„Die Zeit ist aus den Fugen geraten. Ich musste feststellen, dass der tägliche Umgang mit der Kultur nicht mehr so in der Gesellschaft verankert ist“, resümierte Tobias Ehinger als geschäftsführender Direktor des Theaters in Anbetracht der Corona-Pandemie anlässlich der Eröffnung der Kooperation zwischen dem Theater Dortmund und den Schulen. Nun jedoch ist es wieder möglich, Jugendliche für das Theater zu begeistern.
Eine „wunderschöne und ewige Liebe“: Romeo und Julia
Mindestens ein Theaterbesuch im Jahr steht beim Helmholtz-Gymnasium auf dem Programm. Das Ziel, das der Kulturkoordinator der Schule Tobias Stracke beschreibt, gestaltet sich ebenso schlicht wie herausfordernd: „Dass die Kinder oder Jugendlichen öfter ins Theater gehen als vorher.“ Dabei versuchen die Lehrkräfte, an den Unterrichtsstoff anzuknüpfen und alle Sparten abzudecken. Lesen die Schüler:innen im Unterricht beispielsweise „Romeo und Julia auf dem Dorfe“, so besuchen sie in diesem Zuge das Ballett „Romeo und Julia“. Speziell dieses Stück in seiner „wunderschönen und ewigen Liebe“ kündigte Leonardo Barbu als nächsten Programmpunkt ab dem 15. Oktober an. Der künstlerische Leiter des Balletts ging ganz in der Vermittlung seiner Sparte auf, als er den Jugendlichen verkündete: „Alles, was uns zusammenbringt, ist Tanz.“
Eine „Fantasy-Story“: Die Zauberflöte
Ähnlich leidenschaftlich zeigte sich Dr. Daniel C. Schindler als Chefdramaturg der Oper: „Wir singen, wenn wir mit unseren Gefühlen nicht mehr wissen wohin.“ Bei dem einsamen Papageno trifft er hiermit wohl den Nagel auf den Kopf, singt dieser doch lautstark „ein Mädchen oder Weibchen“ herbei. Es ist die „Fantasy-Story“ der „Zauberflöte“, die ab dem 18. September zu sehen ist und die Dr. Schindler den Schüler:innen als Einstieg in die Oper empfahl. Wer erst einmal schauen möchte „Oper: Ist das denn etwas für mich?“, hat im Dezember bei „Das Geheimnis der Zauberflöte“ Gelegenheit dazu, bevor sie oder er sich dem ernsthaften „Mozart-Tumult“ aussetzt.
„Bühnenluft schnuppern“ und die „mobile Oper“
Doch die nun eröffnete Kooperation geht über bloße Einladungen ins Theater hinaus. So können die Jugendlichen bei verschiedenen Workshops „selbst ein bisschen Bühnenluft schnuppern“, wie Svenja Riechmann ankündigte, die als Koordinatorin der Theaterpädagogik die Eröffnungsveranstaltung moderierte. Außerdem soll die „mobile Oper“ „mit bestimmten Stücken zu euch raus in die Schule“ fahren und Materialien zur Vor- und Nachbereitung mitbringen.
Für alle, die noch mehr wollen, gibt es den Kinderclub am Kinder- und Jugendtheater, den Jugendclub „Turtels“ an der Oper und eine junge Improvisationsgruppe am Schauspiel. Auch an die Ferienprogramme und die Jugend- und Familienkonzerte am Theater erinnerten die anwesenden Theaterpädagoginnen ihre jungen Zuschauer:innen noch einmal.
Bei einigen von ihnen wurde offenbar bereits ein Nerv getroffen. Das bewiesen die „Nordsternschnuppen“, die Tanz-AG des Helmholtz-Gymnasiums, deren Performance zu einer Instrumentalversion von „Das Modell“ beim jugendlichen Publikum wilden Applaus und begeisterte Pfiffe hervorrief.