Diese „loyalste Mannschaft, die man sich wünschen kann“, so Bauleiter Philip Kühnel, „kannst du nachts um zwei aus dem Bett klingeln, die kommen sofort“. Zum Glück ist das nur in Ausnahmefällen wie Winterdiensteinsätzen notwendig. Die Rede ist von den Mitarbeitenden von GrünBau inklusiv, die Ende Januar zusammen mit Landesvertreterinnen und dem Team aus der Geschäftsführung ihr zehnjähriges Jubiläum feierten – in den Räumen einer vollkommen neuen Gastronomie.
Nansen: Ein Ausbildungsbetrieb für Menschen mit „brüchigen Biografien“
Dass GrünBau sein neues Restaurant „Nansen“ genannt hat, erscheint ebenso kreativ wie folgerichtig. Für seinen Einsatz in der internationalen Flüchtlingshilfe sowie für die Initiierung des „Nansen-Passes“ erhielt Fridtjof Nansen im Jahr 1922 den Friedensnobelpreis. Über hundert Jahre später erinnert man sich in Dortmund an ihn, indem man in der Speicherstraße den „Heimathafen“ errichtet. „Menschen, die ihre neue Heimat in Dortmund sehen“, sollen in dem Gebäude mit der Hausnummer 15 Unterstützung erfahren, wie Andreas Koch als Geschäftsführer von GrünBau erklärt. Als Ausbildungsbetrieb für arbeitslose Menschen „mit brüchigen Biografien“ bildet das „Nansen“ im Erdgeschoss laut Restaurantfachfrau Katharina Neumann so einen Teil des Ganzen.
Momentan findet das Team sich noch ein, um in einigen Monaten den ersten Auszubildenden auf hohem Niveau begegnen zu können. Die Bilanz der ersten Wochen fällt jedoch aus betrieblicher Perspektive hoch erfreulich aus. „Jeden Abend“, so Geschäftsführer Koch, sei das Nansen geöffnet „und jeden Abend ausverkauft“. Was es hier auf den Teller gibt, beschreibt Neumann als „modern europäisch“. Mit Gerichten aus verschiedenen europäischen Ländern stelle das Team „eine relativ kleine übersichtliche Karte“ zusammen – „vorwiegend vegetarisch und vegan“.
GrünBau inklusiv: Erfolgreich im Garten- und Landschaftsbau
Auch die Menschen, die zu den Feierlichkeiten von GrünBau inklusiv gekommen waren, versorgten die Nansen-Köche Bernd Gröning und Nino Dahlke mit einem Büffet aus Kleinigkeiten. Das hatten sich die Mitarbeitenden mehr als verdient, folgt man den Worten von GrünBau inklusiv-Geschäftsführerin Anja Coumans, die sie an das versammelte Team richtete: „Ohne eure Leistungen draußen bei Sonne, Regen und Schnee würde es unser Unternehmen gar nicht geben.“
Im Jahr 2013 entschied sich GrünBau aufgrund von „Umbrüchen in der Arbeitsmarktförderung“ für die Ausgründung, berichtet Gründungsmitglied Michael Stober: „Seitdem agieren wir durchaus erfolgreich am Arbeitsmarkt“ – mit Personal mit und ohne Beeinträchtigung. Damals verzichtete man auf „Sandkastenspiele“, formulierte Geschäftsführerin Coumans, sondern schuf „reale Arbeitsplätze“ im Bereich des Garten- und Landschaftsbaus. Fest angestellt zu sein ist für Menschen mit Beeinträchtigung keine Selbstverständlichkeit, aber das Konzept von GrünBau inklusiv fußte von Anfang an auf diesem Grundsatz und werde es auch in Zukunft tun, versicherte Coumans.
Damit sei GrünBau inklusiv ein Beispiel, das Orientierung für „die Entwicklung eines funktionierenden inklusiven Arbeitsmarktes“ biete, die für sie die politische Herausforderung des Jahres darstelle, so Claudia Middendorf, die es sich nicht nehmen ließ, ebenfalls einige Worte an die Anwesenden zu richten. So betonte die Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung: „Wir brauchen eine gesellschaftliche Diskussion über Inklusion, vor allem in den Köpfen!“ Die Aufgabe, der sie sich daher nun mit „großem Druck“ widme, sei die Realisierung des Inklusionspaktes inklusiver Arbeitsmarkt. „Richtung Ostern“ könne Nordrhein-Westfalen – und somit auch GrünBau Inklusiv – mit Verbesserungen in der Förderung des inklusiven Arbeitsmarktes rechnen.