Der Traum vom nächsten richtig großen Coup gehört bei der Dortmunder Borussia ohnehin zum Selbstverständnis. Auch in Jahren, in denen man sich vergeblich nach Titeln streckte, fällt allerdings auf: An mangelnder Grundschnelligkeit hat’s sicher nicht gelegen. Was nämlich die Speed-Fähigkeiten seiner Profis angeht, setzt der BVB immer wieder Maßstäbe. Allein innerhalb der vergangenen fünf Spielzeiten konnten sich Kicker der Schwarzgelben in der Saison-Endabrechnung viermal auf dem „Treppchen“ der schnellsten Spieler positionieren.
Gleichzeitig fällt auf, dass der Fußball hierzulande in puncto Athletik offenbar immer noch kontinuierlich kleine Schüppchen drauflegt: Hatte – zumindest seit der systematischen Erfassung, ziemlich sicher aber auch davor – bis ins Jahr 2019 kein Bundesliga-Fußballer je eine Spitzengeschwindigkeit von über 36 km/h hingelegt, wird diese Marke seitdem Spielzeit für Spielzeit geknackt. Die „ewige Bestmarke“ sicherte sich vor rund anderthalb Jahren BVB-Profi Karim Adeyemi, der im Spiel gegen () kurzfristig auf 36,65 km/h beschleunigte. Mittlerweile allerdings ist der Borusse seinen Rekord schon wieder los, da Bochums Gerrit Holtmann sowie der Heidenheimer Sirlord Conteh knapp an ihm vorbeigesprintet sind.
Setzt man die inzwischen gängigen Bestwerte in Beziehung zu Leuten, die hauptberuflich schnell laufen, wird’s umso erstaunlicher: Selbst bei seinem 100-m-Fabel-Weltrekord erreichte Usain Bolt schließlich „nur“ eine Geschwindigkeit von 37,58 km/h. Okay: Die lieferte er als Durchschnittswert über die komplette Strecke ab, in der Spitze schaffte der Jamaikaner sagenhafterweise über 44 km/h; wohingegen es bei den Erstliga-Fußballern selten um Strecken von mehr als 10 Metern geht.
Dass auf dem Rasen im laufenden Spielbetrieb noch deutlich höhere Geschwindigkeiten als derzeit drin sein könnten, erscheint indes fraglich. Schon jetzt bewegen sich Erstliga-Kicker geradezu in anderen Dimensionen als Amateurspieler, und selbst der langsamste Bundesliga-Feldspieler könnte es mit einem Wert von knapp unter 30 km/h im Sprint mit den leistungsstärksten Akteuren im Amateurbereich messen
Und was im umgekehrten Falle dabei herauskam, als Usain glaubte, gleichzeitig extrem schnell laufen und sehr gut kicken zu können, dürfte Vielen wohl auch noch in plastischer Erinnerung sein.
Von den fünf besten schwarzgelben Supersprintern aller Zeiten stehen – siehe oben – jedenfalls tatsächlich drei aktuell an der Strobelallee unter Vertrag. Während sich zwei Drittel des Trios schon einen entsprechenden Ruf ersprintet haben, dürfte der Dritte für Einige überraschend in den „Charts“ auftauchen.
So sieht’s im Einzelnen aus:
• Platz 5: Jamie Gittens: In seinem dritten Profijahr an der Strobelallee ist beim gebürtigen Londoner offenbar der Knoten geplatzt. Immer häufiger ist der 20-Jährige ein sog. „Unterschiedsspieler“, der Duelle entscheiden kann. Auch die Nominierung für das „Tor des Monats“ im Dezember sowohl das angeblich nachhaltige Interesse der Münchner Bayern an einer Verpflichtung des Flügelstürmers sprechen eine deutliche Sprache.
Schnell unterwegs allerdings ist Jamie Gittens schon seit längerem und beschleunigte in der vorletzten Saison bis auf 35,97 km/h.
• Platz 4: Cole Campbell: Wenn das mal kein Blitzstart war! Dass der 18-jährige Texaner in dieser Liste auftaucht, ist nicht nur aufgrund seines Alters erstaunlich, sondern auch, weil er es bislang insgesamt auf gerade einmal so viele Bundesligaminuten wie Lebensjahre bringt. Gleich beim Debüt (am 9. November 2024 gegen den FSV Mainz 05) allerdings brachte er 36,04 km/h auf den Rasen: Das dürfte vor ihm so noch keiner hinbekommen haben. „Fortsetzung folgt“ – hoffentlich!
• Platz 3: Erling Haaland: Der Norweger muss 1,95 m bzw. 88 kg aus dem Stand beschleunigen – womöglich entsprechen die Gerüchte über die Ernährungsgewohnheiten des Ex-Borussen (ca. 6000 kcal täglich!) also tatsächlich der Wahrheit. Das Resultat immerhin spricht für sich, eine Büffelherde dürfte ähnlich schwer zu stoppen sein wie der einstige Schwarzgelbe, der in seinem letzten BVB-Jahr eine Bestmarke von 36,30 km/h setzte und damit 2022 ligaweit nur vom Berliner Sheraldo Becker knapp übertrumpft wurde.
• Platz 2: Achraf Hakimi: In seinen gerade einmal zwei Borussenjahren schaffte es der Marokkaner, seinen Marktwert mehr als zu verzehnfachen. Der Sprung in Dortmunds Stammformation gelang dem Perspektivspieler dabei unter Lucien Favre schon am fünften Spieltag seiner ersten Saison an der Strobelallee. Nicht nur im übertragenen Sinne verfügte der heute 26-Jährige über enorme Antrittsschnelligkeit: Mit gemessenen 36,52 km/h war Hakimi im zweiten BVB-Jahr Liga-Schnellster und knackte dabei als einer von insgesamt nur vier Kickern die vorherige 36er-Schallgrenze.
• Platz 1: Karim Adeyemi: Siehe oben! Der vom deutschen Nationalspieler am 4. Februar ’23 gegen den SC Freiburg abgelieferte Wert von 36,65 km/h war rund 18 Monate lang das Erstliga-Maß aller Dinge, bis Heidenheims Conteh knapp vorbeizog. Sollte der 23-Jährige künftig zur Abwechslung mal wieder länger von Verletzungen verschont bleiben, dürfte er die Fans noch häufiger im Signal Iduna Park mit seinen Antrittsfähigkeiten begeistern. Und mit Spieldisziplin dann hoffentlich auch: Hier schien der Knoten im letzten Spätsommer ja im Grunde schon geplatzt.