Einige, so sieht es Club-Boss Peter Seifert, hätten im letzten Jahr einfach nicht ausreichend mitgezogen. Das Projekt „mannschaftliche Geschlossenheit“ scheint beim BSV Schüren derzeit also alles andere als abgeschlossen. Seine Zuversicht für die nächste Saison zieht der 1. Vorsitzende aus dem Umstand, im nächsten Jahr mit einem „jungen, galligen Kader“ ins Westfalenliga-Rennen zu gehen.
Einer, dessen Rückzug den Altersschnitt fraglos gesenkt hat, wird den Grün-Weißen bei dieser Mission aber definitiv fehlen: Keeper Sascha Samulewicz, über Jahre Konstante und Stabilitätsanker beim BSV, hat die Torwarthandschuhe vor wenigen Wochen an den Nagel gehängt. Für uns blickte der 38-Jährige auf seine mehr als zwei Jahrzehnte andauernde aktive Laufbahn inklusive schwarzgelber Wurzeln zurück.
Red.: An welche Phase aus Ihrer über zwei Jahrzehnte langen Karriere denken Sie am liebsten zurück?
Sascha Samulewicz: Als erstes kommt mir die Saison 2012/’13 beim KFC Uerdingen in den Sinn. Trainer war damals Eric van der Luer aus Holland, und wir standen acht Spieltage vor Schluss als Regionalliga-Aufsteiger fest, das war also eine sehr erfolgreiche Zeit. Gerne denk‘ ich auch an meine Jahre beim Wuppertaler SV zurück, für den ich in der 3. Liga spielen durfte. Und die Saison mit dem BSV Schüren, in der wir sowohl den Kreispokal gewonnen haben als auch in die Westfalenliga aufgestiegen sind [2017/’18, die Red.], gehört definitiv auch zu den Highlights.
Red.: Und wie sieht’s mit der gewonnenen Hallen-Stadtmeisterschaft aus?
Sascha Samulewicz: Klar, kleine Frage. Dort mal zu spielen war schon als Kind mein Traum, und dann tatsächlich zu gewinnen … Geschafft haben wir das damals durch eine überragende Mannschaftsleistung. Das vorweggenommene Endspiel war ja im Grunde das Halbfinale gegen den TuS Bövinghausen, bei dem wir uns damals im 9-m-Schießen durchgesetzt haben.
Dann ein 4:0 im Finale gegen Hombruch, und ich wurde noch als bester Torwart des Turniers ausgezeichnet: Diese Endrunde gehört eindeutig auch zu den Höhepunkten meiner gesamten Laufbahn.
Red.: Beim BVB haben Sie ja mehrere Jugendmannschaften durchlaufen. Gibt’s Weggefährten von damals, die es später in die erste Reihe geschafft haben?
Sascha Samulewicz: Da gibt es einige – Marcel Schmelzer zum Beispiel, Marc-André Kruska oder auch Nuri Sahin. Und Sebastian Tyrala! Andere sind bei Regionalliga- oder Drittligaclubs untergekommen. Und auch bei den Gegnern gab es ein paar große Namen. Um die Deutsche Meisterschaft haben wir zum Beispiel gegen Hertha BSC mit Boateng und Dejaga gespielt.
Red.: Und welches war die prägendste Trainer-Persönlichkeit?
Sascha Samulewicz: Hier differenziere ich als Torwart natürlich etwas und überlege: Wo habe ich auf meiner Position am meisten mitgenommen? Da fällt mir selbstverständlich Teddy de Beer ein, von dem ich sehr profitiert habe, nachdem ich mit 17 Jahren bei den Profis mittrainieren durfte. In meiner Wuppertaler Zeit war es Dirk Zimmermann. Und ganz neue Ansätze hat dann noch beim KFC Uerdingen Hans Spillmann eingebracht, auch ein Holländer: Die drei dürften die prägendsten Figuren für mich gewesen sein.
