Der Europäische Rat hat im Jahr 2015 den 21. September erstmals zum „Europäischen Tag gegen Islamophobie“ erklärt. Er ist seither wichtiger Bestandteil des gemeinsamen Engagements unzähliger Menschen aus den Religionsgemeinschaften, der Zivilgesellschaft und der Politik gegen Islamfeindlichkeit und Rassismus, die seit Jahren zunehmen. Diese Tendenz zeigt sich auf gesellschaftlicher, aber auch politischer Ebene in islamophoben Äußerungen, rechtspopulistischer Rhetorik sowie in Hass und Hetze auf den Straßen, in politischen Gremien und sozialen Medien.
Auch in Dortmund ist es in der Vergangenheit zu Übergriffen auf die muslimische Gemeinschaft gekommen. Dabei waren häufig Moscheen das Ziel. Allein im vergangenen Jahr gab es vier rassistische und islamfeindliche Angriffe auf Moscheen. Diese reichten von Drohbriefen über Hakenkreuz-Schmierereien bis hin zur Befestigung eines abgetrennten Schweinekopfes am Eingangstor einer Moschee. Vertreter:innen aus der Stadtspitze, den demokratischen Parteien, den Religionsgemeinschaften und der Zivilgesellschaft verurteilen die Angriffe laut Pressemitteilung der Stadt aufs Schärfste. Denn für die Zukunftsfähigkeit der Stadt sind, so Oberbürgermeister Thomas Westphal, ein friedliches Miteinander, gegenseitiger Respekt und Wertschätzung unerlässlich: „In den vergangenen Jahren mussten wir deutschlandweit und weltweit eine Zunahme an Radikalisierung und Gewalt feststellen, die spätestens seit den rassistischen Anschlägen wie z. B. in Hanau unsere Gesellschaft erschüttert haben. Für die Stadt Dortmund als weltoffene Großstadt der Nachbarn sind der Schutz und die Durchsetzung der Menschenrechte, die Stärkung des sozialen Miteinanders, die Förderung von Chancengleichheit und gesellschaftlicher Teilhabe eine Daueraufgabe. Den Opfern von Ausgrenzung, rassistischen Übergriffen oder gar körperlichen Angriffen gilt daher unsere Solidarität und Unterstützung.“
Unmittelbar nach den Moschee-Angriffen haben Oberbürgermeister Thomas Westphal, der Integrationsrat sowie die Religionsgemeinschaften und engagierte Kräfte aus der Zivilgesellschaft den muslimischen Gemeinden ihre Unterstützung und Solidarität zugesichert. Der Rat der Stadt Dortmund schloss sich dieser von breiten Teilen der Bevölkerung und der Politik getragenen Haltung an und verabschiedete am 17. Februar 2022 mit großer Mehrheit eine Resolution, in der sich der Rat mit den muslimischen Gemeinden in Dortmund solidarisierte und jede Form von rassistischen und islamfeindlichen Angriffen auf Moscheen in Dortmund verurteilte.
Manfred Kossack, Sonderbeauftragter für Vielfalt, Toleranz und Demokratie, zeigt sich erfreut über das gestärkte demokratische Engagement: „Dortmund ist eine Stadt der guten Nachbarschaft. Wir treten ein für ein friedvolles, sicheres Zusammenleben aller Menschen in unserer Stadt und möchten gemeinsam allen menschenfeindlichen, rassistischen Umtrieben und demokratiegefährdender Gesinnung entgegenwirken.“
Auch für den Integrationsrat als politisches Gremium für die Belange von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sind Rassismus und Menschenfeindlichkeit zentrale Themen. Der Vorsitzende des Dortmunder Integrationsrates, Leonid Chraga, äußert anlässlich des Tages: „Muslime erleben leider regelmäßig Diskriminierung und Beleidigungen. Diesen gilt es entschieden entgegenzuwirken. Antimuslimischer Rassismus darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Der Integrationsrat wird sich auch weiterhin politisch und gesellschaftlich dafür einsetzen, dass alle Menschen in Dortmund – unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit und ihren kulturellen Wurzeln – friedlich und respektvoll zusammenleben.“
Pfarrer Friedrich Stiller, Sprecher des Dialogkreises der Abrahamsreligionen, sagte zur Rolle des interreligiösen Dialogs: „Im Dialogkreis der Abrahamsreligionen arbeiten die Kirchen, Moscheevereine und die Jüdische Kultusgemeinde seit Jahren vertrauensvoll zusammen. Wir sind uns völlig einig darin, dass wir Angriffen auf Muslime ebenso entschlossen entgegentreten wie Angriffen auf jüdische Menschen. Unser Motto lautet: Wir ALLE sind Dortmund. Wir meinen, gegen Hass und Intoleranz hilft auf Dauer nur der konsequente Dialog der Religionen. Persönliche Begegnungen auf Augenhöhe sind dabei das A und O. Dann können wir auch in Konflikten das friedliche Miteinander bewahren, wie zuletzt im Stadtteil Eving mit dem Runden Tisch zu den Moscheeneubauprojekten.“
Ahmad Aweimer, Sprecher des Rates der muslimischen Gemeinden (RMGD): „Die Existenz eines ‚Europäischen Tages gegen Islamophobie‘ verdeutlicht die weltweite Problematik. Er zeigt, dass man die Ängste der Muslim:innen ernst nimmt. Islamophobie führt zu Angst, Geringschätzung, Abwehr, Unrecht und schließlich zur Gewalt. Sie führt ebenso zu Rassismus und Intoleranz. Muslim:innen sind selbstverständliche Teile der Gesellschaft. Sie werden aber oft als ‚die anderen‘ dargestellt, sie sind die Fremden und manchmal die Verdächtigen und somit entsteht statt Vertrauen bewusstes oder unbewusstes Misstrauen. Diesen Phänomenen und teilweise auch strukturell vorhandenen Diskriminierungserscheinungen müssen wir uns stärker entgegensetzen. Es sei hier auch an die Verantwortung der Muslim:innen erinnert, sich stärker in die Gesellschaft einzubringen und zu öffnen. Denn durch Dialog und Begegnung können Fremdheitsgefühle und Ängste abgebaut werden.“
Gemeinsam mit Leonid Chraga als Vorsitzendem des Integrationsrates fordern die genannten Akteure: „Der Europäische Tag gegen Islamophobie sollte zum Anlass genommen werden, die Kräfte zu bündeln, um auch auf lokaler Ebene islamophoben Tendenzen den Boden zu entziehen. Dies kann nur im Zusammenwirken mit der Zivilgesellschaft gelingen. Denn repressive oder präventive staatliche Maßnahmen allein werden das Problem nicht lösen können. Erst durch das vielfältige soziale Engagement in unserer Stadtgesellschaft wird eine Atmosphäre der Solidarität und des gegenseitiges Vertrauens geschaffen, die keinen Raum lässt für Islamfeindlichkeit, Diskriminierung und Ausgrenzung.“