„Die Seele braucht doch ein bisschen Futter“, findet Gisela Kargitter. Einmal jährlich gönnt sich die Seniorin deshalb einen Backfisch mit Kartoffeln und Gemüse bei Meisfeld auf dem Markt, dann auch schonmal mit einem Glas Wein. Öfter kann sie sich das aber nicht leisten – normalerweise. Nun hat sie wie 999 weitere Menschen, die in Altersarmut leben, einen Gutschein erhalten, der ihr ein Bachfischmenü außer der Reihe ermöglicht. Insgesamt 10.000 Euro stellen der Verein Seniorenglück und die Stiftung Lebenskraft hierfür zur Verfügung.
„Ich bin froh, so nette Leute kennenzulernen.“
„Ihr seid Engel!“, wendet sich Kargitter an die Engagierten, die die Gelder aus Spenden und Stiftungserträgen zusammentragen, selbst aber ehrenamtlich aktiv sind. „Uneigennützig machen die das“, ist die Seniorin überzeugt, „Alles, was mit Herzblut gemacht wird, das kommt an.“ Und mit einer Geste in Richtung ihrer Tischnachbarinnen betont sie: „Ich bin froh, so nette Leute kennenzulernen.“ Für Seniorenglück steht dieser soziale Kontakt der Senior:innen untereinander zusammen mit der finanziellen Unterstützung der Menschen im Fokus.
Auch Seniorin Karin Hofmann erkennt hier einen dringenden Bedarf: „Viele Ältere, die keinen haben, kommen ja gar nicht mehr raus.“ Aber auch die finanzielle Situation führt sie auf das Alter zurück. „Mir ging es wunderbar …“, erinnert sich Gisela Kargitter, und Hofmann ergänzt: „… und dann kam die Rente“. 34 Jahre lang hatte Hofmann in einer Druckerei gearbeitet und war während dessen nie auf finanzielle Hilfe angewiesen. „Wir haben alle schon ein anderes Leben hinter uns, wo es nicht so war“, bekräftigt auch Gisela Kargitter, die 40 Jahre in der Papierverarbeitung tätig war.
Steigende Nachfrage bei den Seniorentafeln
Als die beiden Frauen die Arbeit aus Altersgründen niederlegten, kam die böse Überraschung. Wie ihnen geht es vielen Menschen in Dortmund, beobachtet Hans Georg Schwarz von Seniorenglück: „Wir haben momentan 10 Prozent Zulauf im Monat.“ Allein die Körner Seniorentafel, die Seniorenglück erst vor einem Jahr eröffnet hat, versorgt inzwischen rund 100 Menschen.
Im Rahmen seiner Zusammenarbeit mit der Stiftung Lebenskraft und der Dortmunder Gastronomie setzt Seniorenglück zusätzlich auf die emotionale Versorgung, zu der, wenn man Gisela Kargitter Glauben schenkt, ein ordentliches Backfischmenü schon seinen Teil beitragen kann. Jeden Mittwoch können die Senior:innen daher ihre Gutscheine beim Fischstand Meisfeld bis 14 Uhr einlösen, samstags auch bis 15 Uhr. Dabei muss niemand fürchten, zu kurz zu kommen, versichert Markus Niesel von der Firma Meisfeld: „Wir sind gewappnet, wir halten bis zum Ende durch!“ Bis Dezember, so Daniel Weies von der Stiftung Lebenskraft, behalten die nun ausgegebenen Gutscheine ihre Gültigkeit.