Red.: Zurück in die jüngste Vergangenheit: Woran lag es denn im Rückblick, dass beim BSV in der letzten Spielzeit der Motor so gestottert hat?
Sascha Samulewicz: Naja, das hatte wohl mehrere Gründe. In der Phase davor gab es ein bisschen Tamtam und mehrere Trainerwechsel, danach mussten wir uns erstmal als Mannschaft finden – was ja in der Rückserie auch schon wieder besser geklappt hat. Wir waren ja sehr gut in die Saison gestartet, haben dann aber im Oktober sämtliche Spiele verloren. Da wuchs dann der Unmut, es kam Verletzungspech dazu und eins ergab das andere. Den Klassenerhalt haben wir geschafft, weil wir als Mannschaft wieder mehr zusammengerückt sind.
Red.: Und was sind Ihre Erwartungen, was die nähere Schürener Zukunft angeht?
Sascha Samulewicz: Die aktuelle Saison ist beim BSV ja auch ein kleiner Neuanfang, da muss man natürlich erstmal abwarten, wie sich das entwickelt. Ein bisschen Zeit wird man benötigen, um sich zu finden. Aber ich war neun Jahre Teil des Vereins und wünsche ihm auf jeden Fall alles Gute: Dass sie also eine entspanntere Saison hinlegen als es die letzten beiden waren.
Red.: Stand denn nicht zur Debatte, dem Club nach Ende der aktiven Laufbahn erhalten zu bleiben?
Sascha Samulewicz: Angedacht hatten wir das mal, aber wirklich forciert wurde es dann doch nicht. Letztlich hat der BSV Schüren mit dem aktuellen Torwarttrainer verlängert, und ich bekam das Angebot aus Hombruch. Die coole Hombrucher Jugendarbeit ist ja bekannt, ich z. B. trainiere jetzt zwei Torhüter, die gerade aus der U19 hochgerückt sind, darunter mit Jan Hennig ein sehr großes Talent. Da macht mir mein Job auch aktuell in der Vorbereitung schon sehr viel Spaß.
Red.: Können Sie sich denn vorstellen, irgendwann nochmal nach Schüren zurückzukehren?
Sascha Samulewicz: Ich will natürlich nichts generell ausschließen, das sollte man im Fußball einfach nicht tun. Der Kontakt mit Peter Seifert ist ja auch nicht abgebrochen, aber jetzt zählt für mich meine Aufgabe in Hombruch, darauf konzentriere ich mich.
Red.: Erzählen Sie uns doch zum Schluss noch, worauf es Ihnen beim Torwarttraining insbesondere ankommt. Was unterscheidet einen guten von einem sehr guten Keeper?
Sascha Samulewicz: Das Torwart-Spiel ist schon deutlich komplexer als viele denken. Manche glauben, man muss einfach nur Bälle halten. Aber mittlerweile solltest du als Keeper ja auch mit dem Fuß gut sein – am besten mit beiden Füßen –, die Strafraumbeherrschung muss passen, man sollte im Eins-gegen-eins gut aussehen und am besten noch jeden Ball von der Linie kratzen. Was mir persönlich allerdings wichtig ist: Dass meine Jungs mit ihren Vorderleuten sprechen, sie richtig hinstellen. Am besten ist ein Torhüter aus meiner Sicht, wenn er die Jungs so gestellt hat, dass er erst gar keinen Ball auf den Kasten kriegt. Und die Grundlage von allem sind natürlich die technischen Abläufe, darauf lege ich großen Wert.
Was den Unterschied zwischen guten und sehr guten Keepern angeht, spielt sicherlich die Mentalität eine große Rolle: Dass man in Stresssituationen da ist und sich von Fehlern – die einfach immer mal wieder passieren – nicht runterziehen lässt, sondern selbstbewusst bleibt, ohne arrogant zu sein.
Red.: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben!