Das Telefon klingelt. Nach wenigen Sekunden Gespräch sitzt der Schock tief.
Die Polizei ist am Apparat. Ein Kommissar, der die Nachricht überbringt, dass meine Tochter bei einem Verkehrsunfall ein Kind getötet hat. Sofort drehen die Gedanken sich nur noch um die Tochter. Wie schlimm! Wie muss sie sich fühlen? Und wie muss sich die Familie des Kindes fühlen? Angst kommt hoch. Verzweiflung.
Aber auch die Frage: Wie kann ich helfen?
Mit Geld! Das sagt zumindest der Polizist am anderen Ende der Leitung. Denn nur noch das – eine große Summe Geld oder auch andere Wertgegenstände – kann meine Tochter nun vor einer Untersuchungshaft bewahren.
Der Beamte baut Druck auf. Wie schnell bekomme ich die geforderte Summe zusammen? Wie bald kann ich an einem Treffpunkt sein, um alles an einen Polizisten zu übergeben? Der Mann am Telefon lässt mir keine Möglichkeit einen klaren Gedanken zu fassen. Oder gar zu prüfen, ob die Geschichte wirklich stimmt. Er bleibt in der Leitung. Selbst noch, als ich bereits am Bankschalter stehe, um mein Erspartes abzuheben.
Und plötzlich die wiederholte Frage der Bankangestellten. Was genau ich denn mit der großen Geldsumme vor hätte? Ich werde nervös. Der Mann am Ende der Leitung wird nervös.
Und dann das: Nachdem die Angestellte gefühlt endlos lange gebraucht hat, um mir mein Geld auszuzahlen, steht die Polizei vor mir. Dabei telefoniere ich doch die ganze Zeit mit einem Beamten …
Es ist ein Horrorszenario. Aber ein realistisches. Was Sie hier gerade gelesen haben, ist eine vereinfachte und stark verkürzte Version eines sogenannten Schockanrufs. Eines Schockanrufs, der gut ausgeht. Weil ein Gang zum Geldinstitut nötig ist und somit eine neutrale Zeugin hinzukommt. Eine Zeugin, die einen klaren Kopf hat und sofort zweifelt. Sie tut das Richtige und ruft die Polizei, die in der Folge einen Betrug verhindern kann.
So übrigens geschehen am Mittwochmorgen (15. November) in Dortmund-Mitte. Einen fünfstelligen Betrag wollte eine ältere Dame da am Schalter abholen. Die Mitarbeiterin jedoch wurde stutzig, fragte nach. Und verständigte die Beamten. Gemeinsam konnten die Beteiligten so verhindern, dass die Frau das Geld abholt und es an Betrüger übergibt. In dem festen Glauben, damit ihrer Tochter in Not zu helfen.
Kein so positives Ende hat am Dienstagmittag (14. November) ein ähnlicher Fall genommen. Betroffen war ein 65-jähriger Dortmunder. Er erhielt gegen 11.45 Uhr einen Anruf von einer Dame vom Amtsgericht. Diese teilte ihm mit, seine Frau habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht. Nun sei eine hohe Kaution nötig, um sie vor einer Untersuchungshaft zu bewahren.
Unter Schock steckte der Mann aus Dortmund-Brechten Gold ein, das er zuhause lagerte, und begab sich zu dem genannten Treffpunkt. Dort übergab er es an eine unbekannte Frau. Erst kurze Zeit später wurde ihm klar, dass er Opfer eines Betrugs geworden war. Sofort benachrichtigte er die Polizei.
Die hat nun die Ermittlungen aufgenommen und sucht Zeugen, die die Übergabe beobachtet haben. Sie fand gegen 12.30 Uhr im Bereich vor dem Amtsgericht Dortmund statt. Die Frau wird wie folgt beschrieben: ca. 160 cm groß, 45 bis 55 Jahre alt, normale Statur, trug eine Brille und eine Wollmütze. Zeugen werden gebeten sich beim Kriminaldauerdienst unter Tel. 0231/132-7441 zu melden.
Die Polizei rät in diesem Zusammenhang außerdem: Täglich werden uns derzeit aus Lünen und Dortmund wieder Anrufe mit ähnlichem Inhalt gemeldet. Telefonbetrüger sind also wieder verstärkt unterwegs. So auch heute.
Auf wen sie es abgesehen haben? Vor allem auf ältere Menschen.
Wie Sie Ihre älteren Verwandten und Bekannten vor diesen Betrügern schützen können? Vor allem indem Sie sie stark machen! Stark und wissend! Die Prävention derartiger Delikte fängt in der Familie und im persönlichen Umfeld an.
Deshalb rät die Polizei vor allem jungen Menschen:
- Sprechen Sie mit älteren Menschen in Ihrem Umfeld über gängige Betrugsmaschen. Erklären Sie Ihnen genau, wie Betrüger heute vorgehen.
- Seien Sie erreichbar für ältere Menschen und vermitteln Sie ihnen diese Erreichbarkeit auch. Seniorinnen und Senioren scheuen sich oft, jüngere Angehörige und Bekannte anzurufen, weil sie befürchten, sie könnten stören.
- Raten Sie Ihren Angehörigen und Bekannten in jedem Fall eins: Im Zweifelsfall immer auflegen, wenn Sie am Telefon um Geld gebeten werden! Legen Sie auf und vergewissern Sie sich über Ihre
eigenen Wege, ob das, was Sie am Telefon gehört haben, stimmt. Rufen Sie beispielsweise angeblich betroffene Angehörige über Ihre eigenen Erreichbarkeiten an. Oder wenden Sie sich über die 110 an die “echte” Polizei. - Und zuguterletzt versichern Sie älteren Menschen vor allem eins: die Polizei wird sie am Telefon nie nach ihrer finanziellen Situation befragen. Geschweige denn wird Sie Ihre Wertgegenstände in Verwahrung nehmen. Und eine Untersuchungshaft wird in keinem Fall durch Zahlung eines Geldbetrags verhindert!
- Weitere Infos zum Thema Prävention erhalten Sie hier: https://dortmund.polizei.nrw/senioren