In einer aktuellen Pressemitteilung äußert sich die Aidshilfe Dortmund e. V. zu den geplanten Kürzungen:
„Das Land NRW plant Kürzungen um 35 %, die Kommune faktisch auch: Der aidshilfe dortmund fehlen so ab 2025 zwischen 100.000 und 140.000 € jährlich.
Ein radikaler Abbau sämtlicher Präventions- und Beratungsangebote um etwa 40% wäre die Folge – ein gesundheitspolitisches Fiasko angesichts steigender Infektionszahlen (insbesondere bei Hepatitis C, Syphilis sowie HIV in bestimmten Zielgruppen).
„Probehalber“ und um intern mit den Mitarbeiter:innen die konkrete Umsetzung zu erörtern, werden zunächst am kommenden Montag und Dienstag alle Präventions- und Beratungsangebote ausgesetzt, der Gesundheitsladen „pudelwohl“ und die Fach- und Beratungsstelle bleiben geschlossen.
Eine 40 %-ige Leistungskürzung würde für Dortmund beispielhaft bedeuten:
- 460 Schüler:innen weniger, die bei Präventionsveranstaltungen in Schulen (Youthwork) aufgeklärt werden
- 500 Tests auf HIV oder STI weniger im schwulen Gesundheitsladen pudelwohl
- 700 Migrant:innen weniger, denen bei Präventionsveranstaltungen in afrikanischen Kirchengemeinden Tests oder Informationen ausgehändigt werden
- 200 junge Sexarbeiter weniger, denen Gesundheitsinformationen, Kondome oder Ausstiegshilfen angeboten werden
Die mittelbaren Folgen in Dortmund und ganz NRW wären steigende Neuinfektionsraten mit HIV, HCV oder Syphilis, noch mehr Nicht-Diagnostizierte (schon jetzt sind in NRW laut Robert Koch-Institut 1.700 Menschen mit HIV infiziert, ohne das zu wissen: sie erkranken vielfach an Aids und geben das Virus unwissentlich weiter) und vermehrte Aids-Erkrankungen – also menschliches Leid und ein enormer volkswirtschaftlicher Schaden.
Willehad Rensmann, Geschäftsführer in Dortmund und Mitglied des Landesvorstands der Aidshilfe NRW: ‚Für viele NRW-Aidshilfen wären die erneuten Kürzungen ein „Kipp-Punkt“, wir befinden uns tatsächlich an einem Scheideweg! Die gesamte Aidshilfe-Struktur im Land samt des enormen ehrenamtlichen Engagements ist massiv gefährdet. Das ist eine gesundheitspolitische Geisterfahrt, die absolut kurzsichtig und umso absurder ist, da der gesamte Aids-Etat nur 0,004% des Landeshaushalts entspricht. Infektionen lassen sich nicht kürzen! Wir fordern alle politisch Verantwortlichen in Dortmund und Düsseldorf auf, Gesundheitsprävention, Generationengerechtigkeit und eine angemessene Finanzierung von Aidshilfe sicherzustellen.'“