„Hier bei Melange kommt man ja mit den merkwürdigsten Persönlichkeiten in Berührung.“ Das findet zumindest Holger Ries in seiner Rolle als Einlasser, in der er diejenigen begrüßt, die ins Schulte-Witten-Haus gekommen sind, um den 20. Geburtstag von Melange – Literarische Gesellschaft zur Förderung der Kaffeehauskultur e. V. zu feiern. Und ja, er meint die Menschen aus Kunst, Kultur und Politik, die sich allmählich in den Stuhlreihen niederlassen. Vor allem aber schaut er die Kunstschaffenden an, die in den ersten beiden Reihen Platz genommen haben, diejenigen, die die Programmhefte von Melange Halbjahr für Halbjahr füllen, mit Veranstaltungsformaten, die in ihrer Ungewöhnlichkeit ihresgleichen suchen. Da sind Musik und Theater und Kulinarik und all das zusammen, in Konglomeraten, die so individuell sind wie ihre Schöpfer:innen und Akteur:innen. Und da ist Literatur – das vor allem.
Anerkennung und Förderung
Bunt wie die Menschen Melange kennen, erlebten sie auch diesen Geburtstagsabend an der Wittener Straße. Doch auch der Rückblick, der einem jeden Jubiläum innewohnt, durfte nicht fehlen. So erinnerte sich Dr. Thomas Eicher als Gründer und Vorsitzender des Vereins an den fünften Geburtstag, an dem Jörg Stüdemann in seiner Eigenschaft als Kämmerer und Kulturdezernent verlauten ließ: „Die Stadt Dortmund begrüßt Initiativen wie diese, weil sie uns nichts kosten.“ Inzwischen aber hat die Stadt entdeckt, dass sich eine Förderung von Melange durchaus lohnt, nicht umsonst hat sie dem Verein den Kleinkunstpreis verliehen. „Kultur ist ein Baustein für die nachhaltige Entwicklung unserer Stadt“, betonte Dr. Stefan Mühlhofer als Direktor der Kulturbetriebe zur Geburtstagsfeier. So erhält der Verein unter anderem seit 2019 finanzielle Unterstützung für sein Programm im Rombergpark aus literarischen Spaziergängen und Theater-Events und nutzt die städtischen Räume im Verwaltungsgebäude des Rombergparks zu günstigen Konditionen als Büro. Die Räumlichkeiten für die Geburtstagsfeier stellte die Stadt kostenlos zur Verfügung. Auch die Getränke waren für die Gäste kostenlos, hier hatte sich jedoch der Förderverein des Hauses Schulte Witten mit einer Spende reingehängt. Ansonsten hatte die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt die Veranstaltung finanziert.
Das Lesebuch
Fast 2.000 Veranstaltungen hat Melange bis heute auf die Beine gestellt, „ein buntes Potpourri“ aus den unterschiedlichsten Richtungen der Kleinkunst, wie Kulturbetriebe-Direktor Dr. Mühlhofer formulierte. Um neben den performativen Aufführungsformaten auch etwas Bleibendes zu schaffen, hat Melange sich selbst und den Gästen ein Geburtstagsgeschenk gemacht: Das Melange-Lesebuch, das essayistische Texte mit Theater, Kurzgeschichten und -biografien vereint und auch einen Rückblick auf 20 Jahre Melange liefert. „Ein ungewöhnliches Vorhaben“, schreibt Melange auf seiner Homepage, „denn hier werden erstmals Texte in Buchform publiziert, die ursprünglich nur für den Vortrag entstanden sind. Wir treten den Beweis dafür an, dass es sich nicht nur lohnt hinzuhören, sondern auch nachzulesen.“ Der Titel „Was machen Sie denn sonst so?“ zitiert die Menschen, die Literaturveranstaltungen besuchen und die Kunst für ein Hobby halten, das einen anderweitigen Broterwerb impliziert. Erschienen ist das Buch im OCM-Verlag.
Auch für Melange ist die Präsentation eines neu erschienen Buches obligatorisch. In diesem Zusammenhang sind mehrere Veranstaltungen geplant, in Dortmund am 26. November um 19.30 Uhr im Studio B der Stadt- und Landesbibliothek am Max-von-der-Grün-Platz 1–3. Eine Anmeldung unter wird erbeten. Der Eintritt kostet 3 Euro.