Die Creditreform-Geschäftsstellen des Ruhrgebiets haben Ende April 2023 ihre Untersuchung „Pleiterisiko für Unternehmen im Ruhrgebiet in 2022“ vorgestellt. Die Ergebnisse für Dortmund beschreibt Wolfgang Scharf, Geschäftsführer der Creditreform Dortmund, so: „Sowohl auf der Ruhrgebiets- als auch auf der NRW- und Deutschlandebene ist der Pleiteindex angestiegen. In Dortmund bleibt er im Verhältnis zum Jahr 2021 allerdings konstant.“
So wurde untersucht und das bedeutet Ausfall
Datengrundlage für die Analyse ist die Creditreform Wirtschaftsdatenbank. Orientierungsgröße des Analyseverfahrens ist der realisierte Ausfall innerhalb eines Jahres. Der realisierte Ausfall wird nach Basel II-Kriterien ermittelt. Übertragen auf Creditreform gelten die Bonitätsindizes 500 und 600 als massive Zahlungsverzüge von mehr als 90 Tagen oder ein Insolvenzverfahren – also als Ausfall.
Die Situation in Deutschland, NRW und im Ruhrgebiet
Scharf zufolge verlief die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland zwischen 2019 und 2021 trotz der Corona-Pandemie verhältnismäßig positiv. Seither hat sie sich allerdings wieder verschlechtert – und droht noch negativer zu werden. „Paradoxerweise sind die Pleitefälle 2020 und 2021 im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit zurückgegangen. Das lag im Wesentlichen an den staatlichen Unterstützungsmaßnahmen, die mittlerweile nicht mehr existieren. Die Fälle steigen folglich wieder“, so der Experte.
So liegt das Risiko in NRW aktuell bei 1,28 Prozent. Im Jahr 2021 waren es 1,19 Prozent, 2020 1,26 Prozent und im Jahr 2019 sogar 1,57 Prozent. Betrachtet man das Ruhrgebiet ist die Entwicklung sehr ähnlich. Hier fällt die Kurve von 1,99 Prozent im Jahr 2019 auf 1,66 im Jahr 2020 und 1,50 Prozent im Jahr 2021 – bevor sie nun wieder auf 1,66 Prozent steigt.
„Nach den aktuellen Steigerungen erwarten wir für 2023 ein noch höheres Pleiterisiko. Das gilt für Deutschland, NRW, das Ruhrgebiet und auch Dortmund. Neben dem Krieg in der Ukraine mit all seinen Folgen ist die Zinswende ein wichtiger Grund dafür“, so Scharf.
Risiko für Firmenpleiten in Dortmund nimmt voraussichtlich wieder zu
Beim Blick auf Dortmund ergibt sich folgendes Bild: Der Risikoindikator für die erfassten 12.928 Unternehmen der Stadt liegt aktuell bei 1,35 Prozent – und damit exakt auf dem Niveau von 2021. „Für das Jahr 2023 gehen wir allerdings von einem Anstieg der Firmenpleiten auf dann 1,96 Prozent aus“, wirft Scharf einen Blick in die Zukunft.
Gemisches Bild im Ruhrgebiet
Betrachtet man die anderen Städte und Kreise im Ruhrgebiet, ergibt sich folgendes Bild: Ein geringes Ausfallrisiko im Jahr 2022 gab es beispielsweise im Ennepe-Ruhr-Kreis mit 1,07 Prozent sowie im Kreis Unna mit 1,28 Prozent. Im „Mittelfeld“ liegen Städte wie Essen mit 1,66 Prozent und Bochum mit 1,87 Prozent. Ebenfalls in diesem Spektrum bewegt sich beispielsweise der Kreis Recklinghausen mit 1,76 Prozent. Ein besonders hohes Pleiterisiko weisen Unternehmen in Herne (2,09 Prozent) und Gelsenkirchen (2,19 Prozent) auf.
Ausfälle in Dortmund nach Umsatz und Branchen
„Generell lässt sich feststellen, dass das Ausfallrisiko mit steigendem Jahresumsatz der Unternehmen fällt“, so Scharf. Von sehr sicheren Geschäften kann man bei Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als fünf Millionen Euro sprechen. Hier liegt das Ausfallrisiko in Dortmund bei 0,60 Prozent (Bundesschnitt: 0,54 Prozent). Am höchsten ist es in Dortmund mit 1,48 Prozent bei Unternehmen mit einem Jahresumsatz von unter 500.000 Euro (Bundesschnitt: 1,22 Prozent). „Besonders pleitegefährdet waren in Dortmund der Bereich ‚Verkehr und Lagerei‘ mit 3,0 Prozent, das Baugewerbe mit 2,82 Prozent und das Gastgewerbe mit 2,29 Prozent“, erläutert der Creditreform-Geschäftsführer.
Über Creditreform:
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