Es ist das Mittelfeld, es ist der Sturm, es ist die Innenverteidigung: An den unterschiedlichsten Stellen haben die BVB-Frauen ihre Mannschaft ausgebaut. Anders als in der Vergangenheit, als die Akquise ausschließlich über Sichtungstrainings lief, ist die Abteilung dazu übergegangen, ihre “Wunschspielerinnen” auch zu scouten, wie Marcel Merkel sich als Teammanager ausdrückt. Nachdem der BVB im Juni den Abschied von elf Spielerinnen vermeldete, umfasst der Kader, der nun gut gerüstet in die Westfalenliga gestartet ist, zehn neue Namen “blutjunger und trotzdem erfahrener” Spielerinnen.
Mit dabei sind erneut einige Frauen, die für den BVB höhere Ligen zunächst hinter sich lassen – aus gutem Grund, findet Merkel: “Unsere Strukturen sind bereits jetzt schon sehr professionell.” Unter anderem konkretisiert sich das über einen kleinen Vertrag, durch den die Spielerinnen im Verletzungsfall über die Berufsgenossenschaft abgesichert sind. Zudem können sie sich mehr auf den Fußball fokussieren, weil Nebenjobs nicht mehr unbedingt notwendig sind. “Wir versuchen”, so Merkel, “den Mädels die bestmögliche Plattform zu bieten und den von ihnen betriebenen Aufwand wertzuschätzen”.
Für den ältesten Neuzugang, eine bereits seit einigen Jahren berufstätige Spielerin, spielt der Faktor der Bezahlung durchaus eine Rolle, vor allem als Signal, dass der BVB “uns Frauen auch eine gewisse Wertschätzung entgegenbringt”. Im Hauptberuf Sozialarbeiterin in der Jugendhilfe setzt Ann-Sophie Vogel auf die Flexibilität des Vereins, denn nicht alle Bereitschaften und Spätdienste lassen sich so einfach abgeben, und auch Telefonate auf dem Platz erfordert der Beruf gelegentlich. Beim nun in die zweite Liga aufgestiegenen VfL Bochum hingegen, glaubt die 25-jährige Außenverteidigerin, “hätte ich das mit dem Aufwand nicht mehr gepackt”.
Ähnlich äußert sich Hedda Wahle, die bisher mit dem FSV Gütersloh in der zweiten Liga gespielt hat, nun aber ein Studium aufnehmen möchte. Als angehende Neurochirurgin sieht sie sich beim BVB besser aufgehoben, vor allem, weil sie sich hier für ein wöchentliches Training weniger in der Woche freimachen muss. Den Zukunftsplänen der BVB-Frauen, die eventuell bald weiteren Aufwand von der Innenverteidigerin fordern würden, steht die 19-Jährige offen gegenüber: “Dann versucht man halt, so lange mitzugehen, wie es geht.”
Nicht den geringsten Aufwand hingegen scheut Nova Wicke, die für jedes Training die 180 Kilometer von Melsungen aus fährt. Möglich ist das für sie nur “dadurch, dass die ganze Familie aus BVB-Fans besteht”, erzählt die 17-Jährige, die noch nicht allein mit dem PKW fahren darf. So erkläre sich immer ein Familienmitglied bereit, für das Training das Steuer zu übernehmen: “Die teilen sich ein bisschen auf.” Als sie mit uns spricht, hat sie den Opa im Gepäck. Wie Hedda Wahle kommt auch Nova Wicke vom FSV Gütersloh, hat jedoch anders als ihre Kollegin “noch nie Frauen gespielt”. Nach einer Karriere in der U17-Bundesliga begibt sie sich nun also zum ersten Mal mit erwachsenen Frauen auf den Rasen – im zentralen Mittelfeld.
Auch Nora Willeke ist erst 17 Jahre alt und war bislang Teil der U17. Vom SV Thülen aus, wo sie in der Landesliga spielte, ging sie den altbewährten Weg des BVB, bewarb sich, erhielt eine Einladung zum Probetraining und überzeugte. Momentan fährt auch die Außenstürmerin lange Strecken zum Training und will nun das Abitur angehen. Um das zu stemmen, lebt sie inzwischen im Internat am Rombergpark, von wo aus das Dortmunder Goethe-Gymnasium gut erreichbar ist.
