Stehen hierzulande nicht eigentlich die Sozialdemokraten in dem Ruf, mit ihren Vorsitzenden nicht eben zimperlich umzugehen? Die CDU im Stadtbezirk Lütgendortmund allerdings wird sich in dieser Hinsicht womöglich künftig mit Häme zurückhalten, brennt es dort doch ausgerechnet vor der Kommunalwahl lichterloh: Insgesamt 14 Parteimitglieder, unter ihnen die Vorsitzende der Lütgendortmunder Ortsunion, Petra Trümper, sowie ihr „Vize“, Daniel Schürhoff, kehrten im Laufe der letzten Wochen ihrer Partei den Rücken.
Der kollektive Vorwurf in Richtung der ehemaligen Parteifreunde lautet „Intrigen und Kungelei“. Konkret beklagt Lüdos ehemalige CDU-Chefin, ihre Ortsunion sei bei der Listenplatzvergabe vor Wahlen in schöner Regelmäßigkeit von den Unionskollegen aus Bövinghausen und Oespel ausgebootet worden. Schon in der aktuellen Bezirksvertretung ohne Mandat, hoffte Petra Trümper vergeblich darauf, dass sich hinsichtlich der aktuellen Ratswahl der Wind drehen könnte – aber erneut war es die Oespeler Ortsunion, die sich in Person von Annette Becker den aussichtsreichen Listenplatz 18 sichern konnte.
Ein von ihr, Daniel Schürhoff und weiteren 17 Mitgliedern in der Sache an den Kreisvorsitzenden Steffen Kanitz adressiertes Schreiben blieb nach Aussagen der Absender ohne jegliche Resonanz, und selbst ein Treffen mit Kanitz‘ Stellvertretern Claudia Middendorf und Thorsten Hoffmann habe am „Status quo“ nullkommanichts geändert.
Der spektakuläre Schlussakt der Angelegenheit allerdings sollte noch kommen, und der hört sich zumindest nur wenig nach freundlichem Konsens unter den Christdemokraten aus Dortmunds Westen an: Nachdem Petra Trümper aus Protest über den ihr angetragenen Listenplatz 29 die Delegiertenkonferenz der CDU verlassen hatte, focht mit Michael Zechner ausgerechnet der Chef der Bövinghauser „Konkurrenz“ den Platz seiner Kollegin an, und verdrängte die zu diesem Zeitpunkt noch aktuelle Ortsunion-Chefin in deren Abwesenheit weiter nach hinten ins Listen-Niemandsland.
Der in Frau Trümpers Kritik einbezogene CDU-Vize-Chef Dortmunds, Thorsten Hoffmann, legt indes Wert auf die Feststellung, man habe mit Petra Trümper über die Jahre immer in regem Austausch gestanden und jegliche Hilfe angeboten. In letzter Konsequenz aber müsse und wolle auch ein Stadtbezirks- und ein Kreisvorstand das Votum seiner Mitglieder akzeptieren. So wurde dann auch die einsetzende Lütgendortmunder Austrittswelle auf Vorstandsebene – zumindest offiziell – recht gleichmütig aufgenommen. Kreisgeschäftsführer Andreas Brausen hätte sich nach eigenen Worten zwar durchaus darüber gefreut, „wenn der Stadtbezirk diese Dinge im Vorfeld intern geregelt hätte“. Letztlich aber wolle er den Delegierten nicht die Möglichkeit nehmen, sich demokratisch zu entscheiden.
Offenbar sehr ähnlich sieht das der Vorsitzende des CDU-Stadtbezirks Lütgendortmund, Dr. Arne Küpper: Ob in seinem Bezirk unter den Unionsdelegierten in der letzten Zeit genug miteinander geredet worden sei, wisse er nicht, so sein etwas erstaunliches Eingeständnis. Doch letztlich seien es eben nicht die Personen, sondern deutlich mehr die Positionen und Werte, um die sich bei der Ausrichtung einer Partei alles drehen müsse. Wobei es im Falle ihrer ehemaligen Partei ja genau das Thema „Werte“ ist, auf das Petra Trümper inzwischen eine unversöhnliche Sicht hat: „Man sollte nie vergessen, dass all unser Engagement für die Parteien in den Stadtbezirken unentgeltlich und ehrenamtlich erfolgt. Allein daher darf man eigentlich mit keiner Ortsunion so respektlos umgehen, wie das mit uns schon seit vielen Jahren geschieht“, zieht sie eine triste persönliche Bilanz in den Diensten der Union.