Liebe, Tod und Jenseits sind seit jeher Themen in der Theologie und im Gottesdienst. Selten aber werden sie dort auch getanzt: Das wird im Ballett-Gottesdienst in der Reinoldikirche am 15. September anders sein. Freundinnen und Freunde der Ev. Stadtkirche am Ostenhellweg und des Ballett Dortmund können sich ab 11.30 Uhr auf Ekaterina Surmava, Daria Suzi, Javier Cacheiro Alemán und weitere Tänzerinnen und Tänzer des Ballett Dortmund freuen. Gemeinsam werden sie Auszüge aus „La Bayadère“ in der Choreografie von Xin Peng Wang präsentieren und den Chorraum der Reinoldikirche dabei in einen mystischen Tanzraum verwandeln.
Pfarrerin Susanne Karmeier und der St. Reinoldikantor Christian Drengk gestalten den Gottesdienst, Tobias Ehinger (Geschäftsführender Direktor des Theater Dortmunds) hält die Kanzelrede, der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
Die Geschichte einer nicht lebbaren Liebe
„Schöne Welt, wo bist du? Kehr wieder.“ Heißt es in einem romantischen Lied aus dem 19. Jahrhundert von Franz Schubert – „Schöne Welt, wo bist du?“, fragen sich viele auch heute. Voller Sehnsucht nach einem heileren Leben, nach einem Gegenpol zu dieser Welt, die aus den Fugen zu geraten und voller Unfrieden zu sein scheint. Immer schon hat die Kunst, haben Tanz und Musik dieser Sehnsucht Ausdruck verschafft: Auch das große Werk des klassischen Balletts „La Bayadère“, 1877 in St. Petersburg uraufgeführt.
In dessen Mittelpunkt steht die tragische Geschichte einer Liebe, die im Irdischen nicht lebbar ist, sich aber erfüllt im Reich der weißen Schatten jenseits von Zeit und Raum. Xin Peng Wang inszeniert dieses Ballett völlig neu, den zum Kult gewordenen dritten Akt – den sogenannten Schattenakt – aber choreografiert er nach dem klassischem Vorbild von Marius Petipa mit weißen Tutus und auf Spitzen getanzt. Was hat es auf sich mit dieser mystischen, schwerelosen Gegenwelt, die für einen Moment die so anders erlebte Wirklichkeit übersteigt und überwindet? Woran nähren sich unsere Träume und Utopien für ein anderes Hier und Jetzt?
Schöne Welt, wo bist du und wie wirst du? Macht es einen Unterschied, ob wir unser Leben von der Hoffnung auf ein Jenseits, vom Ewigen her leben oder ohne diese Hoffnung? Im Gottesdienst bekommt dieses Suchen und Fragen Raum. In Worten und Musik, in Stille und Tanz.