Dortmund kommt in die Jahre – und ist auf das Wohnen der älteren Menschen nicht vorbereitet, bemängelt das Pestl-Institut in einer aktuellen Pressemitteilung: Die Baby-Boomer gehen bis 2035 komplett in Rente. Dann werden in Dortmund rund 125.200 Menschen im Ruhestand sein. Das geht aus einer Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen hervor, die das Pestel-Institut gemacht hat.
Die Wissenschaftler warnen dabei: „Der Wohnungsmarkt in Dortmund ist mit der neuen Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge komplett überfordert. Es fehlen Seniorenwohnungen“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut. Schon jetzt gebe es einen massiven Mangel an altersgerechten Wohnungen. „Das wird sich in den nächsten Jahren allerdings noch enorm verschlimmern. Oder anders gesagt: Dortmund rast mit 100 Sachen auf die graue Wohnungsnot zu“, so Matthias Günther.
Der Leiter des Pestel-Instituts nennt dazu konkrete Zahlen: So gibt es aktuell rund 306.800 Haushalte in Dortmund. In 29 Prozent davon leben Senioren. „Bereits heute braucht Dortmund rund 20.700 Wohnungen für die älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Doch diese Seniorenwohnungen gibt der Wohnungsmarkt in Dortmund bei weitem nicht her“, sagt Matthias Günther. Und für 2045 ermittelt die Untersuchung bei den benötigten Seniorenwohnungen sogar einen deutlichen Anstieg: So wird Dortmund in zwanzig Jahren für rund 25.100 Seniorenhaushalte Wohnungen brauchen, die zum Leben im Alter passen.
Eigentlich sei der Bedarf sogar noch höher, so das Pestel-Institut. „Denn ein Großteil der altersgerechten Wohnungen wird noch nicht einmal von Älteren bewohnt. Oft nutzen nämlich auch Familien den Komfort einer Wohnung ohne Schwellen, mit breiten Türen, Fluren und Räumen. Denn wo das Leben mit einem Rollator klappt, da kommt man auch mit einem Kinderwagen klar“, sagt Matthias Günther.
Neben dem Neubau sei deshalb vor allem eine Sanierungsoffensive notwendig, um für mehr seniorengerechte Wohnungen in Dortmund zu sorgen. „Doch die ist bislang nicht in Sicht: Das Fatale ist, dass wir dazu politisch nur eine Vogel-Strauß-Taktik erleben. Statt mit einem effektiven Programm fürs Senioren-Wohnen das Problem anzupacken, hat vor allem der Bund den Kopf in den Sand gesteckt und die graue Wohnungsnot seit Jahren ignoriert“, sagt Günther.
Das müsse sich jetzt dringend ändern, fordert Katharina Metzger. Sie ist Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der die Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen beim Pestel-Institut in Auftrag gegeben hat. An die Adresse der Bundestagsabgeordneten von CDU und SPD aus Nordrhein-Westfalen richtet Katharina Metzger einen eindringlichen Appell: „Das Wohnen muss bei den Koalitionsverhandlungen ein absoluter Schwerpunkt sein. Der Wohnungsbau braucht einen gewaltigen Schub. Es ist wichtig, dass die CDU und die SPD in Dortmund dieses ‚SOS-Notsignal fürs Wohnen‘ deutlich nach Berlin funken.“
[…]