Am 19. März erfolgte am Sonnenplatz endlich der seit geraumer Zeit angekündigte Baustart für den Dortmunder Abschnitt des Ruhr-Radschnellwegs (RS1). Mit dem Projekt verbunden sind etliche Hoffnungen und Erwartungen, doch auch nicht wenige offene Fragen. Einige von ihnen beantwortete die Stadtverwaltung uns nun in Schriftform:
Im Jahre 2016 hielt das Stadtplanungsamt (Winfried Sagolla) den Abschluss des Projektes „Radschnellweg“ auf Dortmunder Gebiet bis 2020 zwar für sehr ehrgeizig, zumindest aber für möglich. Das heißt, dass die Planungen mittlerweile um mindestens zehn Jahre (!) korrigiert wurden. Wie konnte es dazu kommen?
Komplexität und der Arbeitsumfang des Projektes haben sich seit 2016 verändert. Es haben sich aber einige Rahmenbedingungen geändert, die erhebliche Auswirkungen auf die Zeitschiene haben: 2016 waren wir noch davon ausgegangen, dass der RS1 nur partiell begleitende Gehwege erhalten solle, dies ist aber zum Standard erhoben worden. Es macht jedoch einen großen Unterschied, ob eine 4,00 m breite Trasse oder eine rd. 7,00 m breite Trasse zu finden und zu realisieren ist. Wir waren zudem von einer Arbeitsteilung Land/Stadt und einer Parallelisierung der Arbeiten ausgegangen. Das Land hat dann deutlich gemacht, dass es keine genügenden Ingenieurkapazitäten zur Verfügung stellen kann und die Stadt gebeten, die Planung für die Landesabschnitte (18 von 24 km) mit zu übernehmen. Die Stadt Dortmund ist diesem Wunsch nachgekommen, der notwendige Personalaufbau hierzu findet aber gerade erst statt. […]
Zudem hat der Wunsch, aus dem RS1 ein Premiumprojekt zu machen, dazu geführt, dass nunmehr deutlich mehr Ingenieurbauwerke entstehen werden, als ursprünglich vorgesehen: Auf Dortmund entfallen – je nach Trassenentscheidung – 14 bis 16 neue Brücken bzw. Unterführungen. Diese Bauwerke benötigen einen deutlich längeren Planungsvorlauf.
2016 hieß es in einer Info-Veranstaltung zudem auch, man wolle nichts gegen den Willen der Bürger entscheiden. Mit dem Entschluss, die Bauarbeiten am Rande des Kreuzviertels zu beginnen, hat man aber zumindest den Stier bei den Hörnern gepackt und mit einem „schwierigen“ Abschnitt begonnen: Der geplante Wegfall vieler Parkplätze könnte kontrovers aufgenommen werden.
Wie wird die diesbezügliche Stimmungslage in der Bevölkerung eingeschätzt, und weshalb hat man sich zum Baustart für das Kreuzviertel entschieden?
Es war seit langem Wunsch der BV Innenstadt West, aus der Großen Heimstraße eine Fahrradstraße zu machen. Die hohe Hürde, die hierzu bislang noch von der STVO gesetzt ist (der Fahrradverkehr muss überwiegen oder es muss zu erwarten sein, dass er überwiegend wird), kann nur mit dem Bedeutungszuwachs als RS1-Trasse erfüllt werden. Sonnenstraße und Große Heimstraße haben aber schon heute große Bedeutung für den Radverkehr. Mit den Umbaumaßnahmen zum RS1 bieten wir dem Radverkehr deutliche Vorteile. In den Bürgerversammlungen hat die Zustimmung zu dem Projekt RS1 und der vorgeschlagenen Trassierung deutliche Mehrheiten. Die BV Innenstadt West hat – trotz des Wegfalls von – überwiegend illegalen – Parkplätzen – mit großer Mehrheit für das Projekt gestimmt und ebenfalls darauf gedrängt dort anzufangen.
Kann benannt werden, wie viele Parkplätze dem RS1 auf diesem Abschnitt weichen müssen?
Vorab: Illegales Parken (z. B. vor Baumscheiben und in Einmündungen) geht nicht in die Bilanzierung ein. In dem Abschnitt zwischen Arneckestraße und Möllerbrücke gehen etwa 13 – 14 Stellplätze verloren, 2 weitere an der Ecke Sonnenplatz/Große Heimstraße (aus Sicherheitsgründen: Forderung des Landes NRW). In dem Abschnitt südlich Stübbenstraße bis zur Wittekindstraße entfällt das Fahrbahnparken. Dafür wird Ersatz in der Grünfläche vor dem Friedhof geschaffen. Aber auch hier gilt: Das illegale Fahrbahnparken entfällt.
Soll der RS1 auch von S-Pedelecs ohne Einschränkung genutzt werden können?
S-Pedelecs sind in Deutschland auf Radwegen grundsätzlich verboten. Auf Teilen des ersten Abschnitts des RS1 in Dortmund (Große Heimstraße – Sonnenplatz – bis Lindemannstraße) dürfen sie allerdings fahren, da die entstehende Fahrradstraße in diesem Bereich für Personenkraftwagen und Krafträder freigegeben wird. In der Sonnenstraße dürfen S-Pedelecs den freigegebenen RS1 ebenfalls in westlicher Richtung nutzen. In östlicher Richtung bleibt die Sonnenstraße (wie bisher) eine Einbahnstraße, die für den Fahrradverkehr freigegeben ist, S-Pedelecs dürfen hier also nicht in Gegenrichtung fahren.
Wie weit wird die Stadt Dortmund in drei Jahren mit dem Ausbau des RS1 sein? Werden erste Abschnitte befahrbar sein?
In drei Jahren wollen wir auf jeden Fall das westlich angrenzende Teilstück bis zum östlichen Widerlager der Schnettkerbrücke und die komplette Sonnenstraße bis zum Stadthaus fertig haben. Mehrere weitere Abschnitte sollen dann im Bau sein. Welche genau, legt die Stadt Dortmund in den nächsten Monaten fest.