War es nun ein taktisches Manöver der Stadtverwaltung oder einfach das Ergebnis organisatorischer Überlegungen? Dass die Bürgeranhörung zum geplanten Bauprojekt „Auf dem Toren“ in Lütgendortmund keinen Platz für eine Podiumsdiskussion ließ, bot auf Teilnehmerseite in jedem Falle Anlass zu deutlicher Kritik.
Mit der Aufteilung in vier Themengruppen habe man, so die offizielle Verlautbarung, den Bürgerinnen und Bürgern nicht zuletzt die Angst nehmen wollen, sich vor einem vollen Saal äußern zu müssen. Insbesondere die Mitglieder der mittlerweile zum e. V. umgewandelten Bürgerinitiative „Biotope am Grüngürtel Lüdo“ allerdings hielten von diesem Ansatz wenig, ließ er nach Sicht von BI-Sprecher Udo Diesing doch von Beginn an kaum Raum für die grundsätzlichen Kritikpunkte. Stattdessen wurden am 10.11. im ev. Gemeindehaus Lütgendortmund eher die Planungs-Eckdaten erläutert und Verbesserungsvorschläge gesammelt.
Udo Diesing und seine Mitstreiter unterstreichen hingegen ihre ablehnende Haltung gegenüber der geplanten Bebauung, die nach ihrer Auffassung u. a. auch das Ende einer wichtigen Frischluftschneise im Dortmunder Westen bedeuten würde. Für Frust sorgt aufseiten der Bürgerinitiative nach Worten Diesings auch der Umstand, dass eine 2021 beim Stadtplanungsamt eingereichte Fragenliste zum Bauvorhaben nach wie vor unbeantwortet geblieben ist. Daran allerdings werde sich nach den Worten von Birgit Niedergethmann, Diskussionsleiterin und beim Stadtplanungsamt für den Bereich Bauleitplanung zuständig, in Kürze etwas ändern. Auch einer zweiten Infoveranstaltung stehe man auf Stadtverwaltungsseite, obwohl gesetzlich nicht vorgeschrieben, aufgeschlossen gegenüber.
Politische Reaktionen von Zustimmung über Skepsis bis Ablehnung
Aufseiten der örtlichen BV-Fraktionen gibt es unterschiedlichste Ansichten zum Lütgendortmunder Bauprojekt. Für die CDU signalisiert Sprecherin Barbara Murawski die prinzipielle Zustimmung ihrer Fraktion, sieht aber ungeklärte Fragen vor allem in den Bereichen Verkehrsanbindung und Entwässerung. Von deren schlüssiger Beantwortung macht sie die künftige Position der CDU im Stadtbezirk abhängig.
BV-Mitglied Markus Waitz (FDP) betont die Wichtigkeit zusätzlichen Wohnraums, bezweifelt aber ebenfalls, dass beim Areal an der Idastraße ein vernünftiges Verkehrskonzept und eine adäquate Entwässerung umsetzbar seien. Er hebt darüber hinaus noch den aus seiner Sicht hohen ökologischen Wert des Baugebiets hervor, dem vor allem als Frischluftschneise und ökologischer Transferbereich wichtige Bedeutung zukomme.
Begrüßt werden die derzeitigen Planungen laut Andreas Lieven von Lüdos SPD-Fraktion. Die weitere Entwicklung werde man selbstverständlich „mit wachem Auge beobachten“, insbesondere die Zuwegung müsse sorgfältig geplant werden. Dabei allerdings überwiegt für den Sprecher der Sozialdemokraten eher die Chance, ein schlüssiges Verkehrskonzept für das komplette Viertel zu entwerfen. Den Umweltaspekt betreffend werde man sich im kommenden Januar mit der BI zusammensetzen, vorher könne die SPD zu diesem Themenbereich keine Stellung nehmen.
Am deutlichsten positionieren sich in der fraglichen Angelegenheit Lüdos Grüne. „Lieber heute als morgen“ sollten die entsprechenden Pläne aus ökologischen Erwägungen zu den Akten gelegt werden, findet deren Sprecher Uwe Müller – und verweist auf eine Planungsalternative: Deutlich sinnvoller wäre es aus Sicht seiner Fraktion, sich stattdessen um die Entwicklung des Hauptschulgeländes in Bövinghausen zu kümmern. Seine Vermutung ist, dass es die dortigen komplizierteren Besitzverhältnisse sind, welche die Stadtverwaltung schrecken: „Da macht man es sich dann anscheinend lieber einfach.“ In diesem Kontext spart auch er übrigens nicht mit Kritik am Format der Bürgerveranstaltung vom 10.11. und bemängelt: „Hier gab es für grundsätzliche Kritik von Anfang an keinerlei Raum.“