Die preisgekrönten Fraunhofer Enterprise Labs brechen zu neuen Ufern auf: In »Open Enterprise Labs« können neuerdings mehrere Unternehmen gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML an ihrer Zukunft arbeiten. Das Institut präsentiert das neue Format vom 19.–21. März im Rahmen der LogiMAT 2024.
Die Herausforderungen unserer Zeit lassen sich nur gemeinsam lösen. Künstliche Intelligenz und dezentrale Systeme erfordern gemeinsame Sprachen und standardisierte Schnittstellen, um eine Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg zu gewährleisten. Genau hier setzt das Format der Open Enterprise Labs an: Darin entwickelt das Fraunhofer IML gemeinsam mit mehreren Industriepartnern Open- Source-Lösungen – auch um branchenweite De-facto-Standards zu schaffen.
»Die Fraunhofer Enterprise Labs haben sich seit 2013 zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt. Der Gewinn des Deutschen Logistik-Preises 2023 mit unserem Partner Dachser war ein Ritterschlag für das Kooperationsformat. Darum wollen wir es nun bewusst und für vergleichsweise kleines Geld mehreren Unternehmen gemeinsam ermöglichen, Teil unserer Spitzenforschung und Entwicklung zu werden. Wir wollen die Branche motivieren, Logistik als Mannschaftssport zu betreiben«, betont Prof. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML.
Naturgemäß stehen Basistechnologien und Commodities im Vordergrund der gemeinsamen Entwicklung. Es geht darum, einen Einstieg in neue Technologien oder gemeinsame Standards zu finden – von der Programmierung einheitlicher Schnittstellen bis zum gemeinsamen Einstieg in die Künstliche Intelligenz. »In den Open Enterprise Labs wird entwickelt, was die Unternehmen brauchen. Aber nur wer mitmacht, kann auch mitbestimmen, wo die Reise hingeht, oder die Informationen sammeln, die für weitere, ggf. proprietäre Entwicklungen gebraucht werden«, so ten Hompel.
Ein Open Enterprise Lab läuft über einen Zeitraum von drei Jahren und startet mit mindestens drei Unternehmen, die Interesse an Entwicklungen in verwandten Themen- oder Anwendungsfeldern haben. Die Unternehmen – vor allem KMU – definieren die fachlichen Anforderungen an eine Open-Source-Lösung. Das Fraunhofer IML steuert und begleitet den Prozess und übernimmt die Entwicklungsarbeit. Die in den Open Enterprise Labs entwickelten Lösungen bilden dann die Basis für individuelle Geschäftsmodelle – mit einem offenen Kern. Das Format startet zunächst mit einer Handvoll Forschungsthemen, darunter »Digitaler Produktpass«, »LogOS« (Logistics Operating System) und »EfficientCargo«.
Weiterführende Informationen zu den Forschungsthemen:
Digitaler Produktpass:
Ein digitaler Reisepass für Produkte – das ist der digitale Produktpass (DPP). Doch anders als ein echter Reisepass ist der digitale Produktpass ein Produktleben lang gültig. Von den verwendeten Materialien über CO2-Fußabdruck, Produkt- und Reparaturinformationen bis zu Entsorgungs-/Recyclinganweisungen enthält er alles, was die Akteure entlang der Wertschöpfungskette wissen müssen. Diese einheitliche Datengrundlage kann von Dienstleistern und Konsumenten, aber auch den Behörden verwendet werden. Denn ab 2030 wird der digitale Produktpass EU-weit zur Pflicht. Schon jetzt können Unternehmen mit dem digitalen Produktpass die Transparenz entlang des Produktlebenszyklus erhöhen und so zum Wandel der Kreislaufwirtschaft beitragen.
LogOS:
Mit LogOS arbeitet das Fraunhofer IML an einem Betriebssystem für die Intralogistik, das den innerbetrieblichen Transport mittels Fahrerloser Transportfahrzeuge oder autonomer mobiler Roboter löst und sich selbst organisiert. Auf dem Weg zu selbstorganisierenden Systemen gehören damit fest verdrahtete Systeme bald der Vergangenheit an. Verschiedene Systemlandschaften machen ein solches Betriebssystem notwendig – von unterschiedlichen WMS- oder ERP-Systemen bis zu unterschiedlichen mobilen Robotern, die miteinander interagieren sollen. Dafür bedarf es eines offenen und modularen Betriebssystems nach dem Baukastenprinzip, das sich flexibel an die Anwendungsbedürfnisse anpassen lässt und (De-facto-)Standards unterstützt.
EfficientCargo:
Ziel von EfficientCargo ist es, die Auslastung von Laderäumen (z. B. Lkw, Flugzeuge, Schiffe) kosten- und ressourceneffizient zu erhöhen. Das soll Transportkosten und den CO2-Ausstoß reduzieren. Zudem sollen eine dynamische Anpassung von Transportkapazitäten sowie ein Monitoring von Frachtraum- und Packstück- Abmessungen erreicht werden.