Dortmund bereits existieren, so Kleßen.
Leben in der Einrichtung
„Wir haben hier eine ganz tolle Mannschaft zusammengestellt“, versichert die Bereichsleiterin. Hierzu zählt sie auch das Wach- und Betreuungspersonal, das für 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche vor Ort sein wird. Dennoch seien alle Dortmunder:innen herzlich willkommen, die sich beispielsweise im Bereich von Deutschkursen und Hausaufgabenhilfe engagieren wollten. Ansprechpartnerin hierfür sei stets die Einrichtungsleitung.
Aber auch von sich aus vergebe die Einrichtung gern gemeinnützige Arbeiten an Freiwillige. Beliebt sei hier zum Beispiel eine Unterstützung bei der Bedienung der rund 15 Waschmaschinen und Trockner im Keller. Ebenfalls im Untergeschoss befinden sich in der Leuthardstraße zwei neu hergerichtete Duschräume mit abschließbaren Einzelkabinen sowie eine Toilette und Waschbecken. Weitere Toiletten gibt es auf den einzelnen Fluren.
Die eigene Wohnung als Ziel
Dass eine eigene Wohnung im Vergleich zur Übergangseinrichtung an vielen Stellen die angenehmere Umgebung darstellt, erklärt sich von selbst. Aus diesem Grund und um die vorhandenen Plätze neu vergeben zu können, unterstützt European Homecare die Geflüchteten mit Bleibeperspektive bei der Wohnungssuche. Viele Menschen nähmen diese Aufgabe jedoch zusammen mit Freund:innen und Bekannten auch gern selbst in die Hand, um möglichst schnell – optimalerweise innerhalb weniger Wochen, in komplizierteren Fällen erst nach vielen Monaten – ein neues Zuhause zu finden.