Jadon Sancho fühlte sich also wie daheim, als er die BVB-Kabine an der Strobelallee wieder betrat? Ah, ja. Gut, zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass er vor zweieinhalb Jahren gar nicht schnell genug von zu Hause wegkommen konnte. Und die schwarzgelbe Bilanz, was Rückholaktionen angeht, ist zudem durchaus ein wenig durchwachsen – siehe etwa Shinji Kagawa oder Mario Götze.
Sinn macht die Heimkehr des einstigen Wunderkindes wohl trotzdem. Ein Spieler mit derartiger Übersicht und solchen Fähigkeiten im „Eins-gegen-eins“ hat die Borussen-Fanseele seit dem Abschied von Jude Bellingham schmerzlich vermisst. Sanchos Top-Speed von fast 35 km/h nicht zu vergessen, den er trotz des Reservistendaseins in Manchester offenbar nach wie vor abrufen kann: Von Konditionsdefiziten beim 23-Jährigen nahezu keine Spur. Schon bindet er wieder Gegenspieler, reißt Lücken, bereitet Tore vor, während mit Felix Nmecha und Karim Adeyemi zwei weitere schnelle Offensivkräfte einfach nicht auf die Beine oder in die Spur kommen. Eine Verstärkung stellt der „Heimkehrer“ also auf jeden Fall da. Ob die Leihe auch zu einer Investition in die Zukunft werden kann, bleibt selbstverständlich erst einmal komplett offen.
Während Jadon Sancho viele kreativen Defizite des BVB behebt, sofern er wieder an alte Zeiten anknüpft, ist Ian Maatsen offenkundig der Mann, der die Guerreiro-Lücke stopfen soll.
Als offensivstarker Kicker mit viel Ballsicherheit und großem Spielverständnis erinnert der Holländer in der Tat deutlich an den neun Jahre älteren Portugiesen. Und wie dieser ist auch Maatsen im zentralen Mittelfeld ebenfalls gut aufgehoben: Ein Umstand, den sich Edin Terzic gleich in den ersten Einsätzen des 21-Jährigen taktisch zu Nutze machte. Auch weil Borussias Liaison mit dem offensiv weniger überzeugenden Ramy Bensebaini bislang eine durchwachsene Bilanz aufweist, brauchte Maatsen nicht lange, um die BVB-Anhängerschaft von seinen Qualitäten zu überzeugen.
Doch was für Jadon Sancho gilt, trifft auf den vom FC Chelsea gekommenen Linksfuß leider mindestens so sehr zu: Weil die Borussia sich seine Dienste erstmal nur leihweise gesichert hat, steht die gemeinsame Zukunft in den Sternen. Zum Geschäftsmodell der Londoner gehört es nämlich schon seit vielen Jahren, die eigenen Talente immer wieder übergangsweise abzugeben – bis in der Fremde hoffentlich der Knoten platzt. Dann wiederum wird’s womöglich nicht billig: Rund 35 Mio € würde es offenbar kosten, Ian Maatsen dauerhaft zu verpflichten.