In die Wiege des BVB regnets leider rein, und das gleich an mehreren Stellen. Nagt der Zahn der Zeit doch mittlerweile kräftig am Nachkriegsgemäuer der Dreifaltigkeitskirche in Dortmunds Norden. Da aber das Gotteshaus an der Flurstraße nun mal eines mit ganz besonderer Historie ist, hat es auch mehrere Fürsprecher: Um das (Kirchen)schiff wieder flott zu kriegen, machen daher das Paderborner Erzbistum und Borussia Dortmund nun gemeinsame Sache.
Offizieller Startschuss für das Kooperationsprojekt war der Saisoneröffnungs-Gottesdienst am 22. August. Bis Ende 2026 – so der Plan – möchte man den Ort komplett renoviert und unter der Überschrift „BVB-Gründerkirche – Glaube, Liebe, Fußball“ in ein Zentrum der Begegnung umgewandelt haben.
Dort möchte die Kirche dann in Partnerschaft mit anderen Organisationen wie etwa dem Caritasverband, dem Seniorenbüro Innenstadt-Nord oder „Machbarschaft Borsig 11“ eine Vielzahl sozial-diakonischer Projekte anbieten. Vorgesehen sind u. a. Sprachkurse, ein Seniorenmittagstisch, eine Spielausleihe und noch einiges mehr. „Die Kirche“, gibt Pressereferentin Kira Lietmann zu, „hat zu lange versäumt, dorthin zu gehen, wo die Menschen sind. Das Projekt der Gründerkirche bietet uns nun eine ausgezeichnete Möglichkeit, zugänglicher zu werden.“
Als Glaubensort möchte man dabei nach dem Umbau durchaus erkennbar bleiben, eine geweihte Kirche nämlich wird die Borussen-Wiege auch über 2026 hinaus sein, wobei vom Kirchenschiff mehrere Multifunktionsräume abgetrennt werden. Eine schwarzgelbe Einfärbung hat nicht jedes der vorgesehenen Angebote, allerdings soll es immer wieder auch Aktionen mit BVB-Bezug geben. Die haben ihre Wurzeln in der 2017 durch Gemeindereferent Karsten Haug gegründeten Fanpastoral „Coming Home 09“. Und dieser wird, wie Kira Lietmann unterstreicht, dem Haus als tragende Säule selbstverständlich auch in Zukunft erhalten bleiben. Mit erweitertem Zuständigkeitsbereich, aber auch der entsprechenden Hilfe: Zwischen fünf und acht Personen wird das Projektteam umfassen, welches das Programm in der BVB-Gründerkirche schlussendlich „schaukelt“.
Die Pressereferentin des Erzbistums glaubt fest daran, dass an der Flurstraße etwas für alle Seiten sehr Nutzbringendes entstehen kann. Betrachte man etwa einen Leitsatz von Franz Jacobi, zeigten sich die Gemeinsamkeiten der beiden Kooperationspartner – hatte der BVB-Urvater doch einst gesagt: „“Die Qualität eines Fußballvereins zeigt sich darin, wie er seinen sozialen Aufgaben gerecht wird”.
Konsequenterweise unterstützt Borussia Dortmund nun sowohl Umbau als auch Betrieb des insgesamt 10 Mio. Euro schweren Gründerkirchen-Projekts, wobei beide Seiten jedoch darauf verzichten, über ihre jeweilige Beteiligung zu reden. Auch ein Förderverein wurde bereits ins Leben gerufen, denn eine finanzielle Herausforderung wird die „Fußball-Kirche“ aller Chancen zum Trotz wohl auch werden.
Erst einmal aber nehmen sie beim Erzbistum die Möglichkeiten ins Visier: Nicht nur ein Ort für Events soll aus der Wiege des BVB werden, wie Karsten Haug betont, sondern vor allem ein Ort der Werte.