Ein wenig abseits vom Tagesgeschehen wurde am 15. Dezember auf dem DSW21-Betriebshof in Dorstfeld vor zahlreichen Gästen aus Lokalpolitik und Gesellschaft ein richtig großes Rad gedreht – denn mit der Präsentation eines Prototypen seiner neuen Stadtbahn-Generation biegt das Verkehrsunternehmen auf die Zielgerade eines ehrgeizigen Projekts. Nicht nur, weil Stadtbahnen für eine längere Lebensdauer konzipiert werden als Privatfahrzeuge – die aktuelle Flotte etwa stammt überwiegend aus den Jahren 1986 bis 1999. Sondern auch, weil die neuen Wagen offenbar in mehrerlei Hinsicht einen deutlichen Entwicklungssprung hingelegt haben.
Wichtigste Weichenstellung ist hierbei wohl die durch Dämmung erreichte bemerkenswerte Energieeffizienz der vorgestellten Bahnen. Eine um rund 70% niedrigere nötige Heizleistung bescheinigte ihr ein Prüfinstitut nach gründlichen Tests in einem Klimakanal. Damit liege man, bilanzierte Ralf Habbes, selbst umgerechnet auf den gesamten Energieverbrauch bei Ersparnissen von 12,5%. „Das“, so der DSW21-Betriebsleiter, „ergibt bei den aktuellen Preisen eine jährliche Einsparung in Höhe von etwa einer Million Euro.“
Ein bislang nur von Bussen bekanntes Zusatz-Feature wiederum dürfte gerade gehbehinderten Menschen, Rollstuhlfahrern oder Eltern mit Kinderwagen das Reisen mit der Stadtbahn angenehmer machen, kann diese doch künftig seitlich „in die Knie gehen“, also um 3 cm abgesenkt werden. So lässt sich die Höhendifferenz zu den Bahnsteigen auf ein Minimum reduzieren.
Auch nach dem Einstieg wird es für Menschen mit Rollatoren, Rollstühlen oder Kinderwagen demnächst komfortabler. Die in Türnähe gelegenen Sondernutzungsflächen nehmen mehr Raum als bisher ein und wurden z. B. bei der Gestaltung optimierter Taster und kontrastreicher Griffstangen in Abstimmung mit dem Behindertenpolitischen Netzwerk (BPN) der Stadt Dortmund konzipiert.
Die Wünsche der Fahrgäste finden sich ebenso bei der Sitzpolsterung, dem verwendeten Material und der Lehnenhöhe wieder.
Ein ausgesprochen praxisnahes Feature sind die von jedem Sitzplatz zu erreichenden USB-Ports, an denen Fahrgäste ihr Smartphone werden aufladen können. „Strom“, so Hubert Jung, „ist dafür schließlich ausreichend vorhanden.“ Der Ende des Jahres scheidende DSW21-Verkehrsvorstand kann sich in seiner Branche an kein vergleichbar umfangreiches Modernisierungs-Projekt erinnern, denn bei einem modernen Stadtbahn-Wagen wird es selbstverständlich nicht bleiben. 25 weitere, baugleiche Fahrzeuge sollen im Laufe der nächsten drei Jahre ausgeliefert werden, gleichzeitig verschwinden zehn altehrwürdige Bahnen mit Baujahr 1974, die man einst als „gute Gebrauchte“ von den Bonner Stadtwerken erwarb. Parallel zu den Neuanschaffungen beginnt 2024 die Modernisierung von 64 Bestandsfahrzeugen: Dieser Prozess wird sich über sieben Jahre erstrecken.
Auch bis Dortmunderinnen und Dortmunder die neue Bahnen-Generation im Alltag testen darf, wird noch rund ein halbes Jahr vergehen. Dies sei der übliche Zeitrahmen für die von der zuständigen Aufsichtsbehörde durchgeführte Verkehrssicherheitsprüfung, betont Ralf Habbes.
Was nach der „bahnbrechenden“ Premiere Mitte Dezember außerdem noch nötig ist, um verantwortungsvoll auf den Klimawandel zu reagieren, unterstrich OB Thomas Westphal in einem Appell in Richtung Bund und Land: Dass man, falls ein leistungsfähiger ÖPNV gewünscht sei, „jetzt Nägel mit Köpfen machen und eine saubere Finanzierung aufstellen“ müsse.