Die dringlichste Baustelle ist aus Bülent Karas Sicht aktuell eine, die fehlt: „Dortmund ist doch ohne Frage eine Fußballstadt“, führt Türkspors sportlicher Leiter aus, „in der die Voraussetzungen geschaffen werden sollten, den Menschen Regionalliga-Fußball anzubieten.“
In dieser Hinsicht nämlich sitzen Dortmunds leistungsstärkste Amateurclubs – ob nun aus dem Süden der Stadt, dem Westen oder dem Norden – komplett in einem Boot: Im Falle eines Aufstiegs würde man eine geeignete Spielstätte aufgrund vor einiger Zeit verschärfter Auflagen nur noch jenseits der Stadtgrenzen finden. Wenn überhaupt! Aus diesem Grunde hatte etwa der TuS Bövinghausen vor Jahresfrist seine Angel Richtung Hagen ausgeworfen. Aktuell scheinen sich insbesondere der ASC Dortmund und eben Türkspor noch weiter nach oben orientieren zu können.
Was die Truppe vom Mendesportplatz anbelangt, verspricht Bülent Kara dabei eine Weiterentwicklung mit Augenmaß. „Sowohl unsere Nachwuchsabteilung als auch das Marketing und die Einbindung von Sponsoren entwickeln sich step by step. Gleiches gilt für das Scouting.“ Parallel gehe es darum, die Infrastruktur am Vereinsgelände zu verbessern bzw. zu stabilisieren. „Allerdings“, führt er weiter aus, „geben wir uns Zeit. Unsere U19 beispielsweise soll eines Tages mal in der Landes- oder Westfalenliga spielen, aber auch das ist eine langfristige Planung.“
Und auch für das Seniorenteam soll die Oberliga – längerfristig – eben noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Diesen Traum würde sich Türkspor nach Bülent Karas Aussage gerne erfüllen, ohne Fans dabei zurücklassen zu müssen. Wobei der Mendesportplatz selbst nach städtischer Überprüfung beim Thema Ausbau allerdings schon aus dem Rennen zu sein scheint, weil die Sache wohl zu teuer werden würde. Da allerdings keiner der Dortmunder Oberliga-Vereine den Nachbarclubs das Stadiontor vor der Nase zuschlagen würde, könnte auch ein Ausbau des Aplerbecker Waldstadions die Träume wahr werden lassen.
Darauf hoffen Bülent Kara und seine Vorstandskollegen nun also. Sportlich scheint für die Rot-weißen derweil die Sonne: In der Liga hat das Team von Coach Sebastian Tyrala die Hinserie auf einem ausgezeichneten vierten Platz beendet und in der Winterpause mit dem erstmaligen Gewinn der Dortmunder Hallenmeisterschaft das eigene Potential ein weiteres Mal unter Beweis gestellt.
Das wiederum dürfte durch die Ende Januar fixierte Verpflichtung von Westfalia Rhynerns Top-Torjäger Hakan Sezer nochmal merklich gewachsen sein.
Ob die bei alldem anfallende Arbeit nicht manchmal schwer zu bewältigen ist? Immerhin schien beim überraschenden Abschied von Bülent Karas Vorgänger Emre Konya im November durchaus auch Kritik an mangelnder Unterstützung durchzuscheinen. In dieser Hinsicht jedoch sieht der neue sportliche Leiter nach eigener Aussage keine Probleme: „Mal investiert man sechs Stunden am Tag, mal auch nur zwei. Sicher ist immer etwas zu tun, aber das geht oft auch von zu Hause aus. Über einen echten Full-Time-Job für den Verein würde ich erst beim Regionalliga-Aufstieg nachdenken.“ Der ja – siehe oben – ohnehin für ganz neue Rahmenbedingungen sorgen würde.