Nach Feierabend ein Bier oder zum Essen einen Rot- oder Weißwein. Auch ohne Feste und Feierlichkeiten kann der Konsum von Alkohol schnell zur Gewohnheit werden – besonders in Zeiten der Corona-Pandemie.
Das geht aus einer aktuellen Auswertung der AOK NordWest hervor. Danach sind die Ausfalltage wegen übermäßigen Alkoholkonsums im vergangenen Jahr erneut deutlich gestiegen und haben einen Höchstwert erreicht: An fast 100.000 Tagen fehlten bei der AOK versicherte Beschäftigte in Westfalen-Lippe deswegen am Arbeitsplatz. Das ist ein Plus im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent. Um den gesundheitlichen Folgen übermäßigen Alkoholkonsums vorzubeugen, ruft die AOK NordWest mit Beginn der Fastenzeit ab Aschermittwoch bis Ostern die Menschen zum Alkohol-Verzicht auf.
Dazu startet am Mittwoch, 2. März, die sechswöchige Aktion der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter dem Motto ‚Kannst du ohne?‘. „Eine Zeit lang auf Alkohol zu verzichten, tut Körper und Seele gut und kann eine wichtige Erfahrung sein, die langfristig zu einem veränderten Umgang mit Alkohol beiträgt“, sagt AOK-Vorstandsvorsitzender Tom Ackermann.
So profitiert das Herz-Kreislauf-System schon von einer kurzzeitigen Abstinenz, ebenso der Magen und die Leber. Der Alkoholverzicht wirkt sich außerdem positiv auf Schlaf, Blutdruck, Konzentrationsfähigkeit und Körpergewicht aus. Außerdem wird das Krebsrisiko gemindert und das Immunsystem gestärkt.
Männer häufiger von Alkoholproblemen betroffen
Insgesamt wurde in Westfalen-Lippe im Jahr 2020 bei 56.970 AOK-Versicherten ein Alkoholproblem diagnostiziert. Gut drei Viertel davon waren Männer (42.807). Dies bestätigt sich auch bei den Klinikeinweisungen. Im vergangenen Jahr mussten AOK-Versicherte in 8.429 Fällen wegen problematischen Alkoholkonsums stationär in Kliniken in Westfalen-Lippe behandelt werden. Auch hier lag der Anteil der Männer bei fast 80 Prozent. Auffällig ist außerdem, dass bei den Krankenhauseinweisungen aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums mehr als die Hälfte der Betroffenen im Alter zwischen 41 und 60 Jahren sind.–„Oft wird einfach unbedacht zu promillehaltigen Getränken gegriffen – sei es am Feierabend, beim Treffen mit Freunden oder zum Essen.
Doch regelmäßiger Alkoholkonsum schadet der Gesundheit und führt zu Abhängigkeit. Deshalb ist es wichtig, ab und zu die eigenen Trinkgewohnheiten zu hinterfragen“, so Ackermann. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt als Richtwert für eine maximal tolerierbare Alkoholzufuhr bei gesunden Männern 20 Gramm Alkohol pro Tag an, also ein Bier (0,5 Liter) oder zwei Gläser Wein. Die Tagesdosis an reinem Alkohol bei gesunden Frauen liegt bei der Hälfte.
Alkohol ist ein Zellgift, das grundsätzlich alle Organe schädigen kann. Bei Frauen können die Folgen des Alkoholkonsums stärker sein als bei Männern. Denn Frauen bauen Alkohol langsamer ab. Hierzu wird in der Leber das Enzym Alkoholdehydrogenase benötigt, das bei Frauen in geringerer Menge vorliegt. Daher kann es bei ihnen schon bei geringeren Mengen, die regelmäßig konsumiert werden, schneller zu alkoholbedingten Schäden kommen.
Mithilfe der Fastenaktion können risikoreiche Gewohnheiten des ‚sorgenlosen Konsums‘ durchbrochen werden. Betroffene können erfahren, dass Alkohol nicht unbedingt bei jedem Anlass dazugehören muss oder bemerken bereits Abhängigkeitssymptome und können sich frühzeitiger Hilfe holen. Weitere Infos und Tipps auf der Internetseite der BZgA unter www.kenn-dein-limit.de.