Über ein halbes Jahrzehnt war der TuS Bövinghausen Dortmunds Turbo-Team im Amateurfußball, obwohl es an der Provinzialstraße – Stichwort z. B. Thorsten Legat – selten leise und unauffällig zuging. In der aktuellen Saison allerdings sind die Blau-Roten zwar weiter laut, aber nicht mehr erfolgreich: Schneller Trainer-Rauswurf, Absturz in der Tabelle, der Abschied fast des kompletten Kaders nach angeblichen ausstehenden Gehaltszahlungen. Parallel dazu muss sich Club-Chef Ajan Dzaferoski inzwischen wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten: Das Eis, auf dem die Bövinghauser sich bewegen, scheint vernehmlich zu knirschen. Kann der aktuelle Trend überhaupt noch umgekehrt werden?
Dass einstweilen „die fetten Jahre vorbei“ sind, gesteht der Vorsitzende im Interview zu.
Für den frühen Leistungsknick in der Hinrunde allerdings macht er in allererster Linie einen falsch zusammengesetzten Kader verantwortlich. Was selbstverständlich auch die Frage nach der eigenen Verantwortlichkeit nach sich zieht, schließlich liegt Bövinghausens letzter großer personeller Umbruch erst ein halbes Jahr zurück und wurde seinerzeit mit dem damaligen Coach Christian Knappmann präzise abgestimmt. Mehr hungrige und weniger satte Spieler würde er heute holen, sagt der TuS-Präsident. „Leider stellte sich bei uns heraus, dass kaum einer bereit war, für den anderen zu laufen.“
Wobei es keine allzu steile These ist, dass auch die finanziellen Spielräume an der Provinzialstraße mittlerweile merklich schmaler geworden sind. Den Super-GAU haben die Blau-Roten offenbar abgewendet und auch für die Rückrunde einen Kader zusammenbekommen. 20 (!) Kicker wurden zu diesem Zweck neu geholt, nachdem sich vorher ebenso viele verabschiedet hatten. „Einige wollten, einige sollten gehen“, fasst Ajan Dzaferoski die letzten Wochen zusammen.
Für die laufende Spielzeit lautet die Parole konsequenterweise daher jetzt: Klassenerhalt! Den glauben sie in Bövinghausen hinbekommen und sich längerfristig stabilisieren zu können. Wobei in der Truppe, die sich ab sofort dieser Herausforderung stellt, große Namen fehlen. „Stimmt, wir drehen den Braten jetzt einmal komplett um“, fasst Ajan Dzaferoski zusammen – einzig der neue Stammtorwart Lukas Raeder, vor zehn Jahren sogar im Kader der Münchner Bayern und bis 2023 für den MSV Duisburg aktiv, erinnert noch an das Bövinghauser Prinzip möglichst spektakulärer Neuverpflichtungen. Den Trainerjob werden sich bis zum Saisonende der Ex-Herner Danny Voß und Dino Dzaferoski, Sohn des Vorsitzenden, teilen.
Beim Rückrundenauftakt spekuliert das Team durchaus darauf, vom Lokalderby in Aplerbeck mit etwas Zählbarem zurückzukehren. Den Westfalenligisten SV Sodingen konnte man in der Vorbereitung Ende Januar mit 3:1 bezwingen, zu einem gewissen Erfolg in der Liga wiederum scheinen die Blau-roten mittlerweile verdammt. Denn, wie gesagt: Das Eis unter ihnen knirscht vernehmlich.