Als die Hörderin Anita Traub davon erfuhr, dass ganz in ihrer Nähe die digitale Kunstausstellung „Phoenix des Lumières“ eröffnet hatte, „bin ich dort hingegangen und war überwältigt“. Doch schon bald wendete sie die Medaille und wurde nachdenklich. 14 Euro hatte sie als Rentnerin an der Kasse auf den Tresen gelegt, um die bewegten Projektionen der Werke von Gustav Klimt, Friedensreich Hundertwasser und anderen sehen zu können – und es hatte sich gelohnt. Doch was ist mit all den Menschen, die weniger Rente beziehen als Traub selbst? „Die können gar nicht dahin, weil die das Geld nicht haben“, formuliert sie schließlich den unangenehm schlichten Zusammenhang.
Daraufhin setzte sich die Rentnerin mit ihrer Freundin Yvonne zusammen, um sich mit ihr gemeinsam der Frage zu widmen: „Wie können diese Leute mit eingeschlossen werden?“ Bald lag zwischen den Frauen ein ganz konkreter Vorschlag auf dem Tisch: Einmal wöchentlich, so ihr Gedanke, sollte es von 15 bis 17 Uhr freien Eintritt in die Phoenix Halle für alle geben, die ihre Bedürftigkeit nachweisen.
Für wen der „Vorzugspreis“ gilt
Zwar nicht in der Konkretheit, aber doch in der dahinterstehenden Philosophie schlagen die beiden mit ihrer Idee in genau die Kerbe, die der Veranstalter Culturespaces eröffnet hat und auf die er auch in seiner Antwort auf eine entsprechende Anfrage mit dem Finger zeigt: „Für uns als Culturespaces, aber natürlich auch speziell als Phoenix des Lumières in Dortmund, ist es ein wichtiger Teil unseres Konzeptes, allen Menschen unsere Kunst näherzubringen.“ Beispielhaft nennt Renaud Derbin als Direktor bei Phoenix des Lumières die Familientage während der Osterferien, an denen Familien die Ausstellung zum „Vorzugspreis“ besuchen konnten, wie Phoenix des Lumières auf Instagram schrieb.
Ohnehin bietet Phoenix des Lumières neben dem „Seniorentarif“, den auch Anita Traub genutzt hat, Vergünstigungen für Menschen in Ausbildung oder mit Schwerbehindertenausweis, einen Jugendtarif sowie verschiedene Gruppentarife an. Kinder unter fünf Jahren besuchen die Ausstellung kostenlos. Darüber hinaus beantwortet Direktor Derbin die Frage nach weiteren Optionen für finanziell schwächere Personen so: „Wir prüfen derzeit verschiedene Möglichkeiten mit Partnern aus der Region. Dazu gehören Kooperationen, die es uns ermöglichen, Phoenix des Lumières für noch mehr Menschen erlebbar zu machen.“
Wann genau diese Möglichkeiten ausgelotet sein sollen, lässt er offen. Auch auf den Vorschlag der beiden Frauen geht er nicht unmittelbar ein. Grundsätzlich aber scheinen Traub und ihre Freundin Yvonne auf der einen und Phoenix des Lumières auf der anderen Seite ein ähnliches Ziel zu verfolgen: Tendenziell mehr Menschen als aktuell den Zugang zur Ausstellung zu ermöglichen.