Die Anzahl der sexuell übertragbaren Erkrankungen (STI) ist in Westfalen-Lippe in 2022 wieder angestiegen. So waren insgesamt 15.473 Fälle zu verzeichnen und damit 7,15 Prozent mehr als im Jahr zuvor (14.441 Fälle). In 2019 waren es noch 16.389 Fälle. Das teilte die AOK NordWest heute auf Basis einer aktuellen Auswertung mit. In vielen Fällen hat das Ende der Pandemie vermutlich wieder zu mehr intimen körperlichen Kontakten geführt und könnte eine mögliche Ursache für den erneuten Anstieg sein. „Bei Verdacht auf eine STI sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Oft verursachen sexuell übertragbare Krankheiten keine Beschwerden und bleiben deshalb unbehandelt. Wenn sie frühzeitig erkannt werden, sind sie in der Regel gut zu behandeln und in den meisten Fällen auch heilbar“, sagt Dr. med. Katja Schwarzenhölzer, Medizinerin bei der AOK NordWest.
Laut der AOK-Auswertung traten sexuell übertragbare Erkrankungen (STI) in 2022 am häufigsten im Alter von 20 bis 44 Jahren auf. Mit einem deutlichen Anstieg gegenüber 2021 steht hierbei die Altersgruppe der 30 bis 39-Jährigen an der Spitze der Betroffenen dieser Erkrankungen. Dabei halten sich bei der Verteilung der Geschlechtskrankheiten Männer und Frauen ziemlich die Waage, der Frauenanteil liegt im Alterssegment der 35 bis 39-Jährigen allerdings deutlich höher. Und in der Altersgruppe der 20 bis 24-Jährigen sind die jungen Frauen insgesamt am häufigsten von STI betroffen, mehr als doppelt so häufig als die gleichaltrigen Männer.
Am häufigsten wurden bei den STI die anogenitalen (venerischen) Warzen diagnostiziert gefolgt von akuter Virushepatitis B und Chlamydien. Es folgen Herpes Simplex und Syphilis. Zu den häufigsten Anzeichen von STI gehören Ausfluss aus Harnröhre oder Scheide, genitale Geschwüre, Schwellungen der Leistengegend oder der Hoden, Juckreiz, Schmerzen beim Sex sowie Unterbauchschmerzen. „Sexuell übertragbare Krankheiten können zum Teil zu schweren Folgeschäden führen. Eine Chlamydien-Infektion kann zum Beispiel die Ursache für Unfruchtbarkeit sein, Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) oder auch mit Hepatitis B können Krebserkrankungen zur Folge haben und eine nicht behandelte HIV-Infektion AIDS“, so Dr. Schwarzenhölzer.
Prävention verhindert Infektion
Zur Prävention der Ausbreitung sexuell übertragbarer Krankheiten sei es daher wichtig, frühzeitig und gezielt über Infektionen und Übertragungswege zu informieren. „Kondome bieten bei korrekter Anwendung einen guten Schutz vor einer Infektion. Liegt eine sexuell übertragbare Erkrankung vor, sollten möglichst auch die Sexualpartner auf eine Infektion untersucht und gegebenenfalls behandelt werden. Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Partnern erhöht das Risiko einer Infektion,“ sagt Dr. Schwarzenhölzer weiter.
HP-Viren sind auch Männersache
Ursache für die am häufigsten diagnostizierte STI der anogenitalen (venerischen) Warzen (Feigwarzen) sind bestimmte humane Papillomviren (HPV), die Niedrigrisikotypen. Andere HP-Viren (Hochrisikotypen) können sogar zu Zellveränderungen führen und langfristig verschiedene Krebsarten wie Gebärmutterhalskrebs verursachen. Doch das Thema ist damit keine reine Frauensache. Auch viele Männer und Jungen sind damit infiziert. Deshalb können sie nicht nur den Erreger übertragen, sondern auch selbst an einem HPV-bedingten Tumor erkranken. Daher gilt die Impfempfehlung gegen die HP-Viren der Ständigen Impfkommission (STIKO) sowohl für Mädchen als auch für Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren.
Früherkennung und Impfung nutzen
In der Regel werden Jungen wie Mädchen zweimal in einem Abstand von sechs Monaten mit einer Spritze geimpft. Die Impfung sollte idealerweise vor dem ersten Sexualkontakt erfolgen. Für Mädchen und Jungen im Alter von neun bis 17 Jahren übernehmen die Krankenkassen die vollen Kosten der HPV-Impfung über die Krankenversichertenkarte. Mehr Informationen zur Früherkennung gibt es im Internet unter www.aok.de/nw, Rubrik Leistungen & Services und bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter www.liebesleben.de.