Ist die Anbringung eines Legendenschildes immer auch dem Gedenken gewidmet, so war dies am 30. Juni in doppelter Hinsicht der Fall. Elke und Ortwin Grevel waren es gewesen, die sich mit dem Wunsch nach einem Legendenschild an ihrer Adresse im Wilsingweg an Gerhard Stranz wandten, der bereits ein solches Schild für Wilsings Urgroßvater Johann Gottlieb Preller an der Prellerstraße bei der Bezirksvertretung Innenstadt-Ost erwirkt hatte. Doch nur sechs Tage, bevor das Schild angebracht wurde, verstarb Ortwin Grevel. Dennoch betonte seine Frau: „Mein Mann würde sich sehr freuen, wenn dieses Schild jetzt eingeweiht wird.“ Und so geschah es, zum Gedenken an Wilsing und zum Gedenken an Ortwin Grevel.
„Daniel Friedrich Eduard Wilsing (1809 – 1893) geboren in Hörde und Komponist der Romantik. Er wirkte ab 1834 in Berlin, wo er neben Klavier- und Chorwerken die Psalmenkomposition „De profundis“ schrieb, die er dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV widmete“, heißt es auf dem Legendenschild. Die Aufführung dieses opulenten Werkes im Jahr 2016 war es auch, die in Dortmund erneut das Augenmerk auf den Hörder Komponisten richtete. Ganz vergessen wurde er aber offenbar nie, findet der Name „Wilsingweg“ für die 69 Meter kurze Straße in der Gartenstadt doch bereits im Jahr 1913 Erwähnung in den städtischen Dokumenten. „Warum die Stadt Dortmund dem Hörder hier ein ,Denkmal’ gesetzt hat, war nicht mehr zu klären“, schrieb der damalige Vorsitzende des Hörder Heimatvereins in seiner Schrift „Zum 200. Geburtstag des Hörder Komponisten Daniel Friedrich Eduard Wilsing“ im Jahr 2009.
Wilsing-Konzert im Oktober
Auch Gerhard Stranz, der sich Garths Nachforschungen vor einiger Zeit anschloss und diese nun fortführt, konnte keine Erklärung dafür finden, dass ausgerechnet diese von der Lübkestraße abgehende Stichstraße nach dem Komponisten benannt wurde. Einen Bezug zu Wilsings Jugend stellte er dennoch her, legte doch der junge Eduard seinen täglichen Schulweg von Hörde durch die Gartenstadt zum Archi-Gymnasium in der Innenstadt zurück.
Wäre er am Nachmittag des 30. Juni 2022 diesen Weg nach Hause gegangen, so hätte er die aus seiner Feder stammende Musik erklingen hören, denn Stranz hatte Christoph Greven engagiert, der eine professionelle Anlage der Musikschule zur Verfügung stellte, um der Einweihung des Legendenschildes ein angemessenes Ambiente zu verleihen. Wer Wilsings Musik auch einmal live erleben möchte, hat am 22. Oktober um 16 Uhr Gelegenheit dazu, einem Konzert des Orchesterzentrums NRW in der Bezirksverwaltungsstelle Hörde zu lauschen.