Als Christian Spelsberg ein Luftbild vom Gelände seiner Firma an die Wand projiziert, bekommt NRW-Ministerin Mona Neubaur große Augen: „Ein Stadtteil innerhalb Dortmunds!“ Am Freitagmittag besuchte sie Bönninger Gerüstbau als Unternehmen, das sie vor zwei Jahren mit dem Interkulturellen Wirtschaftspreis ausgezeichnet hatte – „aus gutem Grund“, wie sie sagt.
Kampagne gegen Rechts
Es sind die riesigen Banner, mit denen die Brackeler Gerüstbau-Firma von sich reden macht. „Stop Racism“ prangt zum Beispiel mit Weiß auf blauem Grund an einer Fassade am Hauptbahnhof. Zur Bundestagswahl passte Bönninger sein Erscheinungsbild online an und setzte den Slogan „Blau ist keine Option.“ Ministerin Neubaur überzeugt diese Kampagne nicht nur als „unternehmerisches Erfolgkonzept“. Vielmehr betrachtet sie sie als „Rückenwind“ für alle, die sich in Dortmund „für die Demokratie und ein anständiges Miteinander“ engagieren.
Gewinnung von Mitarbeitenden
Auch die Werbung von Mitarbeitenden und Auszubildenden, die das Team aus rund 200 Menschen im Gerüstbau verstärken sollen, trifft bei der Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie einen Nerv. Besonders gut gefällt ihr die Headline „Bönninger Gerüstbau sucht: Jung, planlos und erfolglos“, denn auf diese Ansprache hin, so glaubt sie, wecke man bei jungen Menschen den Gedanken: „Ey, Moment, kann es doch sein, dass ich irgendwo gebraucht werde?“
So bot sie an, die Gerüstbau-Firma einmal mit den Verantwortlichen für das neue Landesprogramm „Ferien-Praktikumswochen NRW“ zusammenzubringen, denn „gerade beim Gerüstbau muss man sie ja erstmal auf den Hof kriegen“. Als besonders herausfordernd benennt Gerüstbauermeisterin und Geschäftsführerin Nadine Bönninger die Ansprache von „Mädels und jungen Frauen“: „Ich bin immernoch allein auf weiter Flur.“ Deshalb fährt die Firma auch hier eine separate Kampagne.
Perspektive: LKW mit Elektroantrieb
Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen an einer klimagerechten Wirtschaftlichkeit. So zeigte Gründerin Carmen Bönninger sich äußerst interessiert an einem Vorschlag der Ministerin. Bereits in der Vergangenheit, erzählt Bönninger, habe sie LKW mit Elektromotor bestellen wollen – damals erfolglos. Man teilte ihr mit, die Akkus seien so schwer, dass eine Zuladung so gut wie gar nicht mehr möglich wäre, sodass der LKW obsolet werde.
Aber „da hat sich was verändert“, berichtet Neubaur. Auch hier wolle sie Menschen zusammenbringen. „NRW.Energy4Climate“ heißt die Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz, die wohl bald mit Bönninger ins Gespräch gehen wird. Auf diese Weise nutzte die Minsterin ihren Termin in Brackel nicht nur, um ihr Gesicht in die Kameras zu halten, sondern um politische Ideen in der handwerklichen Praxis in Richtung Umsetzung zu bewegen.