Wie heißt es so schön: Zum Schluss ging’s schnell. Nach gerade mal einem halben Jahr ist Borussia Dortmund erneut auf Trainersuche. Hatte es im alten Jahr immer mal wieder Anzeichen dafür gegeben, Nuri Sahin könne das schlingernde BVB-Schiff zurück auf Kurs bringen, sobald sich die neuen Automatismen eingespielt hätten, schmolz der Rückhalt des Coachs in den letzten Wochen wie Schnee in der prallen Sonne. Eine irrlichternde Defensive ohne nachvollziehbares Stellungsspiel, zudem verunsicherte, lethargische Führungsspieler: Am Ende gingen dem Ur-Dortmunder zusehends die Argumente aus.
Parallel zu Sahins Entlassung grüßt einmal mehr die schwarzgelbe Mentalitäts-Diskussion: Unglaublich, wie viele Übungsleiter der letzten Jahre sich trotz ständig wechselnden Personals die Zähne daran ausgebissen, ihrem Team dauerhaft eine kämpferische Einstellung einzuimpfen. Wobei es die neue Personalentscheidung durchaus etwas brisanter macht, dass es beim BVB selten einen so ambitionierten, nach vorne drängenden Co-Trainer gab wie Nuri Sahin in der Ära Edin Terzic.
Eine seriöse sportliche Analyse der zurückliegenden Monate dürfte natürlich, wenn überhaupt, erst mit ein bisschen zeitlichem Abstand möglich sein.
Schnell muss hingegen eine Trendwende her, will die Borussia ihre selbstgesteckten Mindestziele nicht völlig aus den Augen verlieren. Dass die „Marktlage“ für einen Trainerwechsel aktuell alles andere als optimal ist, macht die Situation noch ein bisschen brisanter. Schwarzgelber „Stallgeruch“ indes, so ist es Lars Rickens Aussagen zu entnehmen, soll diesmal beim Jobprofil des neuen Übungsleiters keine Rolle mehr spielen. Und so bohrt die BVB-Führungsriege aktuell augenscheinlich an dicken externen Brettern.
(Foto: IMAGO / Team 2)
In der Zwischenzeit bleibt U19-Coach Mike Tullberg auf der Kommandobrücke: Ein Typ, der mit seiner emotionalen Herangehensweise an den Fußball immerhin eine Grundqualifikation mitbringt, um die BVB-Familie für sich einzunehmen. Das wär’s dann aber derzeit leider auch schon mit den Gewissheiten. Außerdem kann auch beim Thema „Emotionen“ augenscheinlich einiges schief gehen, wie Matthias Sammer kürzlich als TV-Moderator bewies: Den Trainer des eigenen Vereins öffentlich derart anzuzählen, wie es Borussias Berater auf Amazon Prime während des Bologna-Spiels tat, sorgte landauf, landab für Irritationen. Womöglich die Folge eines Interessenskonflikts, für den dann aber ausschließlich der bekennende Klartext-Experte verantwortlich wäre.
Es gibt also, zusammengefasst, beim BVB derzeit keinen Mangel an Baustellen. Drücken wir die Daumen, dass die richtigen Entscheidungen getroffen, die richtigen Kräfte verpflichtet und die richtigen Knöpfe gedrückt werden.