Der Rückgang der alkoholbedingten Klinikeinweisungen bei Kindern und Jugendlichen in Westfalen-Lippe hält an: Auch im zweiten Pandemiejahr 2021 kam es zu einem weiteren Rückgang beim Komasaufen. Das belegt eine aktuelle Auswertung der AOK NordWest. Danach wurden im vergangenen Jahr insgesamt 384 junge Menschen im Alter von 12 bis 20 Jahren mit einer akuten Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert, etwa 18 Prozent weniger als im Vorjahr (471). In 2019 vor der Pandemie landeten noch 788 Jugendliche und junge Heranwachsende wegen exzessiven Alkoholkonsums in einer Klinik.
„Die Feierpause durch geschlossene Gaststätten, Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln während der Corona-Pandemie hatte offenbar einen positiven Effekt. Grund zur Entwarnung ist das allerdings nicht. Denn es ist davon auszugehen, dass die Feierlaune mit der weiteren Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens wieder steigen wird“, warnt Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest.
Alkoholkonsum kann zu langfristigen Gesundheitsschäden führen und erhöht die Gefahr, später abhängig zu werden. Wer bereits in jungen Jahren exzessiv Alkohol trinkt, läuft Gefahr, wichtige Hirnfunktionen dauerhaft zu schädigen und eine Alkoholsucht zu entwickeln. Daher ist es wichtig, dass Jugendliche mit Alkohol verantwortungsvoll umgehen.
Über Gefahren des Alkoholkonsums aufklären
Für AOK-Chef Ackermann ist der Kampf gegen das ‚Komasaufen‘ eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die nur von allen Beteiligten gemeinsam gemeistert werden kann. „Wir dürfen nicht nachlassen, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene über die Gefahren des Alkoholkonsums aufzuklären und zu einem verantwortungsvollen Umgang zu motivieren“, so Ackermann. Neben den Eltern spielen auch Schulen, Sportvereine und Jugendeinrichtungen sowie der Einzelhandel, Diskotheken, Clubs, Kneipen, die örtliche Polizei gemeinsam mit kommunalen Experten der Suchtprävention, eine wichtige Rolle. So sind auch Kommunen und Politik gefordert, sich in der Suchtprävention zu engagieren. Dazu gehört, die Verfügbarkeit von Alkohol zu verringern und mit allen relevanten Akteuren gemeinsam die Bevölkerung zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu motivieren. „Wenn Eltern, Vereinstrainer, Verwandte und andere wie selbstverständlich alkoholische Getränke zu sich nehmen, ist die Hemmschwelle für Kinder und Jugendliche meist sehr niedrig. Wenn es „normal“ ist, dass am Wochenende, nach sportlicher Aktivität oder bei Feiern viel Alkoholisches getrunken wird, dann übernehmen unsere Kinder und Jugendliche dieses Verhalten eher“, so Ackermann.
Alter für Alkoholkauf heraufsetzen
Außerdem unterstützt die AOK NordWest den Vorschlag des Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert, das „begleitende Trinken“ ab 14 Jahren abzuschaffen und das Alter für den Alkoholkauf von 16 auf 18 Jahren heraufzusetzen.
Projekt ‚HaLT – Hart am Limit‘ mit Beratungsangebot
Als positives Beispiel für gelebte Suchtprävention nannte Ackermann das landesweite Projekt ‚HaLT – Hart am Limit‘, eine gemeinsame Initiative von Landes-Gesundheitsministerium, gesetzlichen Krankenkassen, der Landeskoordinierungsstelle Suchtvorbeugung NRW und kommunalen Suchtberatungsstellen. Dabei werden Jugendliche, die wegen Rauschtrinkens ins Krankenhaus eingeliefert werden, mit einem speziellen Beratungsangebot auch unter Einbindung oft besorgter Eltern unterstützt, ihren Alkoholkonsum zu reflektieren und Ideen für den zukünftigen Umgang zu entwickeln.
„Jugendliche dabei begleiten, für sich herauszufinden, weshalb es zum Rauschtrinken kommt und was es ihnen wirklich bringt, schafft eine andere Sichtweise. Geschieht dies dort, wo Jugendliche zusammenkommen wie in allgemein- und berufsbildenden Schulen, Sportvereinen oder Jugendeinrichtungen, ist der Effekt oft größer“, so Ackermann. Eltern erhalten ebenfalls wichtige Tipps, wie sie das Konsumverhalten in Bezug auf Alkohol und andere Rauschmittel bei ihren Kindern thematisieren und positiv beeinflussen können.
in wichtiges Element dabei ist die kommunale Verankerung der Suchtprävention, die die regionalen Suchtberatungsstellen vor Ort koordinieren, um Rahmenbedingungen zu schaffen, die Jugendliche unterstützen, mit Alkohol verantwortungsvoll umzugehen.