Die Identifikation mit Anliegen, mit einer Stadt und ihren Menschen ist heutzutage womöglich ein selteneres Gut. Doch es gibt sie: Die Institutionen und Initiativen, welche sich um diesen „gesellschaftlichen Kitt“ verdient machen.
Ihnen zu Ehren lobt die Stadt Dortmund alljährlich den „Heimatpreis“ aus. Und der ist als Anerkennung durchaus nicht nur Selbstzweck, ergaben sich in seinen Zusammenhängen in der Vergangenheit doch bereits Synergieeffekte. So erhielt im vergangenen Jahr Haus Wenge den Heimatpreis. Als Zweitplatzierter ging der Italienverein mit einem deutsch-italienischen Kinderbuch zur Leseförderung aus der Entscheidung hervor. Inzwischen hat sich eine rege Zusammenarbeit zwischen Matthias Hüppe von Haus Wenge und Sabine Leven als Vertreterin des Italienvereins entwickelt, von denen der Erstplatzierte des vergangenen Jahres bei der diesjährigen Verleihung im MKK launig zu berichten wusste.
2024 hatte die Jury bei ihrer Vorselektion deutlich mehr die Qual der Wahl, wie Beate Zadow von der „Koordinierungsstelle Heimat“ erfreut zu berichten wusste, wurden im Vergleich zum Vorjahr doch ziemlich genau dreimal so viele Bewerbungen fristgemäß eingereicht. Von diesen schafften es schließlich drei recht unterschiedliche Projekte ins finale Online-Voting.
Rang 3 schnappte sich der VKII (Verein Kamerunischer Ingenieur*innen und Informatiker*innen). Der am Dortmunder U beheimatete Verein bietet Medien- und Präsentationsworkshops unter dem Motto „Mein Dortmund – Identität mal anders!“ zur Stärkung der Selbstkompetenz an. Die Workshops richten sich an 12- bis 19-Jährige und umfassen Formate wie „Schreib- und Erzählworkshop“, „Kreative Fotografie“ oder „My Song – Beatmaking und Singen“. „Eine Heimat, eine Community entstehen zu lassen: Gerade für Leute, die eine Minderheit sind“, sei ihr Bestreben, fassten sie die Ziele des Vereins zusammen, bevor ein (komplett selbst geschriebenes und produziertes) Musikvideo die Präsentation abrundete.
Mit dem Wichlinghofer Bürgerverein landete eine Initiative auf dem zweiten Platz, die ohne Frage für „Beharrlichkeit“ zählt. Seit nämlich vor inzwischen rund 15 Jahren die Gefahr einer Verödung des Wichlinghofer Zentrums im Raume stand, setzten sich die engagierten Anwohner für den Bau eines Stadtteilzentrums ein und wirkten selbst aktiv an der Erstellung eines entsprechenden Konzepts mit. Darüber hinaus wurde der Stadtteil mit zahlreichen selbst organisierten Veranstaltungen bereichert. Perfekte Dramaturgie zudem: Kaum zwei Wochen vor der Heimatpreis-Verleihung nahmen die Bauarbeiten am ersehnten Bürgerhaus Fahrt auf und die Erfüllung des Traums rückt, allen früheren Widrigkeiten zum Trotz, in erreichbare Nähe.
Mit 48 % der abgegebenen Stimmen landeten die Nordstadtblogger auf dem obersten Treppchen. Deren Redaktion macht sich seit mittlerweile elf Jahren sowohl mit aktuellen als auch mit Hintergrundberichten um ihr Quartier im Norden der City verdient. Unter dem Motto „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“ lädt man die Menschen ein, ihre Heimat aktiv wahrzunehmen und neu zu entdecken.
„Durch Ihre Arbeit“, wandte sich Beate Zadow in ihrer Eröffnungsrede an alle Finalist:innen, „entsteht Identifikation, aber auch Verbindung.“ Die diesjährige Resonanz dürfte das Orga-Team im Amt für Stadterneuerung in diesem Zusammenhang optimistisch stimmen.