Obwohl sie bereits 18 Jahre alt ist, werden Nora Willeke und die zweite neue Außenstürmerin im Bunde in Zukunft zusammen dort wohnen. Von hier aus will Finnja Schriek in ihr Duales Studium an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung starten. Zusammen mit Hedda Wahle hat sie bisher mit dem FSV Gütersloh in der zweiten Bundesliga gespielt, brennt jedoch seit ihrer Kindheit für den BVB, “geprägt durch meinen Opa, der mir den Ball zugeschossen hat, sobald ich laufen konnte”, und der die kleine Finnja zuverlässig mit schwarzgelben Fanartikeln versorgte. Nun will sie mit dem BVB durchstarten: “Bis in die erste Bundesliga, würde ich sagen!”
Aus ihrer Kindheit stammt auch Paula Reimanns Begeisterung für den BVB, die ihren Bruder bei seinen Spielen in Schwarzgelb stets gern begleitete. Eigentlich hatte die 22-Jährige beim FSV Gütersloh, wo sie seit November 2018 in der zweiten Liga spielte, das Ende ihrer Fußballkarriere angekündigt, wie der Verein aus OWL im Mai vermeldete. Doch dann kam das Angebot, an der Strobelallee zu starten. “Da war ich von Anfang an direkt überzeugt.” Die Innenverteidigerin sieht hier für sich “eine gute Perspektive für die Zukunft”, die sie nun neben ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement einnimmt.
Noch enthusiastischer blickt die neue Stürmerin der BVB-Frauen auf die Zukunft. Sarah Giebels will “aufsteigen, so weit, wie’s geht”, denn wenn es um Fußball geht, ist für sie klar: “Immer das Beste!” Gegenüber dem Alemannia Aachen, wo die 20-Jährige zuletzt in der Regionalliga spielte, sieht sie beim BVB offenbar größeres Potenzial. Deshalb ist sie den Schritt gegangen, von Belgien aus, wo sie den Bachelor in Grundschullehramt absolviert hat, nach Dortmund zu wechseln.
Etwas weniger einschneidend gestaltete sich der Wechsel für Mia Böger. “Ich kann nichts dafür”, beteuert sie lachend, als sie vor ihren neuen Mannschaftskolleginnen ihre Herkunft einräumt: Gelsenkirchen. Fußball gespielt hat sie jedoch bereits in Dortmund. Doch nachdem der SV Berghofen seine Regionalliga-Mannschaft abgemeldet hatte, fiel der Außenverteidigerin der Abschied nicht mehr schwer, als nach einem Probetraining die Zusage vom BVB kam. Das Abi in der Tasche startet die 18-Jährige nun auch beruflich in der “richtigen” Stadt durch, hat sie sich doch an der TU Dortmund für einen Studienplatz in der Sonderpädagogik beworben.
Ebenso wie Mia Böger trägt Madita Sommer das BVB-Trikot bereits seit einer Weile. Gemeinsam wechseln die bisherigen Spielerinnen der zweiten Mannschaft zur aktuellen Saison in die Erste. Die 22-jährige Sommer hat mit dem FSV Gütersloh bereits in der zweiten Bundesliga gespielt, nachdem sie Dortmund verlassen hatte, wo sie in der Regionalliga für den SV Berghofen spielte.
Dass der BVB für Angelina Weber der Ort ihrer Träume ist, steht schon immer fest, wie sie selbst sagt: “Ich wollte als Kind schon hier spielen.” Dementsprechend betrat die heute 21-jährige Physiotherapeutin die Fußballakademie in diesem Sommer nicht zum ersten Mal. Nach Möglichkeit ließ die kleine und die jugendliche Angelina kein Fußballcamp an der Strobelallee aus. Nachdem sie nun den SF Sümmern, wo sie zuletzt in der Landesliga spielte, hinter sich gelassen hat, startet die erwachsene Angelina endlich im offensiven Mittelfeld in Schwarzgelb.