Der Begriff „Football Leaks“ hat es in den letzten zweieinhalb Jahren fast schon zum geflügelten Wort geschafft. Die von den beiden Spiegel-Journalisten Rafael Buschmann und Michael Wulzinger über Jahre akribisch recherchierten zwielichtigen Machenschaften rund ums große Geld auf dem Marktplatz Fußball lösten seither an einigen Stellen öffentliche Beben und Ermittlungen aus.
Schon rund ein Jahr später haben die beiden Autoren nochmal nachgelegt und aus dem Berg des ihnen zur Verfügung stehenden Materials einen Nachfolgeband erstellt.
Vermutlich auch angesichts der enormen Menge an Informationen entschied sich das Duo erneut für einen Mix aus Sachbuch und Erlebnisbericht, erzählt die subversiven und teils aberwitzigen Treffen mit Informant Rui Pinto nach und schildert dessen Ängste und Nöte. Stilistisch legt „Football Leaks 2“ also einen mitunter waghalsigen Spagat zwischen seriöser Faktenübermittlung und Abenteuerroman hin, dem Lesefluss aber kommt dies auf über 550 Seiten eher zu Gute. Auch die neuen Enthüllungen erlauben einen Blick auf so manche geheime Geschäftspraktiken und Ränke hinter den Fußball-Kulissen und dürften (nicht nur) Fußballfans fesseln und Zusammenhänge verstehen lassen. Manch eine schlimme Befürchtung wird in diesem Zuge zur Gewissheit, manch internationales Denkmal gerät ins Wanken.
Nachzulesen, wie es beispielsweise die „Scheich-Clubs“ PSG und Manchester City – laut Buschmann und Wulzinger unter aktivster Mithilfe des damaligen UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino – schaffen, ihnen im Rahmen des Financial Fair Play drohende Sanktionen nahezu im Sande verlaufen zu lassen, dürfte jeden wahren Fußballfan erschaudern lassen. Auch dass Lionel Messi mittlerweile angeblich für 40% (!) der Personalkosten des FC Barcelona verantwortlich ist und der Club seine eigene Compliance-Beauftragte „kalt gestellt“ haben soll, um diesen „bedeutenden Vermögenswert“ des Vereins nicht zu gefährden, scheint ein typischer Exzess eines aus dem Gleichgewicht geratenen Business zu sein.
Nein, eine ausgesprochene „Wohlfühl-Lektüre“ ist „Football Leaks 2“ nur auf den wenigsten Seiten, dafür aber ein gutes Beispiel für investigativen Journalismus. Denn wie sagte doch Real Madrids Vereinsjurist groteskerweise 2011 angeblich, um gegen eine Xabi Alonso aufgebrummte Strafe zu protestieren: Es sei, „als ob wir alle den Blick dafür verlieren, wie schwer es ist, so viel Geld zu verdienen!“
Football Leaks 2: Neue Enthüllungen aus der Welt des Profifußballs, Rafael Buschmann / Michael Wulzinger, DVA, 576 S., 20,00 €.