Bestmarken sind auch beim Fußball das Salz in der Suppe, haben allerdings nicht immer etwas Heroisches. Manchen Rekord würde der Besitzer sicherlich gerne dankend ablehnen – was allerdings den Unterhaltungswert nicht unbedingt mindert:
– niedrigster Bundesliga-Zuschauerschnitt
Das Leben ist halt nicht immer fair – umso weniger, wenn man in irgendeine Schublade absortiert wurde. Tasmania Berlin jedenfalls gilt bis heute als das Synonym des erfolglosen Bundesligisten, entsprechende „Bestmarken“ (die wenigsten Punkte, das schlechteste Torverhältnis) inbegriffen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Berliner „Schießbude“ in ihrer einzigen Erstligasaison einen durchaus passablen Zuschauerschnitt von gut 17.000 Besuchern hatte. Und dass ausgerechnet die Tasmania beim Bundesligadebüt mit 81.000 zahlenden Gästen das Olympiastadion ausverkaufte: Saison-Bestwert aller Clubs!
Tatsächlich wurde die bis heute gültige Zuschauer-Minusmarke leider in der Saison 1972/’73 vom Revierclub RW Oberhausen aufgestellt, bei dem sich pro Heimspiel im Schnitt nur rund 7100 Gäste auf den Rängen einfanden. (Andere Quellen setzen sogar noch ein wenig tiefer an.) Gut, 17 Spieltage am Stück „rote Laterne“: Das macht auch den hartgesottensten Fan mürbe. Weshalb sich das Saisonfinale gegen Kickers Offenbach auch angeblich nur noch knapp 800 Menschen antaten. Und sollte das wirklich stimmen, hätten man den wackeren Tasmanen aus Berlin diese Bestmarke (827 Zahlende gegen Borussia Mönchengladbach) sogar jahrelang zu Unrecht zugeschrieben.
– kürzeste Bundesligatrainer-Laufbahn
Unter Max Merkel holte sich der 1. FC Nürnberg anno 1968 seine bis dato letzte deutsche Meisterschaft: Wie sich die Zeiten doch ändern! Die Ungeduld mit Trainern wiederum mag populärer geworden sein, ist aber keine Erfindung unserer Tage: Merkels Nachfolger Robert Körner waren seinerzeit ganze zwei Spieltage im Amt vergönnt. Als der Coach diese beiden versemmelte, stellte man ihm den Stuhl nach gerade mal 18 Tagen wieder vor die Tür: Ein bis heute gültiger Rekordwert. Das Abenteuer Bundesliga war für den Österreicher nach 180 Minuten damit übrigens endgültig beendet, in der Folge war er nur noch in seiner Heimat tätig.
International wird Körners Wert von zweieinhalb Wochen im Amt übrigens locker kassiert – natürlich von den Engländern. Dort landete der Übungsleiter des Fünftligisten Torquay United, Leroy Rosenior, binnen eines Tages wieder auf der Straße – nachdem der Verein nur zehn Minuten nach Roseniors Unterschrift an neue Besitzer weiterverscherbelt worden war. Und die hatten offenkundig andere Pläne.
– kürzeste Bundesligaspieler-Laufbahn
Die kürzeste aktive Bundesligakarriere vollzog sich nirgendwo anders als im Signal Iduna Park, und sie wahrzunehmen verlangte von den Anwesenden höchste Konzentration: Am 14. Spieltag der Saison 2012/’13 empfing der BVB zu Hause die Düsseldorfer Fortunen. Für diese war das 1:1 nach 90 Minuten plus vier Minuten Nachschlag ein sehr erfreuliches Ergebnis, weshalb sie mit einer Auswechslung verständlicherweise nochmal Zeit von der Uhr nahmen. Linksverteidiger Andre Fomitschow war zwar schon seit Saisonbeginn bei den Rheinländern beschäftigt, Wettkampfluft hatte er aber noch nicht schnuppern dürfen. Das durfte er jetzt – und zwar für exakt acht Sekunden. Dann pfiff Schiedsrichter Deniz Aytekin die Partie ab, und kurz drauf verlieh die Fortuna den damals 22-Jährigen nach Cottbus.
Formitschow lief nie mehr in der Bundesliga auf und hält so eine bis heute gültige Rekordmarke. Andererseits: Besser als nichts, manch ein Kicker würde vermutlich gern mit ihm tauschen. Und übrigens hatten die Fußballgötter doch noch ein Einsehen: Fünf Jahre später bewies Fomitschow dann immerhin in der niederländischen „Eredivisie“ Erstligareife.
– meiste Eigentore in einer Bundesliga-Saison
Auch hier ist Schwarzgelb – in gewisser Weise – beteiligt. Dass HSV-Idol Manni Kaltz gemeinsam mit Nicolae Novesci (1.FC Nürnberg) die „ewige“ Eigentortabelle der deutschen Eliteklasse mit sechs Treffern anführt, ist vermutlich vielen Fußballfans bekannt. Bittererweise schnappte sich der Außenverteidiger im gleichen Zug noch einen weiteren Rekord: In einer einzigen Saison – nämlich 1977/‘78 – hatte nur Kaltz den Ball gleich dreimal im eigenen Netz versenkt. 2018 zog dann mit Niklas Süle, seinerzeit allerdings noch in Diensten von Bayern München, ein weiterer Kicker nach. Da Süle aber auf dieses Konto nach seinem Wechsel an die Strobelallee nicht weiter eingezahlt hat, kann man mit dieser Bestmarke hierzulande locker umgehen.
– schnellste Rote Karte der Bundesliga-Geschichte
Und wieder ist Schauplatz der Signal Iduna Park – was will man machen?
Am letzten Spieltag der Saison 2010/’11 hoffte die abstiegsgefährdete Frankfurter Eintracht auf etwas gemütlichere Dortmunder Borussen, stand doch der erste Meistertitel unter Jürgen Klopp bereits fest. Der BVB wollte seiner Erfolgsstory allerdings noch ein ansehnliches Kapitel hinzufügen und drehte den zwischenzeitlichen 1:0-Vorsprung der Hessen. In der 79. Minute schließlich schickte Christoph Daum Youngster Marcel Tisch-Rivero auf den Rasen, der bis dato exakt sechs Erstliga-Minuten aus der Vorsaison zu Buche stehen hatte. Der heftete sich mit seiner allerersten Spielaktion dem frei aufs Tor zulaufenden Marcel Schmelzer an die Fersen und trat ihm in die Selbigen. Referee Peter Gagelmann griff in die hintere Tasche und schickt den Eingewechselten nach exakt 43 Sekunden wieder vom Feld. Auch Titsch-Rivero blieb eine Rückkehr in die Bundesliga verwehrt, beim 1.FC Heidenheim allerdings mauserte er sich zum jahrelangen Stammspieler – und kam ohne weitere „Rote“ durch die Karriere.