Der Krankenstand bei den rund 1,1 Millionen versicherten Arbeitnehmern der AOK NORDWEST in Westfalen-Lippe ist trotz der Schwankungen aufgrund der Corona-Pandemie im Jahr 2020 stabil geblieben. Der Wert lag wie im Vorjahr im Durchschnitt bei 6,0 Prozent. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsbericht der AOK NORDWEST hervor. Danach verursachten Muskel- und Skeletterkrankungen unverändert die meisten Ausfalltage. Mit 23,9 Prozent lag deren Anteil an den gesamten Fehltagen mit großem Abstand an erster Stelle. Auf den weiteren Plätzen folgten Atemwegserkrankungen (11,3 Prozent), psychische Erkrankungen (10,9 Prozent) und Verletzungen (10,0 Prozent).
Die Corona-Pandemie führte zu teilweise erheblichen Schwankungen beim Krankenstand: Zunächst gab es zu Beginn der Pandemie im März einen deutlichen Anstieg des Krankenstandes auf 8,3 Prozent im Vergleich zu Februar mit 7,0 Prozent. Von Mai (4,9 Prozent) bis August (5,2 Prozent) zeigte sich insgesamt ein deutlicher Rückgang, der jedoch ab September (5,9 Prozent) in die zweite Welle überging und im November erneut einen hohen Wert von 6,3 Prozent erreichte. Unterm Strich blieb es jedoch im Jahresdurchschnitt bei 6,0 Prozent analog des Vorjahreswertes.
Nach der aktuellen AOK-Auswertung für 2020 meldeten sich 54,5 Prozent der Beschäftigten einmal oder mehrfach krank. Insgesamt war jeder bei der AOK versicherte Erwerbstätige in Westfalen-Lippe durchschnittlich an 21,8 Tagen krankgeschrieben. Dabei wurden fast 45 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage von Langzeitkranken verursacht. Die durchschnittliche Krankheitsdauer je Fall lag bei 13,5 Kalendertagen, ein Plus im Vergleich zum Vorjahr um 14,4 Prozent.
Längere Krankheitsdauer bei psychischen Erkrankungen und Burnout
Auffällig ist, dass nach einem stetigen Anstieg der Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen in den letzten Jahren erstmals wieder ein Rückgang zu verzeichnen ist. „Es ist zu vermuten, dass viele psychisch erkrankte Beschäftigte insbesondere in den beiden Lockdown-Phasen aus Angst vor Ansteckung auf einen Arztbesuch verzichtet haben“, sagt Ackermann. Allerdings zeigt sich parallel zur Abnahme der Fallzahlen von psychisch bedingten Krankschreibungen eine sprunghafte Zunahme deren Länge.
So stieg die Dauer eines durchschnittlichen psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeitsfalls bei den AOK-Mitgliedern in Westfalen-Lippe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 3,6 Tage von 26,9 Tage auf 30,5 Tage. Bei Burnout war ein Anstieg von 19,9 Tage in 2019 auf 23,2 Tage in 2020 zu verzeichnen. Damit bekam der Trend der letzten Jahre zu immer längeren Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen im Pandemie-Jahr 2020 einen weiteren Schub.
Große Unterschiede zwischen den Berufsgruppen
Die höchsten Fehlzeiten gab es 2020 in Westfalen-Lippe in den Berufsgruppen industrielle Gießerei (35,7 Tage), bei den Bus- und Straßenbahnfahrern (33,3 Tage), den Straßen- und Tunnelwärtern (33,2 Tage) sowie in der Ver- und Entsorgung (32,5 Tage). Die niedrigsten Fehlzeiten sind in den Berufsgruppen der Hochschullehre und -forschung (3,6 Tage), der technischen Forschung und Entwicklung (6,4 Tage) sowie in der Softwareentwicklung (7,7, Tage) festzustellen