Wer in diesen Tagen an der Reinoldikirche unterwegs ist, passiert ein temporäres Mahnmal. 66.519 Papierstreifen rauschen an den drei Kuben im Wind und werden im Innenraum der Reinoldikirche von blauem Licht angestrahlt. In den vergangenen Tagen schrieben Aktive im Umkreis von St. Reinoldi und Passant*innen die Namen und Geschichten der Menschen auf die Zettel, die auf der Flucht gestorben sind, und befestigten sie an den Aufbauten.
Seit zwei Wochen fanden in St. Reinoldi Veranstaltungen zum Thema statt, die sämtlich auf den heutigen Weltflüchtlingstag hinausliefen, wie Pfarrerin Susanne Karmeier als Koordinatorin des Netzwerks „Beim Namen nennen“ erklärt. Während in der Kirche die Namen der Toten verlesen wurden, traf man sich auf dem Vorplatz zur Mahnwache: „Wir versuchen ins Bewusstsein zu bringen, dass es diese Menschen gab, dass es sie nicht mehr gibt, ehren ihr Leben und protestieren, dass Menschen an unseren Grenzen sterben müssen.“
Konkret gehe es darum, so die Pfarrerin, „die, die kommen, menschenwürdig zu behandeln und sie in rechtmäßige Verfahren zu bringen“. Sie sieht eine „unglaubliche Krise der Menschenwürde“, weil „wir sie (die Menschen an den Grenzen) bewusst sterben lassen“.